14.-15.10.2022 - Thrash Nightmare 9, Pisek (Czechia) + Törr + Nifelheim + Eurynomos +++
Review

14.-15.10.2022 - Thrash Nightmare 9, Pisek (Czechia) + Törr + Nifelheim + Eurynomos +++

Endlich wieder in Tschechien auf einem kleinen Event mit sensationell gutem Line-Up und dem gewissen Etwas. Das Thrash Nightmare Vol.9 lockte uns nach Písek und man merkte ab dem ersten Moment, dass es ein Festival von Fans für Fans ist. Písek ist eine dieser beschaulichen kleinen tschechischen Städtchen, die für den geneigten und vielleicht Mainstream-orientierten Metalfan eher nicht auf dem Radar erscheinen.

  • von Phil
  • 23.10.2022

Ca. 100 km von der Hauptstadt Prag und 80km von Pilsen entfernt, ist der Ort immer noch recht nah an der deutschen Grenze, aber wohl eher kein Ziel, wenn dort nicht das Thrash Nightmare stattfinden würde. Das Stadtbild rund um das sehr überschaubare Zentrum füllte sich bereits am ersten Abend des Events mit allerlei dunklem Gesindel und die Kaffees und Pubs dürften über das Wochenende hier ein wahrnehmbares Umsatz-Plus erfahren haben. Es wäre nun auch ohne Google Maps relativ einfach gewesen, die Seitenstraße in der sich der Club „Divadlo Pod Čarou“ befindet zu finden, da man nur der Laufbewegungen der bekutteten und benieteten Personen folgen musste. Der Club selbst ist ein relativ großzügig gestalteter Venue mit ettlichen Sitzmöglichkeiten verschiedenster Comfortstufen, einer langen Bar, einem Vorraum für Merchstände, sowie der Halle selber, die zwar überschaubar, aber durch eine weitere Getränkeausgabe, jeder Menge Nischen mit weiteren Sitzmöglichkeiten und noch weiteren Merchständen alles bot, was das Herz eines Konzertgängers begehrt. Das Bier günstig, besagter Merch reichlich, das Billing durchdacht, fertig ist ein denkwürdiges Wochenende. Und gleich von Beginn an füllte sich die Halle recht schnell mit den angereisten Metalheads, so dass die erste Band des Freitags gleich bei ordentlich Publikum die ersten Riffs abfeuern konnte. Paxtilence lieferte eine gute Performance ab und heizte dem Publikum ordentlich ein. Die jungen Thrasher aus Nürnberg hatten enorm Energie und Spielfreude und hatte auch den nötigen Oldschool Faktor in petto.

Danach enterten die italienischen Hellcrash die Bühne und hielten das Feuer mit Blackened Speedmetal der ersten Güte am lodern. Man bemerkte von Beginn an einen kleinen Hauch von frühen Slayer Werken in der Arbeit des Trios aus der Region Ligurien, zu der auch die Hafenstadt Genua gehört. Und die Live-Darbietung passte zu diesem Eindruck ebenfalls ganz gut mit viel schwarzem Leder, Nieten und umgedrehten Kreuzen. So verleiteten Hellcrash mit Titeln wie “Hordes of Satan“,“Into the Necropolis“ und “Alcoholic Brigade“ nicht nur uns zum nachträglichen Vinyl Einkauf, sondern fanden auch im Publikum Anklang und gewannen sicherlich den ein oder anderen neuen Fan.

Und auch bei Nuctemeron bleib es ganz im Motto Black Leather and Spikes. Die deutsche Blackened Speed Metal Truppe gab alles und hielten das Publikum auch weiterhin bei Stange. Mit Songs aus ihren beiden Eps “Knights of Hell“ und “Beastfuck“ hatten sie eine ordentliche Setlist zusammengeschustert. Mit “Diabolic Rites“ packten Nuctemeron aber auch einen Song ihrer Split mit Nocturnal aus und ernteten ebenfalls Anerkennung von den zahlreichen Zuhörern vor der Bühne.

