Lange Zeit dachte ich, in Hessen gibt es so gut wie keine Black Metal Szene. Es gab so gut wie keine reinen Black Metal Veranstaltungen in in den letzten Jahren, und man mußte als Hesse weite Anfahrten in Kauf nehmen. Die schwarze Loge veranstaltete zum ersten Mal die Zeremonie der Schatten und siehe da, die Leute sind hungrig auf Underground Black Metal.
Innerhalb weniger Wochen war die Veranstaltung ausverkauft und da dies das erste Event der schwarzen Loge war, kann man allein das schon als Erfolg verbuchen. Der Jazzkeller ist ein kleiner Musikclub in Hofheim am Taunus, direkt hinter dem Hofheimer Bahnhof gelegen. Daher war die Anreise selbst ohne Auto gar kein Problem. Für Autofahrer boten sich, danke angrenzendem Parkhaus, auch genug Möglichkeiten. Man merkte, dass die Veranstalter viel Herzblut in die Sache steckten und auch auf das Wohl ihrer Gäste bedacht waren. Es gab Bratwurst, Steaks, Bier und Softgetränke zum fairen Preis und eine gut gelaunte Crew. Der einzige, kleine Punktabzug: Es waren für diese kleine Location wirklich zu viel Publikum und 4-5 Bands hätten auch gereicht - Aber alles in allem wirkte es gut geplant und durchgeführt - Aber dazu später mehr:
So gaben Halphas um Punkt 1800 den Anfang und feierten ihr Bühnendebut. Die 5 Jungs aus Mainz sind eine respekteinflößende Erscheinung auf der Bühne, und Sänger Legatus feuert die Vocals wie ein Berserker in die Massen und peitscht das Publikum an. Obwohl sie der Underdog bei dieser Veranstaltung waren, kamen sie wirklich gut bei den Hessen an und wurden nach jedem Song bejubelt und beklatscht. Roher, und okkulter Black Metal. Mancher würde jetzt sowas schreiben wie: „Sie erfinden den Black Metal zwar nicht neu, aber.. Blablabla“ Ehrlich, muß man das? Der Vorletzte Song wurde Der Band Sarkrista gewidmet, die aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen konnten. Am Ende des letzten Songs nahm Legatus einen Schluck Schweineblut aus seinem mitgebrachten Kelch, spuckte einen Teil ins Publikum und traf somit auch auch mich und meine Kamera. That’s Rock n’ Roll. Tolle Show!
Mit neuem Material des in der Aufnahme befindlichen neuen Albums und Songs der aktuellen Platte „No World To Win, A Life To Lose“ waren dann Fallen Tyrant angetreten um mit ihrer abwechslungsreichen Setlist Undergrounded würdig zu vertreten! Klassischer Black Metal, „Melodic“ inklusive, mitsamt Corpsepaint und Militarialook brachte die Menge in Schunkellaune und während die Jungs nur zu dritt auf der Bühne standen, schafften es Songs wie „A Whisper From The Concrete Below“, „To Finnmarken“ oder „Shifting Tides Along The Rine“ den Raum auf der Bühne und davor komplett auszufüllen.
Die Band Svartsorg aus Österreich waren die Dritten im Bunde und boten traditionellen, sehr melodiösen Black Metal der zweiten Welle der mit Keyboards unterstrichen wurde. Sie hatten wirklich viel Spielfreude und der Sänger arbeitete sehr gut mit seinem Publikum, was auch gut ankam. Leider waren die Keys stellenweise zu dominant und ich finde, wenn man diese sparsam und an den richtigen Stellen benutzt, dann ist das wirklich in Ordnung (Was leider bei Svartsorg nicht der Fall war). Ansonsten kann man qualitativ nichts an der Band und ihrer Performance aussetzen, und sie boten dem Publikum einfach eine andere Facette des Black Metal.
Nachdem der Sänger von Streams Of Blood einfach mal nicht zum Soundcheck erschien und die restlichen Jungs dies übernahmen, kam er gegen 21 Uhr dann doch auf die Bühne... Keine Ahnung, ob das zur Show gehört hatte oder ob die Hopfenkaltschale im Backstage verlockender war. Die Jungs ballern zumindest mit hoher Spielgeschwindigkeit und erinnerten stellenweise an alte Marduk oder Dark Funeral. Die Massen schoben und drückten alle Richtung Bühne, was auch rein stimmungsmäßig ein echtes Fest war.
Nach 50 Minuten Umbauphase (worauf die Band aus nicht nachvollziehbaren Gründen bestand) kamen Heimdalls Wacht auf die Bühne. Man merkte sofort, das sie vor Ort eine groß Fanbase hatten und brennend erwartet wurden. Sie spielten ihren melodischen Pagan Black Metal mit guter Laune und feierten mit dem Publikum einen tollen Gig. Das 3 Sänger System verstehe ich zwar nicht, aber das soll jetzt nicht zum Kritikpunkt werden. Jedenfalls war das wohl für viele der Höhepunkt an diesem gelungenem Abend, da viele dann doch noch die letzte Bahn bekommen wollten.
Für den ursprünglichen Headliner Sarkrista sprangen kurzfristig Narvik ein. Ein Grund mehr, warum dieser Abend keine Veranstaltung für Veganer war. Blut floss in Strömen und aufgespießte Schweineköpfe waren die Bühnendeko. Nach einigen Tonproblemen während des Soundchecks mit den Monitorbox legten sie dann auch los. Sehr rauher Black Metal mit okkulter Botschaft ist nach meinem Geschmack und sie erzeugten eine gewisse Atmosphäre während ihres Auftritts. Ein würdiger Ersatz für Sarkrista - Auch im „ideologischen“ Sinne.
Fazit – Ein mehr als gelungener Auftakt und ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung - aber dann bitte in einer größeren Location mit einer Band weniger. (oder ohne die ärgerliche und unnötig lange Umbaupause, da wie gesagt viele die Location aufgrund der letzten S-Bahn verlassen mussten und für Narvik weniger Publikum blieb.) Das die PA teilweise Schwächen hatten ist wohl auch manchem missfallen, aber das kann immer mal passieren und fällt meines Erachtens jetzt nicht so stark ins Gewicht. Für mich persönlich war es eine Bereicherungen im Rhein- Maingebiet – Mehr davon!