„Underground gebiert Underground.“ Das bedeutet: je tiefer man gräbt, desto mehr zerrt man ans Tageslicht. Eigentlich wollte man nur kurz prüfen, ob von den Norweger-Punk'n'Rollern Haust neues Material gibt. Was die Recherche dann zu Tage gefördert hat, beleuchten wir diesmal bei Unter dem Radar.
So stößt man zügig beim Durchwühlen des Internets auf den Begriff „Black Hole Crew“ bzw. auf ein Triumvirat aus drei Bands: Haust, Blackest Woods und Okkultokrati, allesamt aus dem Einzugsgebiet Oslo bzw. Notodden und teilweise mit Überschneidungen der Member. Was läge da näher, als auch mal die anderen Bands zu prüfen? Und zack, Jackpot!
Während Blackest Woods leider nur eine Demo veröffentlichten, hat sich Okkultokrati als kleine Goldgrube im Bereich Blackened Sludge/Punk hervorgetan und kann inzwischen auf eine nicht gerade kurze Diskographie zurückblicken. So entstand nach einer gleichnamigen Demo 2008 und der EP "Knarkskog" das erste Album "No Light For Mass", welches auch unter Fysisk Format erschien (das Label, das auch schon Haust unter den Fittichen hatte). Nach diesem Release begnügte man sich zwei Jahre damit, eine weitere EP, aber auch verschiedene Splits, unter anderem mit Årabrot und Haust zu produzieren. Letztere kreierten zusammen mit Okkultokrati ein Weihnachtsspecial namens "Black Hole X-mas", das den Track "No Christmas" enthielt, welcher mit einem bis heute berüchtigten Horror-Trash-Musikvideo geadelt wurde.
Von 2012 bis 2020 entstanden dann insgesamt vier Alben, die den dreckig-räudigen Sound der Band ausdefinierten und wohl jedem Freund eines etwas schnelleren, „punkig/sludgigeren“ Black Metals die Freundentränen in die Ohren treiben!
Aktuelle Besetzung
Boris Leaf – Guitar
Verminscum – Drums
BlackRace – Keyboard
Erik Svarte – Guitar
Black Qvisling – Vocals
Fredrik Severin Lindstrøm Torvik – Keyboard
Diskographie
2008 – Okkultokrati (Demo)
2009 – Knarkskog (EP)
2010 – No Light For Mass (Album)
2010 – Ingen Veit Alt (EP)
2011 – Hellebou Vol. III (Split /w Mathias Samuelsen)
2011 – (Split /w Årabrot)
2011– Black Hole X-Mas (Split /w Haust)
2012 – Snakereigns (Album)
2014 – Night Jerks (Album
2016 – Raspberry Dawn (Album)
2020 – La Ilden Lyse (Album)
Review zu "La Ilden Lyse"
Als Fan von dreckig-räudigem Black'n'Roll oder -wie im Fall von Okkultokrati- Black'n'Punk ist "La Ilden Lyse" ein einziges Schlachtfest. Schales Bier im Glas, widerliches Sputum auf dem Boden, Schwitzwasser von der Decke, eine dunkle, kalte, überdimensionierte Industriehalle, in der eine graue Masse vor und zurück ebbt und sich ein paar Hipster auf der Bühne mit ordentlich Reverb und einer nicht auf perfekt getrimmten Produktion (nicht weil man es nicht könnte, sondern weil es dazugehört) herunterremmeln - so oder so ähnlich könnte man das Klangerlebnis beschreiben, das Okkultokrati auf ihrem nunmehr fünften Album präsentieren, und während man die Scheibe nach einem Blick auf das Bandfoto direkt wieder zurückgelegt hätte, macht die Scheibe mehr Spaß, als das norwegisch-generische BM-Cover (oder eben das Bildnis der Jungs) suggeriert.
Verminscum am Trommelfeuer und Le Ghast am Bass kommt in der gesamten Produktion eine gewichtige Rolle zu, lebt doch gerade Black'n'Roll vom treibenden und groovenden Zusammenspiel. Black Qvisling an den Vocals screamt die ganze Platte so grandios zu, dass man hier auch eine Linie zu Haust ziehen wollen würde, wobei Henning Wisth, so sein bürgerlicher Name, nicht im Projekt unterwegs war, sondern Keyboarder Blackrace, der auf "La Ilden Lyse" auch eine zentrale Rolle spielt, wie z.B. bei "Loathe Forever", einem der wenigen Songs, denen man auch etwas mehr „sphärisches Naturell“ zugestehen kann. Insgesamt blasen die neun Tracks bzw. die über 45 Minuten ohne Gnade - und ohne auch nur eine Sekunde an Geschwindigkeit zu verlieren - durch die Boxen und ziehen an so vielen, tief im Gehirn verankerten Nostalgiesträngen, dass man sich immer wieder beim Zurückspringen erwischt, um einzelne Songs nochmal abzuspulen.
"Kiss of Death" z.B. erinnert nicht nur ein bisschen angelehnt an Turbonegros "No, I'm Alpha Male“, denn das Riff ist leicht abgewandelt praktisch das Gleiche. "Freezing Vortex Death Dreamer" grüßt mit seinem groovigen Thema mehr als einmal Darkthrone. Oder der Song "Cold and Cruel", der vor allem den Screams, Gitarren und den Drums geschuldet auch auf "No“ von Haust hätte Platz finden können, so treiben Okkultokrati auch hier den kalten, wohligen Schauer vom Hirn bis in den Enddarm. Wenn die letzten Klänge von "The Dying Grass Moon", ein Song, der mit einem depressiven Unterton Kälte und Einsamkeit transportiert, leiser werdend und distorted ausfadet, bleibt man erschöpft und glücklich zurück und findet schnell den Replay-Knopf! Man will einfach nur eines: Mehr, mehr, MEHR von Okkultokrati.
1. Thelemic Threat
2. Grimoire Luciferian Dream
3. Loathe Forever
4. Freezing Vortex Death Dreamer
5. Cold and Cruel
6. Kiss of Death
7. Mother Superior
8. Lunatics-Mondsüchtig
9. The Dying Grass Moon