Die sechste Ausgabe des Sinister Howling zelebrierte am 28.05.2022 in Mannheim in gewohnter Manier schwarzmetallische Kunst der Extraklasse mit hochkarätigem Line-Up, einigen Special Set’s und Shows die es so nicht oft gibt. Einige Absagen und Umplanungen des Line-Up’s nahmen keineswegs die Freude an einem so einmaligen Event in der Kurpfalz teilzunehmen.
Die Erwartungen sind bereits beim Lesen der geplanten Set’s hoch. Auch wenn Inquisition als ursprüngliche Headliner abgesagt haben, sind die Norweger von Strid mit dem schon 2020 angekündigten „End of Life“ Set wieder mit im Boot und ein würdiger Ersatz. Ebenso ein 90’s Oldschool Set der alteingesessenen Mannen von Ancient, ein Special Set und Show von Denial of God und vieles mehr sind genügend Argumente für dieses Event. Das MS Connexion unweit des Mannheimer Neckarhafens war schon das ein oder andere Mal Austragungsort für geniale Konzerte, wodurch die Anreise gewohnt flott ging und sich bereits gegen 14 Uhr zahlreiche Besucher auf dem Parkplatz tummelten.
Nach einem überlangen Soundcheck, eröffneten die Mannheimer von Avowal den Abend mit einer halben Stunde Verspätung und es sollte nicht die einzige Verzögerung des Abends bleiben. Atmosphärische Soundwände rollten gediegen in die sich füllende Kolbenhalle des MS Connexion. Dissonante Melodien im fast schon doomigem Mid-Tempo Gewand sind klar die Stärke dieser Band, die sowohl ihre 2019 veröffentlichte Single “The Eternized I” als auch die Stücke der Transformation EP zum Besten gaben. Leider wirkte der Sound trotz des sehr langen, vorangegangenen Soundchecks sehr flach und etwas drucklos für die tiefgehenden Klang Konstrukte, die uns Avowal hier präsentierte.
Nach einem eher gediegenen Start drückten Kringa ordentlich aufs Gas. Die Musik auf ihren ersten und einzigen Langspieler von 2019 „Feast Upon The Gleam“ ist kaum vergleichbar mit diesem Live Auftritt. Kompromissloser Black Metal der auf nichts Rücksicht nimmt mit einem unverkennbaren Bölzer worshipping, dazu eine energiegeladene Bühnenpräsenz die jeden mitreißt. Belohnt wird die Bühnenshow zeitgleich mit zusehends mehr Publikum mit rotierendem Haupthaar und überkochender Stimmung trotz noch früher Stunde. Auch umgekippte Mikrofonständer störten die Band keineswegs, professionell wurden die Vocals improvisiert und die Stimmung immer weiter angeheizt. Die hier teils neuen Songs machten, neben den bekannten wie “Sanguine Painter” und “Unwind the Gap Anew”, richtig Lust auf das nächste Release der Band und ihren weiterhin verfeinerten Stil, der hier dank viel besserem Live Sound zum Vergnügen beitrug.
Die ebenfalls aus Österreich stammenden Karner haben erst vor Kurzem ihr Debüt „Untam Liacht tota Stern“ über Dominance of Darkness veröffentlicht und damit einen guten Eindruck ihrer Kunst vermittelt. Leider gab es hier wieder einige Soundprobleme, vor allem bei den Vocals die öfters für ein nerviges Feedback sorgten oder schlicht viel zu leise waren. Bock zu spielen hatte trotzdem sichtbar jeder der Member, auch wenn die wohl für viele noch eher unbekannte Band zunächst weniger Zuschauer vor die Bühne lockte als die vorherigen Bands. Nach den ersten Songs „Am Gräbaföld“ und „Zur Oltn Lohn“ füllte sich die Halle. Auch wenn der Sound hier wieder um einiges mehr Probleme machte, gelang es gut dem in Mundart gesungenen Vocals zu folgen. Mit dem Song „Wos wor, wos bleibt“ am Ende blieb ein durchweg positiver Gesamteindruck zurück. Besonders Basser Philipp verstand es wie kein Zweiter die Menge anzuheizen und mit seinen charismatischen Showeinlagen Stimmung zu machen. Leider auch zum Leidwesen seiner Bassgitarre, die am Ende des letzten Songs den Dienst quittierte.
