Der USBM–Underground ist ja nicht erst seit gestern bekannt dafür, auch gern mal Genregrenzen zu überschreiten und experimentell an den Black Metal heranzugehen - was Old Nick da allerdings fabrizieren, ist definitiv mal etwas völlig Anderes. Da haben wir mal etwas genauer draufgeschaut!
Was darf man im Black Metal? Zentimeterlange Nägel in Lederarmbänder schlagen? – Sicher. Keyboards in den Songs nutzen? - Be my guest. Spaß haben? – Let's find out!
Denn genau das scheint sich das Projekt Old Nick aus den USA auf die Fahnen geschrieben zu haben. Die Truppe bestehend aus Mastermind und Multi-Instrumentalist Abysmal Specter, Practitioner und Sentencer zieht seit 2020 regelmäßig los, um mit neuem Output noch eins draufzulegen und dabei bleibt kein Auge trocken. Auch wenn das Ganze häufig eher einen „Meme-Charakter“ aufweist und man bei manchem Song das Gefühl bekommt, die Musik existiert nur, um möglichst viele Leute anzupissen, die sich und den Black Metal viel zu ernst nehmen, bleibt nicht von der Hand zu weisen, dass sich da drei Leute zusammengetan haben, um etwas Neues zu wagen.
Schaut man einmal durch die Diskographie des Projekts fällt schnell auf, dass das Projekt in den zwei Jahren seit Gründung einen bereits beeindruckenden Output aufgefahren hat und dass es mit der Ernsthaftigkeit nicht weit her ist. Allein der Titel des zweiten Albums, den wir aufgrund der schieren Länge jetzt nicht in Gänze abtippen werden, Songtitel wie "The Abysmal Chess Masters Plate of Frutis, Figs, Cheese and 3 Varieties Of Apple" oder "Obsessed with a Door That’s Haunt’d by 243 Ghosts" sind dafür wohl Beweis genug. Hört man sich das Ganze jetzt noch an, wird sich dieser Eindruck nur weiter bestätigen. Aber Obacht! Das wird hier kein Verriss, ganz im Gegenteil. Durch ihre unkonventionelle Art und den unverwechselbaren Klang heben sich die Jungs von Old Nick ganz klar von der Masse ab und schaffen damit das, was vielen anderen Bands verwehrt bleibt – einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Aktuelle Besetzung
Abysmal Specter – Vocals
Practitioner – Drums
Sentencer – Guitars
Diskographie
2020 - Witch Lymph (EP)
2020 - Flying Ointment (EP)
2020 - Forest of Grief (Full-length)
2020 - Curse of the Lock Master (EP)
2020 - Witch of the Northern Vill (EP)
2020 - Haunted Loom!!! (EP)
2020 - The Vanitous Specter (EP)
2020 - Sauvan Sankari / Old Nick (Split)
2020 - T.N.O.T.A.A.T.P.B.T.Q.A.S.F.A.B.O.O.T.D.O.S.S.T.T.E.V.H.S. (The Night of the Ambush and the Pillage by the Queen Ann Styl'd Furniture, Animated by One of the Dozen or So Spells That Thee Eastern Vampyre Has Studied) (Full-length)
2020 - No Solace in Sunlight (EP)
2020 - Old Nick / Hex Clock Split
2021 - A New Generation of Vampiric Conspiracies (Full-length)
2021 - I am Vampire Castle (Full-length)
2021 - Crisp Winter Dawn of My Night Moon (EP)
2022 - Ghost O' Clock (EP)
Dem wollen wir jetzt mit dem Review zur 2021 erschienenen EP „Crisp Winter Dawn of My Night Moon“ mal auf den Zahn fühlen.
Review zu "Crisp Winter Dawn Of My Night Moon"
Auf ihrer 8. (!) EP innerhalb eines Jahres kombinieren Old Nick Altes mit Neuem, eine Herangehensweise an den "alten" Stil, der wohlgemerkt zum Erscheinen der EP erst ein Jahr alt ist, in Verbindung mit ihren neuen Skills, die sich in diesem vergleichsweise kurzen Zeitrahmen entwickelt haben. Man kann dabei schon eine Entwicklung heraushören, besonders deutlich wird es bei einem Vergleich des ersten Albums "Forest of Grief" mit diesem Output. Während das erste Album doch an einen Playstation-Soundtrack mit Black Metal-Einschlag erinnert, ist man auf "Crisp Winter Dawn of My Night Moon" da noch einen Schritt weiter gegangen und lässt die genre-untypischen Parts deutlich stärker in Erscheinung treten. Erschienen ist das gute Stück, wie auch alle bisherigen Releases der Band, auf dem Label Grime Stone Records.
Bereits nach den ersten Tönen, die nur aus einem geflüsterten "Welcome to the crisp winter dawn of my night moon" bestehen, geht es direkt in die Vollen und eine Kakophonie von wilden Keyboard-Sounds, gepaart mit feinem Gekreische und verfremdeten Gitarrenriffs, bricht über den Hörer weg. Begleitet von einigen Jazz-angehauchten Parts mit Saxophon-Klängen mausert sich so der Titeltrack auch direkt zu einem Highlight der 6 Songs umfassenden EP, die mit 18 Minuten Spielzeit daherkommt. In der gleichen Kerbe zieht auch der Nachfolger "The Worst Vampire" nach, der vor allem durch starke Basslines besticht, die schon sehr nach gewollter Übersteuerung klingen, aber im Kontext des Gesamtwerks nicht deplatziert wirken.
Nachfolgend wird es zunächst etwas spaciger bei "Haunted Broom", geht danach aber in bewährter "Old Nick-Manier" weiter. Orgelklänge und Gitarrenriffs gehören einfach dazu, ebenso wie die schon wirklich an Albernheit grenzenden Texte… hier ein kurzer Auszug:
"My broom! My broom! does not sweep the floor
I rub my ointment on its shaft a wicked metaphor
Carefully crafted of the finest birch
I'm in possession of the most haunted broom on Earth"
Vor diesem Hintergrund darf man sich dann auch den Rest der EP vorstellen. Die weiteren drei Songs passen sich wunderbar in die ersten drei ein und es entsteht ein durchaus runder, aber auch extrem chaotischer Gesamteindruck. Old Nick ist eine Band, die immer wieder zu begeistern weiß, wenn man sich drauf einlässt.
1. Crisp Winter Dawn of My Night Moon
2. The Worst Vampire
3. Haunted Broom
4. A Towering Ghost of Nightmares
5. A Witch Cries in Massachusetts
6. Shepard of the Rats 2