Ein richtiges Highlight konnten wir dann mit dem Auftritt von Eurynomos erleben. Eine Wahnsinnsshow, die Okkulto mit seinen Mitmusikern da aufs Parkett gezaubert hatte. Intensiv, energiegeladen und mit echter Spielfreude brannte die komplette Hütte und die Menge drehte vollständig am Rad. Die Rheinland-Pfälzer hatten ein bestechend gutes Set im Anschlag und feuerten sowohl Songs aus ihrem EP Dreigestirn “Unchained from the Crypt“, “Eye of The Pantheon“ und “Fierce Alliance“, als auch von ihrer Debütscheibe “From the Valleys of Hades“ auf uns ab. So war neben den Titelsongs auch “Eurynomos (Beast of Hades)“, “Bat Flight“und “Witchryder“ mit von der Partie. Eine mehr als gelungene Show, die Eurynomos nach mehr als 2,5 Jahren Bühnenabstinenz da auf die versammelte Meute losgelassen hatte.

Doch noch sollte es nicht Feierabend sein beim Thrash Nightmare. Der Headliner des Freitags waren keine geringeren als Törr, die eine der dienstältesten tschechischen Black Metal Kombos darstellen. Das Trio konnte von Beginn an mit Spielfreude und Motivation glänzen und zog ihr Set professionell durch. Fast schon väterlich-verständnisvoll, war es an Sänger Ota Heres, mit Gestik und Mimik einzelne Fans mit seiner Aufmerksamkeit zu bedenken was auch hier zu absoluten Begeisterungsstürmen Seitens der eingefleischten Fangemeinde führte. Während Bassist Bart bei der Stimmung hingegen kaum das Grinsen abstellen konnte und das Publikum mit absoluter Spielfreude und Hingabe anfeuerte. Drummer Radek Sladký kitzelte das Maximum aus seinem Kit heraus und gerade bei Songs wie “Armageddon“, “Kladivo na čarodějnice“ oder dem abschließenden “Inkvisitor“ konnte man die pure Energie des Trios auf der Bühne geradezu greifen. Ein magischer erster Abend mit mehr als denkwürdigem Headliner!

Der Samstag sollte für uns etwas starten, so waren die Franzosen von Hexecutor mit ihrem Set und Oldschool Heavy-Thrash zum Auftakt eine nette Abwechslung. Hier lag der Fokus klar auf Headbangen und auf ausladendem, durchdachten Riffing. Sobald Sänger „Deflagratör“ aber mit seinen Screams loslegte, war es definitiv Thrashingtime und es wurde die Geschwindigkeit angezogen. Der ab und an eher experimentelle und fast schon technisch-jazzige Sound mancher Parts sorgte zwar für viel gereckte Fäuste, konnte aber zur doch noch recht frühen Stunde nicht die Begeisterungsstürme entfesseln.

Die tschechischen Lahar waren als nachfolgende Band mit der Sicherheit der lokalen Rampensau angetreten, was sich auch im Publikum bemerkbar machte. Musikalisch etwas moderner angesiedelt als der Rest des Billings, konnten die Thrash-Lokalmatadoren mit etwas Abwechslung trotz natürlich auch vieler Parallelen glänzen. Mit dem neuen Album „Stínání hlav“ im Gepäck, gab Sänger Růža von Sekunde 1 Vollgas und wirbelte über die Bühne als hätte er den Auftrag heute noch richtig Kilometer zu kloppen - und das im heimischen Wohnzimmer. Ohne Gnade brüllte, screamte und shoutete der Fronter ins Publikum, mal von Links, mal von Rechts -und wenn er das Gefühl hatte, dass sich jemand nicht genug am Circle-Pit oder beim Moshen beteiligte, verhalf er auch mal mit einem beherzten Griff ans Revers oder der Übergabe des Mics zu mehr Aktivität und mitgrowlen. Die Fans zahlten die entgegengebrachte Energie zurück und ab hier kam das Thrash Nightmare wieder so richtig ins Rollen!

Diabolic Night schwangen ihre Äxte und nahmen uns mit einer ausgewogenen Setlist mit auf die Reise. Sowohl Songs von ihrer Debütscheibe “Beyond the Realm“ als auch der Demo und EP dazwischen wurden zum besten gegeben. So rasteten die vorderen Reihen bei Songs wie “Sovereign of Doom“, “Crescend Moon Rise“, “Evil Night“, dem auch als Single veröffentlichten “Infernal Power“ und “Hordes of Darkness“ komplett aus. Zum Abschluss gabs dann nochmals einen Song von der ersten Demo auf die Ohren. “Satan“ ließ das Publikum erneut in Ekstase verfallen und rundete den gelungenen Auftritt gebührend ab.

