Dänemarks Underground brodelt. Und zwar gewaltig, brachte das beschauliche kleine Land in den letzten Jahren doch einige Perlen schwarzmetallischer Kunst zum Vorschein: Neben Afsky ist Í Mykri eine Band, welche noch relativ jung und erst seit 2019 aktiv ist. Grund genug, sie in unserer Rubrik unter die Lupe zu nehmen.
Die beiden Herren Simon Gardarsson (verantwortlich für alle Instrumente und das künstlerische Design) und Skóggangr (Vocals) sind keine Unbekannten im Black Metal ihres Heimatlandes und in diversen anderen Kapellen tätig (u.a. Ildskær, Genfærd, Serpens Exitiale, Tugt, Saxtorph). Seit ihrer Gründung 2019 hat man -stets als Duett- neben der EP "Vintervælde" aus dem Jahr 2020 schon drei komplette Alben produziert. Ihr Debüt "Black Fortress of Solitude" und der Nachfolger "Drivende i dødens æter" (trotz dänischer Titel) waren noch komplett in englischer Sprache gehalten, doch davon nahm man in der jüngeren Geschichte des Projekts Abstand und hält seine Stücke auf den letzten beiden Werken in Dänisch. Bis 2020 war nämlich der US-amerikanische Musiker Lane Chaplin, alias Armorer, für die Vocals verantwortlich (u.a. Armorer, To Dwell In Longing), danach wurde das Amt übergeben. War der Vorgänger schon mächtig stark, so setzt "Bag skyggernes slør" aus dem vergangenen Jahr noch einen oben drauf. Warum, das lest ihr hier weiter unten.
Ansonsten kleiden die Musiker hinter Í Myrkri (isländisch "Im Dunkeln") sich eher in einem Schleier der Verschwiegenheit, Zurückgezogenheit und Anonymität, sind neben ihren Namen und anderen Projekten doch auf Social Media nur Hinweise auf ihre Musik und ihr künstlerisches Schaffen zu finden.
Aktuelle Besetzung
Simon Gardarsson - All Instruments
Skóggangr - Vocals
Lane Chaplin - Vocals (-2020)
Diskographie
2019 - Black Fortress of Solitude (Album)
2020 - Drivende i dødens æter (Album)
2020 - Vintervælde (EP)
2021 - Bag skyggernes slør (Album)
Review zu "Bag skyggernes slør"
"Bag skyggernes slør" von 2021 ist ein rundum beeindruckendes Werk geworden. Das düstere und zugleich wunderschöne Cover, das in der LP-Version erst so richtig zur Geltung kommt, lässt schon erahnen, in welche Kerbe das Dänemark-Duo schlägt: Der 55-miütige Hassbatzen wird von einem wunderbaren Ambient-Stück eröffnet, welches ab der ersten Sekunde für Gänsehaut-Feeling sorgt. Hier mag so mancher Hörer an die Schweizer von Paysage d'Hiver denken.
Kaum hat man sich innerlich in den schneebedeckten Wald versetzt, wird diese Atmosphäre seitens Í Myrkri durch Blastbeatgewitter und sägende Riffs zerstört. Hier hätte ein etwas längerer Ambient-Part der Stimmung ganz gut getan. Nun ja, es hilft kein Jammern und Raunen, denn was da geboten wird, das ist eiskalte Stimmung par excellence. Monotones Drum-Computer-Gerumpel, das sich anhört, als wäre es in einer Berghütte aufgenommen worden, immer wiederkehrende, aber markante Riffs und eine Stimme, die verzweifelter nicht klingen könnte, verschmelzen zu einer unglaublich dichten Symbiose, die es in den eigenen vier Wänden gleich kälter werden lässt. Untermalt wird das ganze von Synthie-Klängen, die dem Ganzen den letzen Schliff geben.
"Solens Stund Svinder" geht schon ein Stück melodischer vor und ist eine perfekte Vorsetzung des Openers. "Nattehvælv" verzaubert mit mystischen und beängstigende Ambient-Parts und diese lassen das Verbindungsstück sehr kurzweilig erscheinen. In Kombination mit dem düsteren Cover ergibt sich hier eine perfekte Einheit. Beim Stück "I Stjernernes Vold" nehmen die Dänen den Fuß vom Gaspedal und liefern eine schleppende und beinahe doomige Nummer, die den Hörer mit soghafter Wirkung nach unten zieht. Eine beinahe unheimliche Atmosphäre, die das Duo hier erzeugt hat.
"Hinsides skyggehavet" ist ein Monster und überzeugt dann allerdings vollends. Ein absoluter Anspieltipp! Die Wand aus Gitarren scheint einen zu zermalmen und perfekt positionierte Ambientparts schaffen eine unheimliche, beinahe angsteinflößende Stimmung. Etwas Vergleichbares lässt sich schwer finden. Mit "Eroderet Bort af Tiden" wird dieses Meisterwerk zu Ende gebracht. Hier bündeln die Dänen nochmal alles, was sie so einzigartig macht. Nach einer Spielzeit von knapp 55 Minuten bleibt nur noch ein beklemmendes Gefühl zurück - aber dennoch auch ein Lächeln auf den Lippen. Hier ist ein ganz großer Wurf gelungen!
01. Stemmer fra skoven
02. Solens Stund Svinder
03. Nattehvælv
04. I Stjernernes Vold
05. Hinsides skyggehavet
06. Eroderet Bort af Tiden