22.-23.03.2024 Braincrusher In Hell, Hirschaid + Ofermod + Wiegedood + Chapel Of Disease+++
Review

22.-23.03.2024 Braincrusher In Hell, Hirschaid + Ofermod + Wiegedood + Chapel Of Disease+++

Das Line-Up hatte schon im Vorfeld für viel Interesse gesorgt, hatte sich doch mit Ofermod eine Kult-Band angekündigt, die seit 2017 nicht mehr live zu sehen war. Aber auch Asphyx, The Crown und einige Underdogs der Szene wurden mit gleicher Vorfreude erwartet. So haben wir uns pünktlich bei wechselhaftem kühlen Wetter eine Stunde vor Beginn eingefunden um nichts zu verpassen!

  • von Starduster
  • 05.04.2024

Pünktlich, wie angesetzt begannen um 17.00 Uhr Argash mit ihrem Set. Der Sound war noch nicht so ausgefeilt und die Halle noch nicht voll; trotzdem haben die jungen Bayern sich nicht beirren lassen und mit ihrem Black/Death Metal einen guten 30 min. Gig abgeliefert, der auf jeden Fall schon Mal die erste Stimmungsmarke setzte.

Die ebenfalls deutschen Horresque waren als nächstes in Pflicht und enterten nach kurzer Umbaupause die Bühne. Hier spürte man ein deutlich durchdachtes Bandkonzept, das die textlichem Inhalte natürlich musikalisch aber auch optisch umsetzte. Der agile Sänger M.R. überzeugte nicht nur durch variablen Gesang sondern auch durch ausdrucksstarkes show-acting. Außerdem die beste Gelegenheit für die Band ihr an diesem Tage erscheinendes Album „Chasms II“ live zu präsentieren. Ein rundum sehr gelungener Auftritt, der Horresque sicherlich einige neue Fans beschert hat.

Eigentlich sollten dann Black Altar spielen, aber leider war die Lufthansa damit nicht einverstanden und hatten nicht nur den Musikern von Black Altar, sondern auch von Ofermod eine vierstündige Verspätung zugemutet - inkl. einem noch weiter verzögertem Nachsenden des Gepäcks. Dank der handlungs- und reaktionsfähigen Organisation (Lob an Norbert geht raus) vor Ort konnte man die Time Slots mit schon anwesenden Bands so umlegen, dass am Ende des Festivals alle Bands spielen konnten und kein Ausfall zu beklagen war. So spielten also die Augsburger Vibrio Cholera als nächstes. Diese Band zockt eine sehr eigenständige Mischung aus Death-Metal mit Core-Einflüssen. Damit waren sie vom Stil her ein Außenseiter, aber der Auftritt hatte trotzdem überzeugt, denn es wurde schnell deutlich, dass hier technisch sehr gute Musiker agieren; inklusive dem Sänger. Vibrio Cholera war sicher nicht was für jeden Anwesenden im Saal, aber Sänger Rico hat nicht nur viele Gesangstechniken drauf sondern ist auch ein motivierter Frontmann. Starker Auftritt!

Mittlerweile war es 20.00 Uhr und Zeit für die finnischen Sepulchral Curse. Deren Berufung ist fetter Death-Metal und den haben sie dann auch präsentiert. Mit bunter Lichtshow und Nebel wurden die 5 Finnen sehr gut in Szene gesetzt und hatten auszugsweise  ihr immer noch heißes Album „Abhorrent Dimensions“ aus 2023 dargeboten, ebenso wie Songs aus dem Debütalbum. Nächster Stimmungsschub im Publikum, denn hier wurde 45 min. fulminant abgeliefert! Ein kurzer Wortwechsel im Backstage hinterher spiegelte sehr schön die Stimmung auch bei der Band, denn auch die war hochmotiviert zum Festival gekommen und hatte sich über den Zuspruch gefreut. Am Ende volle Punktzahl!

Die belgischen Wiegedood waren für mich eine Überraschung. Keine Show, kein Bühnen-Outfit, kein Stage-Acting, einfach nur die melodie-durchsetzte BM-Soundwall ins Publikum geschoben. Es ist schon sehr erstaunlich wie man mit Drums und zwei Gitarren solch einen massiven und vielschichtigen Sound erzeugen kann. Ich persönlich fand es beeindruckend und sie hätten von mir aus noch länger spielen können, zumal ich irgendwann zumindest die Zeit vergessen habe. Fazit: Wiegedood muss man nicht gesehen, aber auf jeden Fall gehört haben!

Die isländischen Misbyrming wurden offensichtlich schon von vielen sehnsüchtig erwartet, denn jetzt wurde es schon in der Umbaupause vor der Bühne voll. Als es losging gab es dann auch kein Halten mehr. Die noch jungen, agilen und vor allen Dingen spielfreudigen Musiker haben von der ersten Minute an überzeugt. Der melodische und gleichzeitig epische Black Metal ihrer drei Alben kamen ebenso gut beim Publikum an, wie die sympathische Ausstrahlung der vier Herren. Unfassbar starker Auftritt!

