Kres - Alchemia Pustki
Review

Kres - Alchemia Pustki

“Osteuropa ist das neue Skandinavien”. Manche Fans extremer Musik werden dieser Aussage zustimmen, andere werden protestieren. Egal wo man steht: osteuropäische Bands wie Mgla oder Drudkh setzen schon lange Maßstäbe für andere. Aber auch in der zweiten Reihe stehen Bands, die eigentlich ganz vorne mitspielen müssten. Die Erkundung dieser Bands abseits des Black Metal-Mainstreams ist immer spannend, weil am Ende der Suche großartige Musik warten kann. Zu diesen spannenden Gruppen abseits des Mainstreams zählt zweifellos auch die polnische Band Kres.

  • von Ghostwriter
  • 16.10.2023

Kres ist ein Quartett und hat die Wurzeln klar im atmosphärischen Black Metal, allerdings mit starken Anleihen aus anderen Genres, namentlich dem Post-Rock und dem Doom. Für die Band selbst ist das Genre aber nicht entscheidend. Im Gespräch erklärt Unvit, der bei Kres komponiert und an der Gitarre aktiv ist, dass Genres für die Band eigentlich nur deshalb spannend sind, weil man damit ein bestimmtes Publikum erreichen kann. Hat man aber den Mut, die starren Genregrenzen immer wieder zu überschreiten, ohne dabei das Genre gänzlich zu verleugnen, dann gewinnt man deutlich mehr Freiräume für den eigenen Stil und einzigartige Musik. Genau das merkt man dem aktuellen Album „Alchemia Pustki“ von Kres auch an: der Band sind die Regeln des Genres egal. Das geht mit dem Gesang los, der von Sänger Swaikstan mit derart prägnanter und präsenter Stimme vorgetragen wird, dass allein dies die Musik von Kres einzigartig macht.

Zusammen mit zahlreichen rockigen Passagen, den wunderschönen und eingängigen melancholischen Melodien und den häufigen Tempowechseln entsteht Musik, die Kres von eigentlich allen Bands unterscheidet, die im Genre sonst noch so unterwegs sind. Kombiniert wird das Ganze ab und zu mit genretypischem Tremolo-Picking und gelegentlichen schnellen Drums. So erreicht man zielsicher das gewünschte Publikum und es entsteht gleichzeitig eine Kulisse perfekten atmosphärischen Black Metals, der sich aber nicht um die Grenzen des Genres schert und dadurch zugleich einzigartig charakteristisch klingt. Das Album ist bereits im Dezember 2022 erschienen, besteht aus 9 Tracks – der letzte ist rein instrumental – und hat eine Gesamtlänge von 47:30 Minuten. Schwache Stücke gibt es eigentlich nicht. Heraus sticht aber sicher der auch als Single vorgelegte Song „Burza przed ciszą“ (Der Sturm vor der Ruhe), der noch etwas mehr durch den einnehmenden Gesang von Swaikstan geleitet wird, als dies bei den anderen Songs schon der Fall ist. Swaikstan, der mal zaghaft flüsternd, mal kraftvoll schreiend vorträgt, dominiert den Song zu jeder Zeit. Sein Gesang wird kombiniert mit herausragenden Melodien und gipfelt in kraftvollen Tremolo-Passagen, die wahrscheinlich viele Fans atmosphärischen Black Metals an der richtigen Stelle abholen. Neben schnelleren Passagen werden auch immer wieder ruhige Teile eingespielt. Das passt perfekt zum Songtitel, der ja bereits unmissverständlich ankündigt, dass der Song von ruhig bis stürmisch alles abdeckt.

Die Texte handeln von endloser Leere, Tod und Hoffnungslosigkeit. Das gilt auch für den Bandnamen, der übersetzt etwa „Das Ende“ bedeutet. Die Lyrics sind vor allem trostlos, fast schon wie im Genre der depressiven Musik. Wiederholt wird der goldene Kelch bemüht, der auch auf dem Cover des neuen Albums abgebildet ist. Mal ist er leer (obwohl er golden ist), mal ist er mit Gift gefüllt. Im Gespräch meint Swaikstan aber, dass es bei Kres nicht darum geht, nur die dunklen Seiten darzustellen. Deshalb solle man die Texte bitte nicht zu wörtlich nehmen. Auch wenn das Album während der Hochphase der Maßnahmen gegen Corona entstanden ist, so wolle Kres nicht einfach nur im Elend ertrinken. Vielmehr sei Kres die Geschichte eines inneren Kampfes, der sich in der Außenwelt widerspiegelt. Swaikstan erklärt, er habe mehr Respekt vor einem Menschen, der den Sturm übersteht und dann weiterzieht, um die Sonne zu sehen, als vor jemandem, der aus seinem Elend einen Lebensstil macht. Deshalb sagt Swaikstan, der Kelch könnte am Ende des Albums genauso gut mit anderem Inhalt – etwa mit gutem Wein – gefüllt sein. Randvoll mit gutem Inhalt gefüllt ist das neueste Album von Kres ohne jeden Zweifel. Denn insgesamt gelingt den Polen mit ihrem dritten Longplayer „Alchemia Pustki“ ein Werk voller großartiger Musik, die absolut dazu taugt, über Wochen in Dauerschleife abgespielt zu werden. Osteuropa eben.

Trackliste:

1. W Labiryntach (In Labyrinthen)
2. Ciernie (Dornen)
3. Miraże (Luftspiegelungen)
4. Otruty Skonał Czas (Die Zeit wurde vergiftet)
5. Alchemia Pustki (Die Alchemie der Leere)
6. Burza Przed Ciszą (Der Sturm vor der Ruhe)
7. Pokruszone Filary Nieba (Gebrochene Säulen des Himmels)
8. Ślepe Światło (Blindes Licht)
9. Czarna Róża (Schwarze Rose)

9
PUNKTE
Bewertung

Kres liefern mit Alchemia Pustki wunderschönen atmosphärischen Black Metal mit Einflüssen aus den Bereichen Post Rock und Doom mit prägnantem Gesang in polnischer Sprache. Zusammen mit zahlreichen rockigen Passagen, den wunderschönen und eingängigen melancholischen Melodien und den häufigen Tempowechseln entsteht Musik, die Kres von eigentlich allen Bands unterscheidet, die im Genre sonst noch so unterwegs sind. Kombiniert wird das Ganze ab und zu mit genretypischem Tremolo-Picking und gelegentlichen schnellen Drums. So entsteht eine Kulisse toller atmosphärischer Musik, die absolut dazu taugt, über Wochen in Dauerschleife zu laufen.

Band

  • Kres

Album Titel

  • Alchemia Pustki

Erscheinungsdatum

  • 01.12.2022
Ghostwriter

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