Der Mittwoch markierte den Auftakt für den Auftakt der Howls Of Winter-Woche in Estland. Die neuen Räumlichkeiten bzw. allgemein das neue Black Magic Estonia, das erst vor kurzem bezogen wurde, eignet sich noch besser für kleine Clubgigs, als die alte Location. Hier feierten Süngehel ihr diesjähriges 10. Jubiläum.
Wer bereits das alte BME kannte, hatte es ehrlicherweise einfach, auch die neue zu finden, da man lediglich zum Betonkomplex nebenan gehen musste. Das neue BME versprüht dabei einen sehr ähnlichen Flair, aber mit etwas mehr Raum, sodass man sich auch dort wieder sofort wohl und „daheim“ fühlen konnte. Niedere Decken, Teppichboden, selbstgebaute Bühne und Bar und ein leicht angeranzter Industriecharme: Fertig ist die perfekte Location für das 10-jährige Süngehel-Jubiläum und eine Menge weitere Konzerte! Als Vorband lud man die finnischen Kollegen von Cadaveric Incubator ein, welche die Besucherschaft „vorwärmte“.
Das Trio aus Helsinki wusste mit seinem blankgeschabten Death Metal-Sturm mit deutlichem Grindcore-Einschlag das Publikum gehörig niederzuwalzen. Erst im vergangenen Jahr erschien ihr neues Album „Nightmare Necropolis“ beim US-Label Hells Headbangers Records und mit dessen Opener „World Necrosis“ eröffneten die Finnen ihre Show.
Vor allem die Schlaghämmer „Leprophagous Urge“ von ihrer ebenfalls 2021 erschienenen Split mit Leprophiliac und „The Covenant of Gore“ vom Full-Length-Debüt „Sermons of the Devouring Dead“ wussten zu überzeugen – und selbst für diejenigen, die mit der Prise Grind im Reißfluss der Band nicht so viel anzufangen wussten, dürfte der filthy sound räudig genug geklungen haben, um eine gute Zeit zu haben. Ein solider und spaßiger Anfang für den Abend.
Wenig später begannen die Gastgeber Süngehel mit ihrer Show und wer einen Blick auf die Setlist warf, dürfte früh gesehen haben, dass die Show eine enorme Länge haben würde. Ganze 17 Songs sollte die Party zum 10-Jährigen messen – und dem Opener „Blasphemous Süngegoat“, bei dem mit Lyric-Fetzen wie „We are the Death Warriors of Madness“ und „We are The Hell Conquerors Of Satan“ schon ganz gut der Ton für den Rest des Abends vorgegeben wird, folgten gleich vier Stücke vom 2020er Werk „Throne of the Desolator“. Süngehel zelebrieren mit ihrem Sound plakativ, aber nicht ohne Innovation den Satanismus und streuen eine geradezu perverse und brutale Metaphorik mit ein – und das will ungemein gefallen. Zumal der Mix an den Vocals aus dem kehligen Gesang von Wroth 666 und den nicht minder bohrenden Growls von Frontfrau Caddy einfach stark ist.
Wie es sich gehört lud man zum Jubiläum auch den ehemaligen Drummer Markus Saar und den ehemaligen Gitarristen Are Kangus ein, die einige der älteren Tracks performten. Zudem wurde der Gig von Süngehel in zwei Parts gesplittet, um den Besuchern des gutgefüllten Wohnzimmers zwischendurch eine kleine Pause zu gönnen, die nach dem ersten Feuerwerk bitter nötig war. Hier konnte man günstig Bier, Cider oder Tequila nachordern (Grüße gehen raus an Barlady K.) und einen kleinen Video-Zusammenschnitt der Bandgeschichte von Süngehel genießen.
Die zweite Runde wurde mit „Necromantic Blood“ eingeläutet und man war wieder in aktueller Besetzung auf der Bühne. Grundsätzlich kann man sagen, dass Süngehel sehr davon profitieren, eine zweite Gitarre in die Songstrukturen aufzunehmen. Diese gibt den brachialen Songs nochmal einen gewissen Touch und kreative Tiefe. Vor allem die letzten Songs des Sets wie „Sinister Ritual“, „Satanic Goatlord“ und das finale „Land Of Devastation“ brachte dies beeindruckend zur Geltung und die Bühne war mit maximaler Wut, Aggression und Musikern gefüllt.
Was für ein Auftakt fürs Howls Of Winter!
For our Estonian Friends: English will follow.
Bericht: Haimaxia