Ayahuasca – Instinct
Review

Ayahuasca – Instinct

it der EP „Instinct“ legen die Kölner Ayahuasca ihren ersten Release vor, einen Mix aus Death- und Progressive Metal, gespickt mit einigen World Music Elementen und superben Drums und Percussions. Eine Reise (nicht nur) durch den Dschungel – bunt, voller Geräusche und Gerüche, aber auch voller zugewachsener Pfade, böser Kreaturen und verbrannter Erde.

  • von Ghostwriter
  • 24.12.2022

Das Sixpack (oder Siebenpack? Michael Key wird in Klammern gelistet) eröffnet die Scheibe mit Vogelgeräuschen und schickt die Hörer damit nicht nur coverarttechnisch, sondern auch tonal sofort in den Dschungel. Gerade, wenn man richtig drinsteckt in der Idylle, braten die Jungs einem die ersten Gitarrenriffs um die Ohren, kurz darauf die ersten exotischen Percussionelemente, die den Songtitel „Instinct“ lebendig werden lassen und zeigen: dieser Dschungel ist kein Park mit angelegten Wegen und – hier lauert überall Gefahr! Dann geht es richtig ab, sehr geil, wie die Band hier auch immer wieder die Gitarren perkussiv einsetzt, um Spannung zu erzeugen. Sänger Sliman Abu Sitta growlt heftig rein. Der Klargesang von Julien Zeiler, sphärisch und schön in das Gesamtgefüge eingepasst, lässt eine kurze Verschnaufpause, dann groovt „Instinct“ wieder richtig schön los, stakkato, Double-Bass-Attacken, wow, jetzt zittrig-schwebende Gitarren, wieder brechende Riffs, harmonisiert…der Opener ist alles andere als ein Quickie (bei nahezu 11 Minuten Laufzeit ohnehin unrealistisch) – hier passiert so viel, dass Fans und Fansinen progressiven Metals voll auf ihre Kosten kommen. Vorausgesetzt, sie blicken über den Tellerrand konventionellen Progressive Metals hinaus.

Ayahuasca schaffen es gleich mit dem ersten Track, eine eigenständige Duftnote zu hinterlassen, die so reich an Facetten ist wie die Gerüche des Regenwaldes. Die Percussion ist delikat, alles passt wunderbar zusammen, zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass etwas künstlich wirkt oder in Gefrickel ausartet. Am Schluss dann tiefe Backing Vocals, die an die Töne erinnern, die sonst Digeridoos erzeugen und die Lead Vocals kongenial umrahmen. Wie geht es auf „Instinct“ weiter? „Cendre et Ruines“ (auf deutsch: „Asche und Ruinen“) kommt schneller zur Sache (beinahe wie eine Brandrodung), bietet erneut brachiale, aber alles andere als altbackene Riffs, kombiniert mit abwechslungsreichem Drumming und einigen Percussionelementen, die niemals aufgesetzt wirken – nein, sie bereichern den Gesamtsound und tragen zum Wiedererkennungswert der Kölner bei. Das Stück endet mit traurig-kratzigen Geigen und französisch gesprochenen Sprachschnipseln.

„Eternal Embrace“ eröffnet mit Picking, dann schön bratende Gitarren, danach marschieren die Jungs im Stakkato weiter. Verschnaufpause, beinahe minimalistische Instrumentierung, Sprachschnipsel, kurze heftige Riffs, die sich dazwischen fräsen. Im letzten Drittel zeigen Ayahuasca, wie Groove im Metal gelingen kann, ohne einfach nur dröge zu dreschen. Dann ist „Instinct“ auch schon vorbeigezogen wie ein Regen im Urwald.

Trackliste:

Ich verneige mich - vor einer tollen (und vor allem einfallsreichen) Metalscheibe, einen bunten Strauß gar lieblicher Melodei voller Exotik, Rhythmik, Groove, herrlichen Riffs, Licks und einer Drum-/Percussioneinheit, die mich gefesselt hat. Wenn die Band es schafft, auf diesem Niveau weiterzumachen, freue ich mich schon jetzt auf den ersten Longplayer.

9.5
PUNKTE
Bewertung

1. Instinct

2. Cendre et Ruines

3. Eternal Embrace

Band

  • Ayahuasca

Album Titel

  • Instinct

Erscheinungsdatum

  • 18.08.2015
Ghostwriter

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