Eines vorweg: Man muss die Schweiz HASSEN, HASSEN, HASSEN - und es gibt nicht eine einzige positive Sache, die man über das „Land“ sagen könnte... naja... außer eben das Jubiläums-Re-Release von Chotzäs "Plump u Primitiv" mit dem Subtitel: „10 Jahr Furchtbar“.
Wir führen aus, bevor irgendwer fragt: Nein, die Schweiz ist kein Land. Die Schweiz ist ein maximal schlecht platziertes Verkehrshindernis auf dem Weg nach Südfrankreich oder Norditalien. Dort geblitzt zu werden und von einem leicht debil grinsenden (und vollkommen unverständlichen) Kantonskarabiner abgepasst zu werden, weil man ein ausländisches Kennzeichen hat, heißt in der Regel die Abgabe des preislichen Äquivalents eines gesunden Organs oder des Erstgeborenen. In "Züri" kostet eine Bratwurst mit trockenen Brötchen ungefähr 53,60 Euro und der leicht debil grinsende Kantonswurstverkäufer schlägt gleich nochmal 10 Euro „Senfpfand“ drauf, wenn er merkt, dass du aus dem Ausland kommst.
Wer ausblenden kann, dass Schwyzerdütsch eine maximal witzige Sprachbehinderung ist, die von keinem zivilisierten Menschen gesprochen wird, bekommt mit der um zwei Bonustracks erweiterten Hommage an sich selbst 40 Minuten wunderbar räudigen Black'n'Roll. Dieser dürfte sich textlich irgendwo zwischen J.B.O, Jeffrey Dahmer und einem sprachlich begabten 8-Jährigen mit Tourette im Endstadium orientieren, was der Geschichte aber keinen Abbruch tut. Wenn man in dem Genre das Coverartwork riechen kann, ist das meist ein gutes Zeichen und so war und ist der Name "Plump u. Primitiv" Programm.
Auf der Scheibe finden sich alle Klassiker des ersten Releases wie "Todfiggä", "Schliimschiisä" oder "D'Eva mitem Chuchimässer", was titeltechnisch direkt an Excrementory Grindfuckers in ihren besten Tagen erinnert - zum Glück jedoch nicht, was das Können der beiden Protagonisten angeht, welches absolut erhaben ist. Letztgenannter Track dürfte zum Favoriten avancieren, hat er doch alles, was bei Black'n'Roll abzuholen weiß: Treibendes Riffing und Drumming, mal wie ein Feuerüberfall, mal wie der Taktgeber auf einer Galeere und dazu immer wieder der monotone Singsang von Szivilizs, inklusive unerwartetem Break – einfach stark! Aber hier soll es nicht um die Vergangenheit gehen - genug wurde hier von Größeren geschrieben - und so fokussieren wir uns lieber auf die beiden Bonus-Tracks.
Der erste Bonustrack "Schtumpf Isch Trumpf“ ist ein Mundart-Albtraum der Sonderklasse und das Hirn versucht krampfhaft EAV-Wienerisch drüberzulegen, was unfassbar daneben und trotzdem extrem lustig ist. Es kotzt, speit, wütet, r-rollt und klingonisiert ins Mikro, was das Zeug hält, und auch hier gerät die Gitarre zum Verzückungsapparatus par excellence. Zur Mitte und zum Ende hin werden dem Track zwei dieser fantastischen Fokusse spendiert und man ist hin und weg.
"Wäuschä Wii“ setzt sich als weiterer Bonustrack zu Beginn am meisten vom Rest der Stücke ab und man darf sich fragen, ob der Song vielleicht noch vom letzten Release 2020 übriggeblieben ist. Nach einem feinen Gitarren-Instrumental, das gut und gerne an Kanonenfiebers "Verscharrt und Ungerühmt“ erinnert, startet Szivilizs mit einem distorteten Gesangspart, der sich schnell mit dem Einsetzen eines Chorus, mächtiger Gitarrenwände, Drumgewitter und einem atonalen Riff zurück zur bekannten Geschwindigkeit schraubt. Als längster Song auf der Scheibe nimmt man sich hier noch ein bisschen mehr Zeit und arbeitet ein weiteres, feines Stück Gitarrenarbeit ein, bevor sich im Schlussteil Start und Ende wieder ineinander fügen und man etwas schmutzig und erschöpft zurückbleibt.
01 Hass Musig
02 Plump u Primitiv
03 Todfiggä
04 Jesus vo Na(rsch)zareth
05 Kabutt
06 Schliimschiisä
07 D' Eva mitem Chuchimässer
08 Schtumpf isch Trumpf
09 Wäuschä Wii