Barbarian schickten die Meute auf eine Zeitreise und erinnerten von der ersten Sekunde an Carnivore bzw. frühe Peter Stahl Werke. Leider wollte hier der Funke nur verhalten Überspringen und es waren nur die räudigsten Kuttenträger im Publikum anzutreffen, die den im Vergleich eher statischen Auftritt mitfeierten. Die Stimme von Sänger Crossburn grandios, die Abmischung mit einer unbedingten Basslast fantastisch, persönlich gefiel die Präsentation außerordentlich gut und auch der aktuelle Release „Viperface“ hatte als live-Performance musikalisch Einiges zu bieten!

Bunker 66 sorgten ebenfalls für mächtig Dampf in der Halle und das Publikum brodelte geradezu und feuerte die italienische Truppe ordentlich an. Ein Hauch von Darkthrone lag in der Luft mit den rotzigen Riffs, die gepaart mit den schnellen Blackened Thrash Passagen und der passenden Stimme von Frontmann Damien Thorne zu einem echten Feuerwerk mutierten. Quer durch die Bandgeschichte wurden uns die Songs um die Ohren gehauen. Mitunter auch von der ersten EP mit dem Titel “Metal Redentor“, aber auch aktuellere Stücke wie das vom 2017er Album “Chained down in Dirt“ veröffentlichte “Taken under the Spell“ wurde zum Besten gegeben. Kaum zu glauben dass nach diesen beiden Tagen immer noch Luft beim Publikum vorhanden war und der Moshpit nur so wimmelte. Aber noch sollte in Pisek nicht Schluss sein!

Die Veteranen von Nifelheim, die mit einer halben Armee auf der Bühne standen um die letzte Band des Thrash Nightmare zu geben, darf man getrost als Supergroup bezeichnen. Denn neben Silent Hell (Ex-Master's Hammer) an den Pauken sowie Blackosh (Ex-Root, Ex-Master's Hammer) und Felipe Plaza (unter anderem auch bei Destroyer666 tätig) an den Gitarren, wurde zwei Wochen vor dem Gig mit Andrey Iliev ein neuer Session-Drummer aus Bulgarien angelernt, um dem Club den letzten Rest zu geben. Und während die Luftfeuchtigkeit bereits 134% betrug und man denken könnte, dass die sehr intensiven zwei Tage bereits jeden ans Limit gebracht haben, war der Platz vor der Stage innerhalb von wenigen Sekunden ein einziges Schlachtfeld aus vollkommen entfesselten und enthemmten Leibern. Das Set bestand hauptsächlich aus Songs aus der Früh- und Blütezeit der Band und die Die-Hard Fans in den ersten beiden Reihen waren bei Songs wie Unholy Death, kaum mehr aufzuhalten. Das Stagediven was man schon das ganze Wochenende beobachten konnte, erlebte hier einen Höhepunkt wobei die Stagehands alle Hände voll zu tun hatten, die Diver schnell von der Bühne zu bugsieren und nicht selten direkt selbst hinterherzuspringen. Die Energie die die einzelnen Bandmitglieder an den Tag legten, stachelte nur noch mehr an und die Kilometer die hier auf der kleinen Bühne gelaufen wurden um zu posen, zu schreien, die Instrumente zu präsentieren und in die Höhe zu reißen, dürfte Marathondistanzen erreicht haben. Einziger Wermutstropfen war der Ausfall des Leadgitarristen, der zum Ende des Gigs stark abbaute und zum Schluss von der Bühne getragen werden musste und damit seine dienstälteren Kameraden beschämte. Dennoch ein absolut gelungenes und würdiges Ende des Thrash Nightmare Festivals!

PUNKTE
Bewertung

Die tschechische Republik ist wohl kein echter Geheimtipp mehr, es lohnt sich aber dennoch auch in die etwas abseits gelegenen Orte und damit die untergründigeren Events zu schauen. Pisek und das Thrash Nightmare war die Reise definitiv wert! 

Band

  • Thrash Nightmare

Album Titel

  • Vol. 9

Erscheinungsdatum

  • 14.10.2022
Phil

To the Bone!!!

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