Zørza - Hellven
Review

Zørza - Hellven

Sommerloch beim Thema Neuerscheinungen: viele Veteranen der polnischen Black Metal Szene wie Christ Agony, Arkona oder Besatt präsentieren aktuell kein neues Material. Und auch Mgła haben sich nach ihrer ausgiebigen Tour mit über 80 Shows zwar seit Ende 2022 komplett zurückgezogen, brauchen aber offenbar noch Zeit für ein neues Album. Am besten nutzt man diese Sommerpause, um die abseitigen Pfade der polnischen Szene zu betreten und dabei einige der neuen Bands in den Blick zu nehmen. Zu diesen Neulingen, die jedes Interesse voll verdienen, gehören auch die seit 2022 aktiven Zørza, die gerade ihr erstes Album in voller Länge präsentiert haben. Und das hat es in sich.

  • von Skog
  • 23.07.2024

Bei diesem neuen Album, das vor knapp zwei Monaten bei Black Metal Promotion vorgestellt worden ist, sprechen schon die Klickzahlen eine klare Sprache: mit mehr als 80.000 Aufrufen innerhalb weniger Wochen wird der Band derzeit eine Aufmerksamkeit zuteil, die eigentlich den oben genannten Veteranen vorbehalten ist. Und diese Aufmerksamkeit ist verdient: mit Hellven legt das bisher in der Szene wenig bekannte Trio aus der Kleinstadt Grodzisk Wielkopolski in Westpolen ein Album vor, das so ausgereift ist, dass es viele Fans des polnischen Schwarzmetalls genau da abholen kann, wo diese sich am wohlsten fühlen: intensiv, trostlos, melodiös.

Geil abgeliefert / Die beiden Songwriter der Band Kacper Bartkowiak und Eryk Lange legen mit Hellven ein wirklich ausgereiftes Debüt in voller Länge vor.

Beeindruckend ist die Variabilität der Musik von Zørza: während die Band nach einem szenetypischen Intro mit den drei Songs „Night oft the Werewolf“, „Death II“ und „Lunacy of Memories“ geilen Mid Tempo-Black Metal klassischer Art mit ausgesprochen melodiösen Riffs und kraftvollen – fast hymnischen – Shouts kombiniert, folgt mit „The Crown with Silver Thorns“ ein variantenreiches, teils sehr atmosphärisches Stück mit mehr Tempowechseln. „Zorza II“ und „Danse Macabre“ sind dann rein instrumental eingespielt, ersteres klassischer Ambient im späten Burzum-Thulêan Mysteries-Stil und letzteres vollwertiger atmosphärischer Black Metal, bei dem der fehlende Gesang nicht einmal auffällt. Das danach folgende „Under the Reign of the Black Moon“ ist kompromissloser und insgesamt rauer, aber nicht weniger melodiös, während das Album mit einem Cover von Windirs Journey to the End“ langsamer wird, mehrstimmigen Gesang präsentiert und insgesamt noch einmal deutlich atmosphärischer wird.

Live erstmal nur exklusiv in Polen  / Im Interview verrät uns die Band aber, dass sie gerne auch einmal in Deutschland spielen würde.

Die Lyrics bieten genau das, was der Name der Band verspricht: Zørza lässt sich aus dem Polnischen mit „Dämmerung“ übersetzen und die Texte kreisen dann auch standesgemäß um die düsteren Themen Tod, Verlust sowie Angst und lassen sich insgesamt als trostlos bezeichnen. Damit passen sie hervorragend zu den Shouts von Sänger Refur, die zwar kraftvoll sind, aber genauso verzweifelt daherkommen und insgesamt sehr einnehmend sind. Das gilt genauso für die wahrscheinlich größte Stärke der Musik, nämlich die bestechend gute Gitarrenarbeit von Eryk Lange, die mit viel Tremolo aufwarten kann, dabei tolle Melodien kreiert und den Hörer absolut mitreißt.

Komplettiert wird das Trio von Bandleader Kacper Bartkowiak, der am Bass aktiv ist und die Lyrics verfasst und uns im Interview sagte, dass er zusammen mit Eryk Lange auch für das Songwriting der Band verantwortlich ist. Er verriet auch, dass die Band ganz aktuelles Merch zum Album bei Bandcamp am Start hat, in Polen einige Live-Events spielen wird und gerne auch einmal in Deutschland auf der Bühne stehen würde.

Album-Promo   / Die Band ordnet sich mit ihrem Album selbst dem Genre des Post Black Metal zu. Die Musik klingt aber vor allem true und nicht post.

Wenn man an diesem genialen Album überhaupt irgendetwas kritisieren möchte, dann kann das eigentlich nur die Selbsteinschätzung der Band sein, denn die Polen ordnen sich mit ihrer Musik selbst dem Post Black Metal zu. Aber genau diese Einordnung wird der Musik aus den genannten Gründen eigentlich wohl gar nicht gerecht. Auf Hellven wird vollwertiger Black Metal gespielt, nur eben im sehr eigenständigen Stil von Zørza. Und der klingt true und nicht post.

Trackliste:

1. Western Forest Rites 
2. Night of the Werewolf 
3. Death II 
4. Lunacy of Memories 
5. The Crown with Silver Thorns 
6. Zørza II 
7. Danse Macabre 
8. Under the Reign of Black Moon
9. Journey to the End (Windir cover)

9
PUNKTE
Bewertung

Das Rampenlicht, in dem die Polen von Zørza derzeit stehen, ist voll verdient: mit Hellven legt das bisher in der Szene wenig bekannte Trio aus Westpolen ein Album vor, das so ausgereift ist, dass es viele Fans des polnischen Schwarzmetalls genau da abholen kann, wo diese sich am wohlsten fühlen: intensiv, trostlos, melodiös.

Band

  • Zørza

Album Titel

  • Hellven

Erscheinungsdatum

  • 07.06.2024
Skog

"The great truth is there isn't one."

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