Mittlerweile hatte sich etwas Verzögerung in den Ablauf einschlichen, so dass The Crown um 23.45 Uhr starten konnten. The Crown machen bekanntermaßen straighten thrashigen Death-Metal und ihre kurzen Songs hämmern immer auf den Punkt. Als dienstälteste Band des Tages waren sie sicherlich verdient als Headliner platziert und das Publikum hat dem Rechnung getragen. Leider wurden keine der melodischen Songs der frühen Bandgeschichte gespielt, was vielleicht einige Zuschauer erhofft hatten. In der Crowd ging die Post ab, aber ab 00.15 Uhr waren dann nicht mehr alle Kräfte verfügbar und ein weitschweifender Blick in die Halle zeigte auf Stühlen und Tischen schon einige hängende Köpfe, weshalb The Crown vielleicht nicht mehr die Aufmerksamkeit bekommen hatte, die sie verdient hätte. Mit The Crown endete dann der erste Tag des Festivals und auch wir traten den Weg zur Herberge an.

Tag 2 des Festivals begann für uns mit dem Eintreffen um 11.30 Uhr, weil wir uns den Frühschoppen mit typisch bayrischer Kult(tur)-Küche nicht entgehen lassen wollten. Das Wetter war weiterhin wechselhaft und es war kälter geworden; trotzdem sollten den Tag über die Frischluftpausen regenfrei bleiben. Dann, 13.00 Uhr Start für die erste Band Terminal Carnage. Sehr undankbare Platzierung, denn es waren noch lange nicht alle Zuschauer wieder in der Halle, so dass es mit nur ca. 30 Leuten vor der Bühne losging. Terminal Carnage aus Bayern spielen Death Metal, der im Laufe ihrer halben Stunde auch mehr Interessenten anlockte, aber viele waren noch nicht wirklich „da“. Ein guter Auftritt, der aber zu einem anderen Zeitpunkt mehr Zuspruch erfahren hätte. Der Fluch des firestarters.

Dann aber war es an der Zeit für die mittlerweile eingetroffenen Black Altar; also die erste lupenreine Black Metal Band, nach der Definition des Genres.

Allein das Bühnendesign mit dem reich gedeckten Altar im Mittelpunkt, zog schon vor Auftrittsbeginn viele Neugierige nach vorne. Auch wir waren sehr gespannt: war es doch der insgesamt erst zweite live-Auftritt der seit 1996 existierenden Formation; also ein quasi historischer Moment. Und so präsentierten Black Altar auch einen Querschnitt durch ihr gesamtes Schaffenswerk, aber leider ohne Songs der aktuellen Kultsplit mit Ofermod. Während des gesamten Auftritt wurde durch das mystische Erscheinungsbild der Band, den akzentuierten Einsatz des Lichtes und des Nebels eine sehr dichte Atmosphäre erzeugt. Hier wurden die anwesenden BM-Fans vollauf befriedigt. Nach 40 min. war auch dieser dunkle Zauber vorbei und nach der Umbaupause standen mit Death Reich wieder eine Death Metal Band auf dem Programm.

Diesmal war es der sprichwörtliche Schwedentod, den man präsentiert bekam. Auch hier lag der Schwerpunkt auf dem 2023er Album „Disharmony“. Death Reich sind mit sechs Jahren auch noch eine relativ junge Band, wobei die Mitglieder schon in unzählig vielen anderen Bands ihre Sporen verdient und Erfahrung gesammelt haben. Death Reich sind für den Schwedentod-Fan auf jeden Fall eine Empfehlung und lieferten einen guten Auftritt ab.

Gegen 16.00 Uhr war die Zeit für Purtenance gekommen. Die Finnen liefern ebenfalls Death-Metal; hier allerdings mit etwas verhaltenem Tempo bzw. vielen doomigen Passagen. Damit sind Purtenance viel düsterer als z. B. noch Death Reich. Eine gute Interaktion mit den Zuschauern sorgte dafür, dass die Aufmerksamkeit nicht nachließ und auch der sehr gute live-Sound konnte begeistern.

Kurz nach 17.00 Uhr kamen Chaos Invocation auf die Bühne. Die fünf gestandenen Black Metaller konnten diesmal auch von dem sehr guten live-Sound in der Halle profitieren, der bei vorherigen Gelegenheiten leider etwas zu Wünschen übrig lies. Es waren jetzt die musikalische Feinheiten und Melodien zu hören, welche live gerne schon mal ungehört bleiben, und hier aber die Qualitäten der Band sehr gut zur Geltung brachten. Der sehr abwechslungsreiche BM von Chaos Invocation und die hingebungsvolle Performance von M. hat wieder einmal das Publikum begeistert. Bockstark abgeliefert!

Gegen 18.15 Uhr war die Zeit für den Ofermod-Auftritt gekommen. Da die Musiker von Black Altar mit Kultsänger Belfagor zusammen in naher Zukunft auf Südamerika-Tour gehen, waren die Auftritte die letzte live-Bewährung vor dem Tour-Start. Das Stage-Setting war identisch mit dem von Black Altar und auch die Musiker waren de facto Black Altar Line-Up, halt diesmal mit Belfagor am Mikro für den Ofermod-Gig. Für Belfagor war es seit 2017 wieder der erste live-Auftritt.

