Und auch das Party.San im Jahre 2024 ist Geschichte. Vor allem für uns bzw. Undergrounded hatte das Event eine besondere Bewandtnis, konnten wir uns auf dem Flugplatz Obermehler doch das erste mal seit 2019 als Team fast komplett zusammenfinden, um über Wohl und Wehe unseres kleinen Zines zu beraten. Der Rahmen, den das PSOA bot, hätte stimmiger nicht sein können und so nutzten wir die geballte Macht der Gruppe, um euch über die drei Tage nahe dem beschaulichen Schlotheim zu berichten!
Bastard Grave fiel im Jahre 2024 die hohe Verantwortung zu, das Party.San feierlich bzw. feierwütig zu eröffnen und der Schwedenfünfer war sich dieser Verantwortung durchaus bewusst. Die Band, die seit über 10 Jahren ihr Unwesen treibt und zuletzt 2023 mit der inzwischen dritten Langrille "Vortex Of Disgust" zu punkten wusste, spielte ihre Death Metal-Liebeserklärung - irgendwo zwischen Dismember und Benediction - vor einem bereits zahlreich angetretenen Publikum.
Vor allem Sänger Tiago Dias war offensichtlich angetreten, um seine 40.000 Schritt auf die Pulsuhr zu prügeln und füllte die Mainstage im Stechschritt fast im Alleingang aus. Aber auch die anderen Bandmitglieder feuerten die Crowd zu ersten Höchstleistung des PSOA an und ließen es sich nicht nehmen, die Instrumente nur als verlängertes Körper-Rhythmusgerät zu nutzen und ihrer Energie freien Lauf zu lassen.
Horresque haben wir ja schon beim Braincrusher Festival bewundern dürfen. Offensichtlich hat das Quintett nichts von seinem Charme verloren und konnte auch hier vor einem noch größeren Publikum überzeugen. Der Blackened Death Metal Marke Horresque hat unheimlich viel Groove und Melodie und hat die Anwesenden vom ersten Takt an mitgenommen. Wir gehen davon aus, dass die Mainzer um den charismatischen Frontmann M.R. durch diesen Auftritt ihren Bekanntheitsgrad erheblich steigern konnten - zu Recht, wie wir finden! Denn die Truppe ist nicht nur sehenswert, sondern auch hörenswert, wie die beiden Longplayer eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Waren durch Herrn Giersberg und seinem DJ am Vorabend bereits einige Manowar-Klassiker in die DNA der Metal-Disco-Meute eingedampft worden, traten Eternal Champion an, um an genau diesem Brett weiterzusägen. Mit einem vielleicht etwas cheesy zu nennenden riesigen Backdrop - inklusive Gebrüstel, Totenschädel satt und einem Conan mit Schnorres, der sein Schwert in die Höhe reckt, waren bereits die Visuals perfekt.
Die sehr theatralisch-mächtige Performance von Sänger Jason Tarpey, der das melodische Sing-Sang in die Crowd schmetterte und irgendwann gar seine zum Markenzeichen gewordene Kettenhaube ablegte, wurde immer wieder durch den Fokus auf die Gitarren und wunderschönes Riffing ergänzt, die dem Genre zur Ehre gereichten. Dankbar für eine leichte Bewölkung, wurde die Temperatur nur durch die Nackenreibung der zahlreichen Headbanger vor der Bühne erreicht. Gespielt wurden u.a. Stücke vom letzten Album von 2020, "Ravening Iron", und man muss ehrlich sagen, dass es erstaunt, dass die epischen Klänge von Eternal Champion erst seit 2008 in den Äther geblasen werden, wecken sie doch Erinnerungen an weit ältere Tage.
Die Tentstage war bereits früh gut gefüllt, als Wilt aus Ostwestfalen die Bühne betraten und mit ihrem kompromisslosen Old-School-Death-Metal direkt Gas gaben. Das HM2-Gaspedal war kräftig durchgetreten, wie es auch die Veranstalter des Party.San in ihrem Pressetext versprochen hatten, die sägenden Melodien und fiesen Hooklines fuhren direkt ins Mark – genau das, was man von diesem starken Vertreter des deutschen Death Metal-Untergrunds erwarten konnte.
Ostwestfalen mag auf den ersten Blick wie eine idyllische Region wirken, doch die lokale Metalszene hat es in sich. Wilt sind einer der strahlenden Sterne dieser Ecke und haben in den letzten zehn Jahren ihren Weg konsequent verfolgt, was sich auch in ihrem jüngsten Album "Into Nothingness" widerspiegelt. Von diesem Werk präsentierte die Band beim PSOA einige ihrer stärksten Stücke, die das Publikum in einen regelrechten Strudel aus brutalen Riffs und donnernden Drums zogen.
