Karg und intensiv. Das sind wohl die beiden Adjektive, die die Musik des Trios von Wiegedood am besten beschreiben. Kompromisslos scheinen die Belgier diesem Plan alles unterzuordnen. Schon der Bandname ist eine Zumutung - schlimm und intensiv. Erst recht die Musik: hier ist kein Platz für Intros, für Ambient oder für längere Verschnaufpausen durch melodiös-langsamere Passagen. Klar, dass wir beim Gig in Bochum im Bahnhof Langendreer dabei sein mussten.
Die Musik der Belgier ist fast konstant schnell, dabei recht monoton und wird getragen von den beiden konsequent vorantreibenden Gitarren und den schlichten Blastbeats der Drums. Der variantenlos schreiende Gesang tritt in den Hintergrund.
Die Besetzung der Band und das Agieren auf der Bühne passen hervorragend zu diesem schlichten Konzept: auf genretypische Elemente wie Corpsepaint, Bühnendeko oder Ähnliches wird eigentlich durchgängig verzichtet. Das Licht ist wenig und einfach. Das Weglassen von Bass und Keyboards ist folgerichtig. Genauso die Formation: der Drummer Wim Sreppoc steht im Zentrum des Aufbaus, weil der Sänger und Gitarrist Levy Seynaeve nicht in der Vordergrund drängt, sondern seitlich positioniert ist. Der zweite Gitarrist Gilles Demolder steht viel mit dem Rücken zu den Fans und zwingt zu noch mehr Konzentration aufs Wesentliche.
Black Metal pur / Von ihren Fans werden Wiegedood für ihre kompromisslose Musik verehrt und man muss den Belgiern bescheinigen, dass sie in Sachen Intensität und Stil im Black Metal herausragen.
Wiegedood kreieren mit diesem schlichten Setting und ihrem Konzept kompromissloser Musik eine Atmosphäre, die für die Fans nicht einfach ist - eben karg und intensiv. Lässt man sich aber darauf ein und setzt sich dem Dargebotenen schonungslos aus, dann entdeckt man verborgen unter der Monotonie des fast gleichbleibend unerbittlichen Sounds immer wieder nuancierte Momente schöner Melodien und großartigen Riffings. Und diese können in karger und unwirtlicher Atmosphäre eben viel einnehmender sein, als dies sonst der Fall wäre.
Anspruchsvoll und wunderschön / Immer wieder entdeckt man verborgen unter der Monotonie des fast gleichbleibend unerbittlichen Sounds zugeschüttete Fundstücke schöner Melodien und großartigen Riffings.
Live und in (karger) Farbe kann man das ganze derzeit im Rahmen verschiedener Wiegedood-Konzerte erleben, die bis in den Frühsommer hinein in verschiedenen europäischen Städten angesetzt sind. Auf maßgebliche Werbemaßnahmen oder weitschweifende Social Media-Ankündigungen hat man genauso verzichtet wie auf einen offiziellen Tour-Titel oder einen etablierten Support.
Wir waren beim Auftakt in Bochum im Bahnhof Langendreer dabei und durften erleben, dass Wiegedood teilweise eine ganz andere Klientel anzieht, als dies sonst im Black Metal der Fall ist. Da gibt es offenbar auch nur wenige Leute unter den Fans, die Wert darauf legen, sofort als klassische Black Metal-Anhänger erkannt zu werden. Man trägt eher Amenra als Bathory. Aber derartige Details sind eigentlich gar nicht wichtig, denn eigentlich geht es bei Wiegedood nur um eins: das Erlebnis von großartiger Musik, die viel einnehmender eigentlich gar nicht sein könnte.
Support leistete übrigens das anglo-belgische Metal-Trio von Castles, das wir an diesem Abend leider verpasst haben.
Wiegedood-Shows in Europa / Will man die Belgier live abpassen, dann muss man aufmerksam sein: auf Werbung und große Vorankündigungen verzichten sie fast komplett.
Von ihren Fans werden Wiegedood für ihre Musik verehrt und man muss den Belgiern bescheinigen, dass sie in Sachen Intensität und Stil im Black Metal herausragen.
Wir empfehlen, beide Bands einmal live abzupassen!