Der harte aber dennoch melodische BM von Ofermod war den anwesenden Fans durchaus bekannt und wurde entsprechend abgefeiert, denn dies war nach 7 Jahren wieder die seltene Gelegenheit die Band live zu erleben. Gut gemacht und Daumen gedrückt für die anstehende Tour!

Um 19.30 Uhr war die Bühne bereit für die Kölner Chapel of Disease. Jeder Anwesende wußte wohl welcher musikalische Wandel sich bei Chapel of Disease seit dem vorletzten Album vollzogen hat: vom einfachen Death-Metal der ersten beiden Alben zu progressiven Death mit Hardrock-Einflüssen. Aber die Fans haben diesen Wandel offensichtlich mitvollzogen und stehen komplett an der Seite ihrer Band. Die ausufernden Songs mit Überlängen wurden ohne Ausnahme mitgefeiert und wieder einmal war es auch die unübersehbare Spielfreude dieser Combo, die viele Fans von den Stühlen riss und nach 50 min in einem fabelhaften Finale endete.

Die dänischen Damen von Konvent wurden gegen 20.40 Uhr auf die Bühne gebeten. Es ist zumindest ungewöhnlich das 5 noch junge Musikerinnen sich zusammenfinden um Doom Metal á la Candlemass/Reverend Bizarre mit Funeral Doom-vocals zu zelebrieren. Mit zwei starken full-time Alben im Gepäck, hatten sie nun auch 50 min Zeit ihre düsteren Visionen zu präsentieren. Als einzige reine Doom-Band bei diesem Festival sorgten Konvent nicht nur eine willkommene musikalische Abwechslung, sondern auch für eine erfolgreiche, denn es gab viel Zuspruch für die makellose Performance und den erstaunlichen gutturalen Gesang von Rikke List. Fesselnder Auftritt!


 

Ab 22.00 Uhr war nun wieder die Zeit für die inzwischen etwas größeren Namen der Szene angebrochen. Darkened Nocturn Slaughtercult zeigen vom ersten Ton an eine über die Jahre und zahllose Auftritte gewonnene und spürbare Routine. Mit ihrem extremen Schreigesang hat Onielar ein deutliches Alleinstellungsmerkmal in der BM-Szene geschaffen, was man entweder mag oder nicht. Aber man muß auf jeden Fall sagen, dass hier eine gefestigte Frontfrau auf der Bühne steht, die nicht nur seit einem Viertel Jahrhundert ihre Kult-Band anführt und sich auch nicht durch ihre Leidenszeit 2021/22 hat von ihrer Kunst abbringen lassen. Musikalisch so über jeden Zweifel erhaben, spielten DNS ihr Set und verbreiten ihre eigentümliche unheilsschwangere BM-Atmosphäre.


 

Um 23.15 Uhr wartete nun mit dem holländische Death-Metal-Exportschlager Asphyx der Höhepunkt des Festivals auf. Trotz vorgerückter Stunde macht die musikalische Abrißbirne um die sympathische Death-Metal-Legende Martin van Drunen nochmal alles, mobil was zwei Beine hatte. Schon nach kurzer Zeit bildete sich das Moshpit, das unaufhörlich bis zum Ende jeden Song begleitete. Der Rest sang und schrie die seit Jahren auswendig gekonnten Lyrics von Kultsongs wie „Deathhammer“ selbstverständlich lauthals mit.

Wie eine unaufhaltsame Todeswalze drang der Death-Metal bis in den letzten Winkel des Saals und erfasste jeden. Erst nach etwas mehr als 80 min entließ Asphyx die bis dahin zu Tode erschöpften Konzertgänger aus dem musikalischen Würgegriff an die frische Luft und in ein Leben nach diesem Festival.

PUNKTE
Bewertung

Im Rückblick können wir festhalten, dass eine professionelle Bewirtung und die immer freundliche und hilfsbereite Braincrusher-Crew, die geduldige Merchandise-Belegeschaft und natürlich die unauffällige Security, neben den Bands, sehr zu dem erfolgreichen, friedlichen und reibungslosen Verlauf des Festivals beigetragen haben. Positiv auch zu bemerken ist die Lokation selbst: die ausreichend vorhandenen und nahe gelegenen Parkplätze, viele Sitzgelegenheiten drinnen und draußen, und der breite Balkon in der Halle bieten einfach für jeden Bedarf etwas. Nach dem auch das Wetter besser mitgespielt hat als angekündigt, hoffen wir das alle Beteiligten noch den Sonntag nutzen konnten um zur Ruhe zu kommen und am Montag wieder sicher im Alltag zu landen. Wir kommen bei Gelegenheit gerne wieder und behalten Braincrusher in Hell 2024 in sehr guter Erinnerung.


 

Starduster

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