Es gibt grundsätzlich zwei Sorten Black Metal. Knüppel aus dem Sack, praktisch „Auf dem Taake mit dem Marduk durch die Endstille“ - naja und dann den Versuch BM mit etwas anderem zu verquicken. Melodic und Atmospheric, Post und Konsorten ist ehrlicherweise hingegen immer eine Gratwanderung, denn man bewegt sich in verschiedenen Welten bzw. auf verschiedenen Leveln, die es dann zu einem stimmigen und sinnigen Kunstwerk zu verbinden gilt. Dies scheitert oft genug, aber Alda ist keines dieser Beispiele.
Die US-Amerikaner aus Tacoma sind ein Quartett mit bald 15 Jahren auf dem Buckel, das sich seit der Entstehung praktisch nicht verändert hat und mit dem inzwischen 4. Album ein Kleinod an atmosphärisch-melodischen Black Metal geschaffen haben, das in seinen harten Parts genauso überzeugen kann, wie in seinen Akustikmomenten. Gerade in letzteren glänzt die Band nicht zuletzt aufgrund der sehr breiten Aufstellung der Bandmitglieder, außer Timothy Brown an der Gitarre, schenkt den Songs jedes der anderen Mitglieder die Vocals und es kommen auch eher ungewöhnliche Instrumente zum Einsatz wie Cello, Bodhrán oder das Harmonium. Die damit erreichte Bandbreite an kreativen Ansätzen wird komplett ausgekostet, was Alda zu einem sehr versatilen Projekt macht. Alda selbst bedeutet laut Tolkiens Silmarillion „Baum“ und unterstreicht nochmal den Anspruch der Naturverbundenheit, den auch alle Alben teilen und die in die Songs selbst einfließen.
Aktuelle Besetzung
Stephanie Knittle – Bass, Cello und Gesang
Timothy Brown – Gitarre
Jace Bruton – Gitarre, Gesang
Michael Korchonnoff – Gesang, Drums, Bodhrán,
Diskographie
2009 – Alda (Album)
2011 – :Tahoma: (Album)
2015 – Passage (Album)
2021 – A Distant Fire (Album)
Alda – A Distant Fire
Nach einem feinen und kurzen Intro Namens "First Light", das erst mal überhaupt keine Anstalten macht, überhaupt in eine härtere Schiene abzudriften, wird man mit "Stonebraker" tatsächlich direkt und ohne Umschweife in rauhes, schnelles Geknüppel getreten, das mit feinem Riffing, bald durch die Vocals von Jace Bruton (ex-Draugluin, ex-Satus) angereichert, in einen extrem ohrengängigen ersten Höhepunkt mündet. Gerade die melodisch-akustischen Verschnaufpausen auf „A Distant Fire“ sind es, die mich aus den Socken heben und dies wird in diesem ersten Track schnell deutlich, der einen kurzen Moment der Besinnung in der Mitte, aber auch als Outro spendiert bekommt.
Mächtig geht es mit "Drawn Astray" weiter, der auch wieder ein feines Akkustikintro, dieses mal mit rhythmischen Drums und Gitarre, in eine Riffwand einpflanzt – mit dem gleichen Thema aber mehr Dampf. Die Verschnaufpause im Stück wird vom Duett von Sänger Michael und Jace Bruton geführt, bevor man wieder aufs Gas tritt und von Screams in eine Art Chorus aus beiden Welten übergeht. Zusammen mit dem massiven, ins sphärische distortete Riffing ein absolutes Highlight auf der Platte. "Forlorn Peaks" ist das Zentrum der Scheibe und wie ein schwarzes Loch, der härteste Track auf "A Distant Fire". Hier ist alles ein bisschen einfacher gehalten, dafür aber mit mehr Wut und Geschwindigkeit getrieben, was der Vierer perfekt in den fast 10-minütigen Song presst, ohne auch nur eine Sekunde Langeweile zu erzeugen.
Mir kriecht bei "Loo-Wit“ die Nostalgie von Tiamats Wildhoney durch die morschen Knochen und damit meine ich nicht den Song, sondern den generellen Vibe, der dem zweiminütigen Stück aus jeder Pore tropft und der als Intro für den nächsten Song gelten darf - also „Einmal Ticket goldene Jugend und zurück bitte“, bevor der Titelsong „A Distant Fire“, der als längstes Stück ca. ein Drittel des gesamten Albums ausmacht, einsetzt. Wir beginnen versöhnlich und gemächlich mit einem Gitarrensolo und einer erneut sehr angenehmen und melancholischen Gesangseinlage, die in einem Duett mit den Female Vocals von Sängerin Stephanie Knittle vorgetragen wird und wieder in einen härteren, atmosphärisch dichten melodischen und treibenden gitarrenlastigen Black Metal Ausbruch übergeht. Zur Mitte bekommen wir dann nochmal eine kleine Verschnaufpause, in der die Akkustikgitarre zu einem fulminanten Ende überleitet, das wie eine Art Zusammenfassung des Albums anmutet und den Hörer staunend, erschöpft, ergriffen zurücklässt.
1. First Light
2. Stonebreaker
3. Drawn Astray
4. Forlorn Peaks
5. Loo-Wit
6. A Distant Fire