Akhlys faszinieren unser Team und die ganze Black Metal-Szene spätestens seit ihrem Album "Melinoë" von 2020. Eine Pandemie, mehrere Touren und Festival-Auftritte später hatte die Band ihre nächste Europa-Tour für den Herbst 2023 angekündigt. Mit verschiedenen, wechselnden Support-Acts, darunter u.a. Chaos Invocation, ging es am 19.09. in Griechenland los - von da an besuchte der Konvoi auch den deutschsprachigen Raum mit Terminen im Oberhausener Helvete Metal Club am 22.09., bei der Party.San Herbstoffensive in Weimar am 23.09. oder beim Celebrare Noctem im österreichischen Wels am 29.09. - die Tour wird in Tel Aviv/Israel beim Black Night Sorceries Fest Anfang Oktober enden. Was Parasite Gallows Booking hier auf die Beine gestellt hatte, entpuppte sich als extrem starkes Live-Happening, nicht zuletzt wegen der atmosphärisch dichten, einlullenden und ergreifenden Musik von Akhlys.

Am Abend in Oberhausen, einer kleineren Bühne auf der Tour, begannen zunächst die Gäste von Nubivagant aus Italien - einem, wie oft im Black Metal-Landschaft üblich, als reines Duo auf der Bühne agierenden Projekt um den musikalischen Tausendsassa Gionata "Omega" Potenti an Gitarre und Vocals. Ungewohnter und nicht für alle auf dem hohen Niveau der übrigen Bands des Abends schienen für einige Gäste im randvollen Helvete-Keller der teils klare und hohe Gesangs-Stil des Frontmanns zu sein, der nicht selten an okkulte Klassiker von z.B. Urfaust erinnern mochte. Die zwei Musiker präsentierten Stücke der bisherigen zwei Alben des Projekts, "Roaring Eye" (2020) und "The Wheel & The Universe" (2022) und dabei blieb vor allem das hypnotische Riffing und der mitreißende Drive von "Clothed with the Sun" in Erinnerung. Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass manche Bands mit nur zwei Personen auf der Bühne dennoch einen derart in den Bann ziehenden, dichten Sound auf die Stage zaubern können. Vor allem sollte man Nubivagant, die unser Team erst auf dem Hole in the Svn Festival erleben durfte, eher in düsterer Kulisse sehen, um die volle Eindringlichkeit und Wirkung zu entfalten.

Chaos Invocation aus Rheinland-Pfalz füllten die Bühne mit mehr Akteuren und bestachen mit ihrem finsteren, direkt aus der Unterwelt hervorkriechenden High-Speed-Black Metal und dem beschwörerischen Charakter der Vocals in der Persona des Frontmanns M. - überhaupt kann man sich eigentlich immer sicher sein, dass die Band mit ihrem verruchten Sound und einer besonderen Intensität einen jeden Anhänger puristischer Black Metal-Schären mitzureißen vermag. Immer noch hallt ihr 2022er Werk "Of Devil, Stone & Man" nach, welches bei W.T.C. erschien - dieses wurde auch gleich mit dem Brecher "Where We Have Taken The Cross" zu Beginn ihres Sets gewürdigt. Aber nicht nur neueres Material gab es auf die Ohren: Auch das Debüt "In Bloodline With The Snake" von 2009 präsentierte die Band mit dem Titelsong und "Unlock the Abyss" und man lieferte einen starken Überblick über ihre gesamte bisherige Diskographie. Gerade bei Songs wie "Beyond Coming" wird der wuchtige Sog von Chaos Invocation besonders deutlich - einerseits springen die teuflischen Lyrics und der okkulte Charakter einen förmlich an, aber auch das immer tiefer in den Orkus ziehende Konzept der beständig rasender werdenden Songs ist herausragend. Wie schon ein Jahr zuvor muss man erneut betonen: Schaut man unter die im ersten Moment vielleicht plakativ wirkende Ader der Band, so entfaltet sich ein reichhaltiges und kreativ zusammengewobenes Songwriting unter dem Deckmantel des Chaos.

Man muss immer wieder betonen, dass es im Helvete wohl leider einem Münzwurf gleichkommt, ob man an einem Konzertabend guten oder schlechten Sound erlebt - entgegen mancher Stimmen befand unser Team die Akustik des Abends -vor allem, wenn man weiter vorne stand- als besonders positiv. Vor allem bei Akhlys, als diese final auf der Bühne standen, war die Hypnose im Gesamtpaket perfekt: Bereits seit 2009 aktiv erschien die Band so richtig bei allen auf dem Schirm, als 2020 im ersten Pandemie-Jahr Corona das letzte Werk "Melinoë" erschien. Der Fokus ihrer aktuellen wie auch der letzten Tour (auf der fast auf den Tag genau Akhlys ebenfalls im Helvete zu sehen waren, unser Bericht HIER) lag dabei auf genau diesem Werk - allerdings präsentierte man auch mit z.B. "Tides of Oneiric Darkness" mit dem eindringlichen "Pierced my heart, pierced my soul"-Part einige Pieces des Vorgängerwerks "The Dreaming I" von 2015. Die Band lässt aber nicht nur ein Pendel schwingen und entführt ihre Zuhörer zum Schein in andere Welten: Die Atmosphäre ist zum Greifen und ein jedes der langen Stücke wird zu einem regelrechten Bad in Flammen und Unbehagen. Genau das macht Akhlys zu einem, wenn nicht DEM Live-Act in Sachen Black Metal-Kaskaden Anno 2023.

Der Anhängerschaft der Combo dürften die Musiker Naas Alcameth an den Vocals (und im Studio auch an Gitarre, Bass und anderer Instrumentierung) und Eoghan an den Drums bereits von zahlreichen anderen Projekten wie u.a. Aoratos, Nightbringer und Suns of Sorath bekannt sein. 2022 war man sich auf ihrer ersten Tour noch nicht so sicher, was man von den US-Amerikanern erwarten durfte - zuvor gab es Akhlys live noch nicht oft zu erleben, und vor der Pandemie feierten sie auf dem isländischen Ascension Fest 2019 ihr Debüt. Doch innerhalb eines Jahres hatten sie erheblich von sich reden machen können, nicht zuletzt wegen diverser Festival-Auftritte. Zwischen Beklemmung und Betörung, Faszination und Überwältigung schwenkt man mit Leichtigkeit hin und her, wenn man die Band auf der Bühne betrachtet - und das Kaleidoskop an reichhaltigen Stücken, die Akhlys schmieden, lässt auf neues Material hoffen, welches in seiner Wucht nicht minder mitreißend ist und uns vielleicht im kommenden Jahr erwartet, wenn man hört, was die Musiker so anteasern. Ein eindringlicher Rat aus unserem Team muss daher lauten: Schaut euch diese Band live an. Es lohnt sich.