Ein starker Fels im Line-Up sind klar die bayrischen Mannen von Drudensang. Mit ihrem jüngst über Folter Records veröffentlichten Album „Tuiflsrijtt“ manifestierten sie ihren unverkennbaren Oldschool Sound. Da sich bereits beim ebenfalls überlangen Soundcheck „Schwierigkeiten“ abzeichneten, strafte Vocalist Krámpn den Soundtechniker mit einem Mittelfinger und die Truppe startete trotz aller Probleme professionell ihren Auftritt. Mit gewohnter Bühnendeko, Kerzen und Feuerschalen stimmte von Anfang an die Atmosphäre - Zu hören gab es Songs vom neusten Album erstmals live mit gewohnter Attitüde. Als Special gab es einen Überfall der Krampen in der Kolbenhalle, welche mit Glocken die “Watzmannsage” eindrucksvoll einleiteten. Da immer wieder die Vocals oder ganze Gitarren zu kurz kamen in der Abmischung fiel es schwerer dem Ganzen zu folgen, was aber die Band stets zu kompensieren wusste und jeder Fan auf seine Kosten kam.
Weit nach 21 Uhr betraten die Dänen von Denial of God die Bühne um ihre unheilige Zeremonie zu beginnen. Glücklicherweise gab es hier einen Wechsel beim Soundtechniker, wodurch nun klanglich wirklich alles stimmte und dies auch den restlichen Abend so bleiben sollte. Eine weite Song-Range der Bandgeschichte als Setlist setzte die Fans in Ekstase, gerade durch kleine Juwele wie “Mama Loi, Papa Loi”, die Fans der Horror-Metaller nicht alle Tage live genießen dürfen. Wenngleich die Theatralik der Band nicht jedem gefallen mag, wusste die Kombo die Masse zu begeistern und auf ihre Seite zu ziehen.
Mit Ved Buens Ende sollte dann eine sehr spezielle Band folgen, mit der sich sicherlich nicht jeder anfreunden kann. Die Mischung aus Avant-garde und hier und da einem Klecks düsterer, schwarzmetallischer Klänge bringt jedoch seine ganz eigene Stimmung mit und die Herren aus Oslo begeisterten die Fans mit Stücken aus ihrem 1995 aufgenommenen Album “Written in Waters”, das nach ihrer “Those Who Caress the Pale” Demo immer noch ihr einziger Langspieler bleibt . Auch eine Coverversion des Celtic Frost Klassikers “Mesmerized” von der Into the Pandemonium Scheibe wurde zum Besten gegeben, was ebenfalls zu ausgelassener Stimmung im Publikum beitrug. Anhand der Spielfreude der Norweger stellt sich da doch die Frage, ob es da nicht irgendwann mal noch neues Material geben wird!?
Ancient räumte im Anschluss nochmal richtig ab. Man merkte den Mannen aus Bergen förmlich an, dass sie nach der Show in Italien am Vortag richtig Laune hatten noch einen drauf zu legen und mit ihrem Special Set, dass ihr Debütwerk “Svartalvheim” und die darauf folgende “Trolltaar” EP beinhaltete konnten Ancient trotz später Stunde nochmal mächtig Eindruck schinden. Die Stücke wurden in gleicher Reihenfolge wie auf Album und EP vorgetragen. Lediglich “Ved trolltjern” wurde ausgelassen, dafür wurde das Publikum aber zum krönenden Abschluss mit einem Cover von Bathory’s “13 Candles” in die späte Nacht entlassen.
Es ist mittlerweile kurz vor 3Uhr und noch ist nicht Schluss beim Sinister Howling, denn eine Band hätten wir ja noch. Strid blieb die etwas tragische Headliner Position, denn die Zuschauerzahl war schon sichtlich ausgedünnt und nur die ganz hartnäckigen Konzertgänger blieben standhaft. Nach nunmehr 13 Stunden seit der Öffnung des MS Connexion war das aber auch irgendwie verständlich. Der Band war die Enttäuschung ein wenig anzumerken, sie versuchte aber das Beste aus ihrem Auftritt herauszuholen und konnte trotz der widrigen Umstände mit ihrem “End Of Life” Special Set für Begeisterung unter den verbliebenen Fans sorgen. Besonders der gleichnamige Song, der auch auf der allerersten Demo der Band enthalten war, wurde ausgiebig zelebriert.