20 Jahre Urfaust und jetzt ist Schluss. Dieser wohl völkerrechtswidrige Tiefschlag kam mit aller Gewalt und plötzlich, aber im Nachhinein nicht vollkommen unerwartet. Mit „Untergang“, dem inzwischen 7. Album des Duos aus den Niederlanden, wurde der Fanbase nochmal ein Werk geschenkt, das aus meiner Sicht als Klammer um das gesamte Schaffen von Urfaust gelten darf.
Hier etwas zu schreiben ist eine echte Herausforderung, da man sich bewusst ist, dass da nichts mehr kommen wird und man es entweder mit einem würdigen, oder eben einem generischen Abschluss zu tun bekommt und so habe ich mich Untergang mit einer gewissen Ehrfurcht genähert und habe auch dem Vorgängeralbum nochmal einen Spin gegönnt. Fairerweise war mir gerade „Teufelsgeist" von 2020 einen Hauch zu „knödelig“. Zu viel Synthieeinsatz, zu viel epische Länge, langatmige sphärische Dronepassagen für die man auch wirklich in Stimmung sein muss und kein Hinhörer wie z.B. das fantastische „Unter Töchtern Der Wüste“ das immer noch als eines der größten Meisterwerke von Urfaust benannt werden könnte.
Kurzum, meine Erwartung an Untergang war nicht gerade gering und nach dem vierten oder fünften Durchhören kann ich abschließend sagen, dass man auf „Untergang“ nochmal eine schöne Reise durch Teile der „Urfaustschen“ Diskographie bekommen hat, die durchaus als würdiger Abschluss stehen bleiben kann. Wo ich eben noch erwähnt hatte, dass man nur einen Teil der „Urfaustschen“ Diskographie anschneidet, findet sich auf „Untergang“ praktisch kein einziger (salopp formuliert) knödeliger Track, der lustlos vor sich hindudelt. Auch der Song „Reliquienstaub“, der ohne Gesang oder Gitarre und nur mit sehr langsamen Drums auskommt, dient eher als verträumter Soundscape und als Transition zwischen „Leere“ und Vernichtung. In eine ähnliche Kerbe, allerdings mit Gesang, schlägt Höllenkosmos und entzündet in meinem Kopf ein wohliges, manchmal atonales Feuerwerk der Sinne.
Was mich bei Urfaust immer abgeholt hat, waren allerdings die eher energetischeren, an „Verdunkeln“ erinnernden Vibes, die auch beim letzten Werk geliefert werden. Unter anderem der Track „Vernichtung“ hat hier ein bombastisches Soundscape als Basis, die mit den Screams von Willem Niemarkt und den wütenden, treibenden Drums von Jim Dokter eine grandiose Melange ergeben und mit einem dronigen Outro rund ausfadet. Abgrund erinnert mich zum Schluss wage an den bereits genannten Track „Unter Töchtern Der Wüste“, allerdings einen Ticken langsamer und ohne dass die Gitarre zu sehr im Vordergrund steht.
Die insgesamt 37 Minuten sind meiner Meinung nach viel zu schnell vorüber und hinterlassen eine melancholische Leere, die ich direkt mit einem Re-play verdränge, während ich meinen imaginären Hut vor dem Gesamtwerk von Urfaust ziehe. Ich bin gespannt wo es die Beiden hinverschlagen wird und während ich schreibe wurde auch die Vinyl über Van Records geliefert, die es in Green/Red Marbel und wunderbarem Artwork zu erstehen gibt. See you in the Void!
1. Untergang
2. Höllenkosmos
3. Leere
4. Reliquienstaub
5. Vernichtung
6. Atomtod
7. Abgrund