Sänger und Bassist Matze, der seit 20 Jahren als Besucher das Party.San Metal Open Air unterstützt, konnte es kaum fassen, endlich selbst Teil des Line-ups zu sein - ein Moment, den er sich seit Jahren erträumt hatte und der hier und heute für die Band in Erfüllung gehen sollte. Seine Freude und Dankbarkeit waren in jeder Ansage spürbar, und die Band bedankte sich mit einer Performance, die keine Wünsche offen ließ. Unterstützt wurde er u.a. von Drummer Marlek, dessen präzises und kraftvolles Spiel die Band weiter antrieb. Bekannt von anderen Projekten wie Eïs, Plutonyan und Eismalsott zeigte er einmal mehr, warum er zu den gefragtesten Schlagzeugern in der Region gehört.
Das Set beinhaltete sowohl neue Tracks wie „Into Nothingness“, als auch Klassiker wie „The Tank“ und „Out of the Black“ vom Debütalbum "Faces of the Grave". Besonders das abschließende Stück fegte jegliche Zweifel hinweg: Wilt sind die Hüter der alten Death Metal-Schule und zeigten eindrucksvoll, dass dieser Stil noch lange nicht tot ist. Als die Tentstage sich nach ihrem Auftritt langsam leerte, blieb das Publikum mit einem überwältigten Gefühl zurück – ein klares Zeichen dafür, dass Wilt einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Auch Vltimas auf der Mainstage lockten viele vor die Bühne - wir harrten jedoch einer ganz anderen Combo entgegen...
Für viele ein Highlight des Tages standen als nächstes Imha Tarikat auf der Bühne der Tentstage, das emotional-aggressive Black Metal-Projekt des türkisch-stämmigen Musikers Ruhsuz Cellât. Spätestens mit den beiden Alben "Sternenberster" (2019) und "Hearts Unchained - At War With A Passionless World" (2022) ist die Band in aller Munde und ein Garant für explosive Gefühlsausbrüche und eine intensive Show.
Imha Tarikat – ein Name, der wahrlich Zerstörung verheißt (türk. "Sekte/Orden der Ausrottung/Vernichtung") und auf der Bühne genauso kompromisslos zelebriert wird, wie es der Übersetzung gebührt. Beim diesjährigen Party.San Metal Open Air entfachte das Quartett ein wahres Inferno, das tief unter die Haut ging. Neben dem Frontmann stehen dabei mehrere weitere bekannte Akteure auf der Bühne: An der Gitarre Hexer-Kopf M., am Bass The Night Eternal-Sänger Ricardo und am Schlagwerk The Very End-Drummer Jerome – eine tödliche Formation, die in jedem Ton ihre absolute Harmonie spüren lässt.
Ruhsuz Cellât agierte dabei wie ein Besessener, dessen Herzblut förmlich sprühte, führte die Menge durch die emotional aufgeladene Landschaft ihres aktuellen Albums und wirkte dabei oft wie ein Schamane, der mit jeder Faser seines Seins die Dunkelheit heraufbeschwört. Das Ensemble hatte sich über die Jahre zu einer untrennbaren Einheit geformt: Zwischen den Songs sah man die Bandmitglieder sich umarmen, Köpfe wurden aneinander gestoßen, um die Verbindung zu stärken, und das Publikum wurde in diesen intimen Momenten Zeuge eines unaufhaltsamen Bündnisses. Auch Bass-Maestro Ricardo, der bereits letztes Jahr mit The Night Eternal das Party.San beehrte, war die kommenden Tage ein vertrauter Anblick im Publikum – immer bereit, sich mit den Fans auszutauschen, die gerade erst von Imha Tarikats Darbietung erschüttert wurden. Ein Auftritt, der noch lange nachhallen wird und uns alle in den Bann dieses außergewöhnlichen Kollektivs gezogen hat!
Nach diesem Rausch zog es einige zur Hauptbühne für Sadus, welche für eine kleine Verzögerung im Schedule der Main Stage sorgten - wir blieben allerdings zum Teil aus einem bestimmten Grund in Zeltnähe stehen...
