Unter dem Radar – Örnatorpet (Dungeon Synth)
Review

Unter dem Radar – Örnatorpet (Dungeon Synth)

Eine echte Undergroundperle aus dem hohen Norden, die wir gerade auf dem Plattenteller haben, ist das Projekt Örnatorpet aus Schweden. Hier hat man sich ganz dem finsteren Dungeon Synth verschrieben und kann echte Akzente setzen. Warum gerade dieses Projekt mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte, erfahrt ihr hier.

  • von Wolle
  • 10.12.2021

Schier unübersichtlich ist die Vielzahl an Dungeon Synth-Projekten in den letzten Jahren geworden, schießen diese doch wie Pilze aus dem feuchten Waldboden. Einen großen Bekanntheitsgrad werden wohl die wenigsten erlangen, zumal das Genre oft unterzugehen scheint - mal abgesehen von Szene-sattelfesten Bands wie Vinterriket und -wenn man so will- auch die österreichische Größe Summoning, die aber meiste Zeit auch im Black Metal unterwegs ist. 

Örnatorpets vorliegendes Werk machte uns aufgrund des mystischen Covers auf sich aufmerksam. Erschienen ist das Werk über das Label Nordvis, welches für qualitativ hochwertige Veröffentlichungen steht. Die Vinylversion der Platte kommt in einem schicken marmorierten Dunkelgrün, mit einem Patch und einem Code zum Download auf Bandcamp daher. Alles in allem eine schicke Aufmachung, die Lust auf mehr macht. 

Örnatorpet ist schon seit einigen Jahren in der Dungeon Synth-Szene aktiv und das Ein-Mann-Projekt kann schon einige Veröffentlichungen vorweisen. Über den Musiker und sein Projekt selbst gibt es leider nur sehr spärliche Infos im Netz zu finden. Nach Recherchearbeiten gab der Künstler an, dass dies eine bewusste Entscheidung sei, um den Fokus voll und ganz auf die Musik zu legen. Wer hinter diesem Projekt steckt ist nicht zu erfahren. 

Diskographie

2018 – Vid Ett Berg Uti En Dal Gate (EP)

2018 – Blodbad Och Efterspel (Album)

2018 – Bergtagen (Album)

2018 – Midvintersagor (Album)

2019 – Köldknäpp (Split /w Fåntratt)

2019 – Vid Himinsenda (Album)

2019 – Hymner Från Snökulla (Album)

2020 – Fjällets Gyllene Slott (Album)

2020 – The Heathen Kingdom (Split /w Isegrimm)

2020 – Stormens Ryttare (Split /w Fåntratt)

 

 Review zu "Bergtagen"

Das Albumcover, welches sehr mythisch und geheimnisvoll wirkt, lässt bereits erahnen, was einen auf "Bergtagen" erwartet. Bei Örnatorpet zeigt man eindrucksvoll, dass es möglich ist, lediglich mit einem Keyboard den Hörer in eine andere Welt zu entführen. Dabei beweist man bei dem Projekt ein gutes Gespür für Melodien und Schlichtheit. Anstatt eine Spur nach der anderen zu überlagern, beschränkt sich der Schwede auf wenige Klänge und schafft dennoch eine bezaubernde und ergreifende Atmosphäre. 

Nach dem kurzen Intro “Villande Skogen“ geht es mit “Varggropen“ (dt. "Die Wolfsgrube") mystisch weiter. Glasklarer Sound und stimmige Arrangements schaffen es mit Leichtigkeit dem Hörer Bilder in den Kopf zu projizieren. “Bergakungens Port“ ist da schon schwerer verdaulich. Das 2:25 Minuten lange Lied schafft es kaum eine Atmosphäre zu erzeugen und hätte noch deutlich Luft nach oben. “Längs Klövjestigen“ schöpft da schon mehr aus den Vollen, da es irgendwie bei den ersten Takten doch schwer bekannt vor kommt, aber auch hier werden trotzdem in den fast 6 Minuten wenig Überraschungen folgen. “Bland Tomtar Och Troll“ ist hier etwas spannender gehalten, zumal sich unter die Keyboardklänge auch Vogelstimmen mischen, was für eine deutlich facettenreichere Atmosphäre sorgt. Unweigerlich drängt sich bei uns ein Bild auf, in welchen Trolle durch den Wald schleichen. Schade, dass dieser Track gefühlt doch so kurz geraten ist. 

“Över Backen Uti Dalen“ kommt wieder schwerer um die Ecke und knüpft von der Stimmung her an das vorher gehörte “Varggropen“ an, nur ein klein wenig unruhiger. “Gullkällan“ (dt. "Die Waldquelle") kann als Anspieltipp dieses Albums genannt werden, auch wenn kompositorisch noch ein wenig mehr gegangen wäre. Ein sehr kurzweiliger Song, der den Hörer sofort in einen dichten, rauschenden Wald entführt. Danach dümpeln “Krakans Höstvisa“ und “Kvarnagubben“ eher so vor sich her und es fällt schwer sich hier in die Musik hineinzufinden. “De Underjordiska“ ist dann wieder mehr nach unserem Geschmack. Hier liefert der Schwede eine sehr verträumte Nummer, die den Hörer von Anfang an verzaubert. Auch hier ein klarer Anspieltipp. Mit “Arstidernas Skifte“ beendet Örnatorpet “Bergtagen“ und reicht uns nochmal ein echtes Schmankerl. Verträumt und schwermütig zugleich wurde hier ein Track komponiert, der Gänsehaut-Charakter besitzt. Schöner kann man ein Album nicht beenden. 

 

Trackliste:

A1. I Villande Skogen 
A2. Varggropen
A3. Bergakungens Port
A4. Längs Klövjestigen
A5. Bland Tomtar Och Troll
A6. Över Bäcken Uti Dalen
B1. Gullkällan
B2. Kråkans Höstvisa
B3. Kvarnagubben
B4. De Underjordiska
B5. Årstidernas Skifte

7.5
PUNKTE
Bewertung

Seiner Arbeitswut und seinem Eifer sei Tribut gezollt, doch sollte sich der Schwede hinter dem Dungeon Synth-Projekt ein wenig mehr Zeit für seine Kompositionen lassen. Es fällt schwer einen roten Faden in "Bergtagen" zu finden. Eben dieser würde dem Album aber ganz gut stehen. Örnatorpet und das Dungeon Synth-Genre allgemein sind sicherlich nicht jedermanns Sache und das ist auch gut so. Wer aber offen ist für neues und meditative Musik zum Abschalten braucht, der ist mit "Bergtagen" sicherlich gut beraten. Musikalisches Potential und Talent lässt sich dem Schweden definitiv attestieren. Man darf gespannt sein, was da aus dem hohen Norden noch kommt!

Band

  • Örnatorpet

Album Titel

  • Bergtagen

Erscheinungsdatum

  • 30.11.2018
Wolle

Alles fließt, nichts ist fest.

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