Die neue Platte von Dordeduh "Har" kommt sage und schreibe 9 Jahre nach ihrer Debütscheibe “Dar De Duh“ und soll wieder atmosphärische Folk-Klänge mit dem Düsteren verbinden. Ob die Band nach dieser Zeit immer noch das richtige Händchen für den Mix dieser Elemente haben, haben wir für euch ausgiebig angetestet.
Und natürlich startet auch das neue Werk wieder sehr mystisch! Aber gut, wer Dordeduh kennt, weiß, was ihn erwarten könnte. Denn hier wird beim Musizieren ausgiebig auf allerlei exotische Instrumente zurückgegriffen: Zu den handelsüblichen Werkzeugen einer Band aus dem Metalbereich gesellen sich so schon mal Tambal, Toacă, Tulnic, Nai, Xylophon, Caval und Mandola dazu und formen ein unnachahmliches Klangbild. Ausgeschmückte chorale Elemente mit Klangschalen und anderen Stilmitteln leiten "Timpul întâilor" gemächlich ein, das Tempo steigert sich aber langsam und man bekommt einen schönen Eindruck, wo die Reise hingehen soll. Sehr abwechslungsreich gestaltet, gesanglich sowohl mit Klargesang als auch mit energiegeladenen Growls, kann die rumänische Truppe auf ganzer Linie überzeugen. Kein Wunder, gingen Dordeduh ja auch aus der Asche von Negură Bunget hervor.
"În vieliștea uitării" kommt dagegen sehr sphärisch mit Synth-Einlagen und eher schleppendem Tempo daher und kann so eine ganz eigene Atmosphäre erzeugen. “Descânt“ und der anschließende kurze Track “Calea magilor“ führen diese abwechslungsreiche Gestaltung der einzelnen Stücke beeindruckend fort. Gerade Letzterer hat starke Folk-Wurzeln und lässt Vergleiche mit anderen Genrevertretern wie zum Beispiel Heilung zu. Aber so richtig ist nichts wirklich vergleichbar und man entdeckt bei jedem Durchgang wieder neue Nuancen und Elemente.
“Vraci de nord“ startet auf Vinyl 2 dann wieder gemächlich, kann die Intensität aber auch im Laufe steigern und begeistert mit energiegeladenen Riffstrukturen und kraftvollen Vocals, die auch hier sehr experimentierfreudig eingesetzt werden. Dordeduh arbeiten auch weiter an der Vielfalt des Werks, denn “Desferecat“ und “De neam vergur“ bieten ebenfalls wieder ausgedehnten Spielraum für jede Menge Detailreichtum und Spielfreude. Und genau das macht die Musik von diesem fantastischen Quartett aus. Das immer wieder Neu-Entdecken der Songs ist etwas wirklich Außergewöhnliches, das man so nicht oft findet in der Musikwelt. Auch mit dem abschließenden Outro-Song "Văznesit“ wird man mit mönchsgleichen Gesängen und Synthpassagen fast schon schwebend in die folgende Stille geleitet. Und so endet die fantastische Reise durch die Klangwelt von “Har“.
1. Timpul întâilor
2. În vieliștea uitării
3. Descânt
4. Calea magilor
5. Vraci de nord
6. Desferecat
7. De neam vergur
8. Văznesit