Se Lusiferin Kannel - Valtakunta
Review

Se Lusiferin Kannel - Valtakunta

Se Lusiferin Kannel ist zwar bereits 2017 erschienen, wird aber Anfang Februar nochmals in einem Re-Issue über das portugiesische Label „Signal Rex“ aufgelegt. Für uns ist dies Anlass genug, das Album genauer unter die Lupe zu nehmen. Zumal es aus unserer Sicht bisher wenig Aufmerksamkeit für dieses Projekt gegeben hat. Zugegeben - ein Black Metal-Album welches mit nur vier Titeln über eine Stunde Spielzeit abliefert, ist für mich allein schon dadurch verlockend. Wenn man an Moonsorrow oder Darkspace denkt, hat man schon zwei Beispiele bei denen diese Spielzeit auch durchgehend gut gefüllt wurde.

  • von Torn
  • 08.04.2023

Aber Se Lusiferin Kannel können auf eine derartige Reputation bisher nicht zurückgreifen, denn „Valtakunta“ ist ihr Debüt. Über das Projekt weiß man ansonsten nur, dass es aus Finnland stammt, die Musiker an sich sind mir nicht näher oder aus anderen Projekten bekannt. Davon lasse ich mich aber nicht beirren und lege den Fokus auf die Platte selbst, die mit dem Intro von „Edes Vedet Eivät Saa Rauhaa“ gleich andeutet, dass man mit orchestralen Strukturen auf diesem Debüt rechnen darf. Der Übergang ins eigentliche Programm erfolgt etwas abrupt und lässt die ersten zwei Minuten des Albums damit etwas überflüssig erscheinen. Dafür wird es danach umso intensiver. Die Gitarren kreischen über die brachiale Soundkulisse und heben sich von der sonst eher tiefen Tonlage deutlich ab. Dadurch kommen die Melodien gut zur Geltung, der Gesang vermischt sich allerdings sehr mit dem sonstigen Wirrwarr an Instrumenten. Man weiß nicht so recht, wohin mit den Ohren. Zum Glück gibt uns der Titel mit seiner viertelstündigen Spielzeit genug Raum zur Eingewöhnung, sodass der zweite Song, „Ilmestys Myrskystä“, etwas flüssiger in den Kopf geht.

Das angeschlagene Muster setzt sich auch hier fort, allerdings wird der permanente Kreisch- und Schreigesang hier und da von einem Chor unterstützt. Se Lusiferin Kannel spielen dabei mit der Wahrnehmung der Hörer, denn man weiß auch hier nicht, wie viele Sänger tatsächlich mitwirken und wie viele Instrumente nun wirklich gerade spielen. Dennoch stimmt die Atmosphäre, die durch die repetitiven Rhythmen auch sehr intensiv präsentiert wird. In „Näin Vastaa Autio Maa“ tritt der Chor in den Vordergrund und löst die Growls an vielen Stellen ab. Gleichzeitig gibt es krassere Tempowechsel als zuvor. Die Dichte der Darbietung erinnert allerdings wirklich an die eingangs erwähnten Darkspace, da sogar der Einsatz eines Keyboards gut in die Kulisse passt und dem Ganzen eine sakrale bis gruselige Note verleiht.

Im letzten Titel „Auringon Valtakunta“ wird dieser Umstand noch deutlicher und man gewinnt den Eindruck, dass sich die herausstechenden Merkmale der einzelnen Lieder wortwörtlich Stück für Stück ablösen und sich gegenseitig in den Schatten stellen. Im Opener dominierte die Gitarre, die nach und nach an Präsenz verloren hat. Während im zweiten Titel das Tempo angezogen hat, wurde der Chorgesang in Song Nummer drei intensiver. Zu guter Letzt kommen dann die Synths stärker zur Geltung und lassen alle Merkmale in ein fulminantes Finale münden. Nur in den letzten fünf Minuten der Scheibe passiert dann nicht mehr so viel. Das Orchester hat seine Darstellung beendet, der Vorhang fällt und das Publikum sitzt da und fragt sich, ob es zu Klatschen hat oder nicht.

Trackliste:

1. Edes Vedet Eivät Saa Rauhaa
2. Ilmestys Myrskystä
3. Näin Vastaa Autio Maa
4. Auringon Valtakunta

9
PUNKTE
Bewertung

„Valtakunta“ ist intensiv, dicht und verhältnismäßig abwechslungsarm - zumindest in der allgemeinen Songstruktur, die doch immer sehr ähnlich ist. Dennoch stellt man beim zweiten und dritten Hören fest, dass man im vorherigen Durchgang eine Facette übersehen hat und genau das macht dieses Debüt so spannend. Se Lusiferin Kannel sind unkonventionell, experimentierfreudig und legen mit ihrer ersten Platte den Grundstein für hoffentlich viele weitere orchestrale Überraschungen.

Band

  • Se Lusiferin Kannel

Album Titel

  • Valtakunta

Erscheinungsdatum

  • 01.02.2019
Torn

Kommt Zeit, kommt Unrat.

+