Nach dem Debüt „Untam Liacht Tota Stern“, das vor knapp einem Jahr erschien, treten die Österreicher von Karner ihre neue EP „Berg Wocht“ über die Klippe und wir durften vorab hören, ob wir Richtung Tal eine Lawine erwarten dürfen. Mit drei Songs absolut im Rahmen einer EP, fällt sofort die Spielzeit auf, die auf knapp 30 Minuten kommt. Dies hat bei manchen Bands schon fast Albumdimensionen, weswegen der geneigte Fan hier richtig viel Material bekommt.
Was schon beim Album Programm war, wurde auf „Berg Wocht“ nochmal bestätigt. Melodie satt - aber nicht ohne die typischen Doublebass Passagen und sehr passablen, zwischen Growls/Screaming gelegten Vocals von Bernd Stollwitzer, die den schwarzmetallischen Anspruch von Karner zementieren. Auch die Riffarbeit ist eingängig und minimal, wobei immer wieder akzentuierte Gitarren-Solo-Ausreißer das Salz in die Suppe geben. Diese kulmulieren sich in „dissectionesque“ Höhepunkte wie bei „Am Gräbaföld“, das auch vor allem gegen Ende hin mit Synthieinsatz gemixt, versöhnlich/sphärisch ausfadet.
„Berg Wocht“ als zweiter Track catcht mich von Minute 1 mit seinem absolut eingängigen Thema das brachial und in hoher Geschwindigkeit eingeläutet wird und einfach nur zum Faustschütteln und Mitmoshen einlädt - bevor direkt die Geschwindigkeit etwas durch die Gitarren herausgenommen wird und um einer kurzen beschwörenden Chantpassage Raum zu geben. Der schnelle Wechsel zwischen den Fokuspunkten, mal Gesang, mal Drums, mal Gitarre und das perfekte Ineinanderweben der Instrumente macht diesen Song abwechslungsreich und trotz der Länge von 11+ Minuten niemals langweilig mit hohem Re-play Potential.
Disclaimer vor Song Drei: Fairerweise war ich nie großer Fan von Burzum. In der Hochphase der Schaffenszeit von „Vikernes“ war ich ein junger Stöpsel und habe daher erst sehr viel später über Burzum erfahren und wurde nie richtig gecatcht. Eine Ausnahme macht allerdings „Filosofem“, das einige der eingängigsten und wichtigsten Hymnen der „Second Wave“ enthalten dürfte. Das Cover von „Jesus' Tod“ ist jedenfalls ein Volltreffer, hält sich nur grob an das Original und wir haben es eher mit einer Interpretation, als einem puren Cover zu tun. Bei der Karner Version wurde viel mehr Augenmerk auf die Abgrenzung zum Gesang gelegt, der klarer hervorsticht. Es fällt auch sofort der übergelegte und massiv eingesetzte Synthie-Einsatz in Form von episch-sphärischen Beiwerk auf, der sich durch das Stück zieht und in der Mitte und zum Schluss zu einem eigenen Intermezzo bzw. Outro erhoben wird. Die dadurch entstehende zusätzliche Länge zum Original von knapp einer Minute gibt dem Ganzen eine ganz eigene Würze.
1. Berg Wocht
2. Am Gräbaföld
3. Jesus' Tod