Viel ist nicht über Requiem zu erfahren und dass Metallum über 40 „Requiem“ listet hilft nicht zwingend weiter. Life Overdose jedenfalls ist das Debüt des ungarischen DSBM Ein-Mann Projekts Requiem und trifft mir den herbstrostigen Nagel ins Herz.
Mit insgesamt 9 Tracks und über 50 Minuten intensiv-melodisch-melancholischer Spielzeit, irgendwo zwischen Nokturnal Depression oder Autumn Nostalgie bekommt der Hörer hier einen angenehm warmen Schlag in die Magengrube, während eine Stimme ins Ohr säuselt: „Nichts wird gut“, gefolgt von einem sanften Streichen über die Haare.
Der unbekannte Erschaffer mixt auf „Life Overdose“ gekonnt alle Zutaten für ein perfektes DSBM-Album zusammen. Verträumt einfaches sphärisches Riffing, welches Solo beginnt, in ein Duett einstimmt und dann vom sehr angenehmen Growling des Sängers in ein vielschichtiges Konstrukt geführt wird wie bei „What Was Lost“ - dann ein wunderschönes kurzes Intermezzo (Loneliness) mit reiner Gitarrenuntermalung, das mit sanftem Hall eine gesamte Grabkapelle mit Traurigkeit füllen könnte bis hin zu energetischeren und wütenderen Tracks wie „I Can't Live Here Anymore“, welcher fast schon dunkeldüster-experimental wirkt und mit einem improvisiert klingenden Gitarrenpart aufwartet – hier wird wirklich jeder einzelne Nervenstrang gezupft und es schaudert mich königlich. Krönend noch der Abschluss „Isolation“, der sofort eine ferne Reminiszenz an „Her Ghost Haunts These Walls“ weckt, nur um sich zu einem weiteren eigenständigen Brecher zu entwickeln, der „Life Overdose“ perfekt abrundet. Nach mehrmaligem Durchhören wird mir etwas bewusster, warum das Teil so gut zündet. Nicht viele Bands schaffen es, die vielen Variablen zu einem sinnvollem Konstrukt zu verweben, das wie dem Genre abgenötigt, Melodie nicht über dichte Klangwände stellt und diesen schwierigen Spagat zwischen "Verdröhnt" und "Atmosphärisch" schafft. Nicht zu überladen, aber überladen genug, wenn das für den geneigten Leser Sinn macht.
Was das Album grundsätzlich und zusätzlich für mich ausmacht ist vor allem der fast greifbare Fanservice, der ferne Erinnerungen an bereits Gehörtes weckt und es trotzdem schafft die einzelnen Komponenten in ein neues Klangkonstrukt zu überführen und dabei doch Eigenständigkeit bewahrt.
01. Inhumane World
02. Frustration Is All Around
03. What Was Lost
04. Bleak Days
05. Agonizing Nostalgia
06. Loneliness
07. Life Overdose
08. I Can't Live Here Anymore
09. Isolation