Diesmal in unserer Rubrik Unter dem Radar: Die eher unbekannte Underground-Perle Sickle of Dust, die in unseren Augen bisher viel zu wenig Beachtung fand. Der Name steht für herausragenden, atmosphärischen Black Metal in episch-weitschweifender Fasson, der dazu über lange Jahre fast in Eigenregie produziert wurde.
Seit 2016 ist der Moskauer Musiker Ash, der als kreativer Kopf hinter Sickle of Dust steht und als Multi-Instrumentalist mit seinem Projekt bereits 3 Full Length-Alben rausgehauen hat, schon aktiv. Wer sich im Wurzelwerk des Neofolks auskennt, hat vielleicht schon von der Band Neutral gehört, welche es seit Mitte der 90er Jahre gibt und in der der Musiker sich ebenfalls austobt. 2017 erschien sein erster Langspieler mit Sickle of Dust namens "Between the Worlds", welcher zunächst nur digital über ein Independent-Label erschien und ein Jahr später via Throats Productions auch physisch herauskam.
Zwei Jahre später erblickte "In The Wake Of The Night" das Licht der Welt. Diese Platte erhielt bereits mehr Aufmerksamkeit durch die internationale Presse - und das auch zu Recht! "To The Shores Of Sunrise", sowie "The First Chapter", welche als schicke MC-Box daherkommt und die ersten beiden Alben enthält, sind bis dato die letzten Veröffentlichungen des Russen, wobei bereits die nächste Platte in den Startlöchern steht. Seit 2020 arbeitet Ash auch nicht mehr allein: An den Drums wird für zukünftige Releases der deutsche Musiker Hymir gelistet, der bisher bei Bands wie Godless Crusade und Hangatyr mitwirkte. Allen Werken spendierte das in Italien ansässige Label Flowing Downward eine CD-Pressung - ein Label-Hort, den der geneigte Hörer gewiss bereits von A Flock Named Murder, Great Cold Emptiness oder Nurez kennt.
Aktuelle Besetzung
Ash - Everything
Hymir - Drums (since 2020)
Diskographie
2017 - Between The Worlds (Album)
2019 - In The Wake Of The Night (Album)
2020 - To The Shores Of Sunrise (Album)
2020 - The First Chapter (Compilation)
Review zu "To The Shores Of Sunrise"
Das Moskauer Soloprojekt hat mit "To The Shores Of Sunrise" eine Platte auf den Markt gebracht, die sicherlich mehr Anerkennung verdient hätte. Alleine das Coverartwork ist schon große Kunst. Mit Synthesizer-Klängen und Streichern schaffen es Sickle of Dust schon ab der ersten Minute den Hörer in ihre Klangwelt zu entführen. Bereits nach kurzer Zeit wird der Synthie-Teppich durch groovendes Drumming abgelöst und gleitet in einen epochalen Klangteppich über, der seinesgleichen sucht.
Von einer gewissen Dramatik getragen schaffen es Sickle of Dust über lange Strecken einen wunderbaren Spannungsbogen aufzubauen, der sich über das komplette Album erstreckt. Wiederkehrende Spoken Words-Elemente verleihen beispielsweise "Over Desolate Lands" eine besondere Note. "The Veteran" wartet mit Bläsern auf und lebt von einem Wechselspiel aus temporeichen und ruhigen Momenten. Hier gibt es viel zu entdecken. Auch nach mehrmaligen Durchlauf eröffnen sich dem Hörer immer wieder neue Details, die die Platte nicht langweilig werden lassen. "Castles of the Wind" und "To The Shores Of Sunrise" sind die in ihrer Länge und ihrer Dimension wohl ausuferndsten Titel auf der Platte und schaffen es jeweils über die 15-Minuten-Marke hinaus. Doch wer denkt, dass dies ermüdend sein könnte, der wird schnell eines besseren belehrt.
Getragen von Sythesiser-Elementen und den treibenden Drums lassen diese epischen Schlachthymnen keine Langeweile aufkommen. Die Vocals reihen sich gut in das ganze Arrangement ein und kommen meist gekrächzt daher, teilweise verhalten und doch in Summe wieder wohlklingend. Der Titelsong "To The Shores Of Sunrise" ist dabei ein absolutes Highlight dieser Platte, wird jener nämlich von einer Gastsängerin unterstützt, was dem ganzen noch etwas mehr Nachdruck und Pathos verleiht und den epischen Charakter noch verstärkt.
1. Over Desolate Lands
2. The Veteran
3. Castles on the Wind
4. To the Shores of Sunrise