Nach einem Jahr Abstinenz wieder auf einer deutschen Bühne war es für die anwesenden Anhänger des Okkult bzw. Ritual Black Metal sicher ein Muss, den Auftritt des schwedischen Zirkels Mephorash zu bezeugen. Seit ihrem letzten Auftritt ist ja das Album "Krystl-Ah" veröffentlicht worden und so war hier nun die erste Gelegenheit gekommen, in Deutschland Songs davon live zu hören. Wie erwartet war die Publikumsfläche im Zelt schon vor Beginn dicht belegt, bei schlechter Luft und schweißtreibenden Temperaturen. Aber Mephorash haben es auch diesmal geschafft, die etwas widrigen Umstände nach den ersten Sekunden vergessen zu lassen. Schon der erste Einsatz beim Opener "Riphyon" vom "Rites of Nullification"-Album sorgte für Gänsehaut pur. Die nachfolgenden 35 min waren bisher wohl der intensivste Gig auf der Tentstage. Weitere Songs wie "I am" und der Band-Hit "Sanguinem" zum Abschluss hinterließen ein nach Frischluft gierendes und gleichzeitig begeistertes Publikum.
Nach dem Auftritt konnten wir noch kurz mit der Band sprechen. Auch sie war, ebenso wie wir, höchst zufrieden mit dem Auftritt. Außerdem haben Mephorash ihre Teilnahme an unserer OAO-Interview-Serie zugesagt und wir werden euch auf dem Undergroundedtube noch den ganzen Gig nachliefern, war es uns nämlich erlaubt den gesamten Auftritt professionell aufzuzeichnen!
Inmitten einer wütenden Meute aus Moshpit-Maniacs und Circle-Pit-Veteranen entfesselte das Projekt Left To Die im Nachgang auf der Main Stage einen Sturm aus roher Gewalt und unbarmherziger Brutalität. Mit alten Death-Klassikern wie "Primitive Ways" und "Open Casket" vom legendären "Leprosy" (und natürlich auch dem namensgebenden Song "Left To Die" selbst) ließen sie die Vergangenheit wieder aufleben und bewiesen eindrucksvoll, dass Death Metal zeitlos ist und verpassten vielen Fans im Publikum einen Nostalgie-Rausch.
Terry Butler und Rick Rozz, zwei der Gründungsväter des Genres und ehemalige Mitglieder der Band, der hier Tribut gezollt wird, standen an der Spitze dieser apokalyptischen Zeremonie. Ihre Erfahrung und ihr Können waren in jedem Riff, jedem Schlagzeugwirbel spürbar. Zusammen mit Matt Harvey (Exhumed) und Gus Rios (Malevolent Creation) formierten sie eine unantastbare Mauer aus Sound, die jeden Widerstand brach. Für jüngere Fans ist die Frage, ob die alten Death-Songs dieselbe Wirkung entfalten, wie es wohl bei Fans der Fall sein dürfte, die schon in den 80s und 90s dabei waren, als Chuck Schuldiner noch lebte - Left To Die haben aber nicht nur gespielt, sie haben eine Gemeinschaft vereint und eine unzerstörbare Bindung zwischen Band und Publikum geschaffen.
Das Party.San wurde so Zeuge einer Wiedergeburt, einer Rückkehr zu den Wurzeln des Death Metal. Left To Die haben bewiesen, dass dieser Sound mehr ist als nur Musik – es ist eine Lebenseinstellung, eine Rebellion gegen das Establishment. Und wir waren alle Teil davon.
Die norwegischen Musiker von Ritual Death sind mit Spannung von vielen im Team erwartet worden, liest sich doch die Mitgliederliste der Band wie eine All-Star-Band aus der norwegischen bzw. internationalen Black Metal Szene. Darunter Bands wie Mare, Darvaza, Behexen uvm. Das Trio, das selbst seit 2016 in dieser Form besteht, hat schon einige Splits und ein Full-Length-Album vorzuweisen.
Die Musik von Ritual Death ist eine variantenreiche und gleichzeitig recht eingängige Mischung aus Black und Death Metal, die nicht immer auf dem Gaspedal steht, sondern vielmehr im mid-tempo zu Hause ist. Vor allem die prägnante Stimme von Sänger/Gitarrist Wraath prägt das Geschehen. Weil auch Ritual Death auf der Tentstage spielten, gewann der Auftritt durch Intensität und verlor sich nicht an der Open Air-Bühne. Die lyrische Ausrichtung wurde durch die Bühnenpräsentation gut ins Bild gesetzt und fesselte die Zuschauer von Beginn an; ebenso wie die groovige Musik kombiniert im fetten Soundgewand die Knochen im Rhythmus mitschwingen ließen. Etwas irritierend vielleicht die Tatsache, dass man auf den ersten Blick gar keinen eindeutigen Sänger ausmachen kann, wenn man Ritual Death live erlebt - allerdings nicht, weil der Gesang vom vernebelten Drummer stammt, sondern weil Wraath unter siner Schädelmaske ein Mikro trägt. Wir würden uns freuen die Norweger bald wieder auf einer deutschen Bühne sehen zu dürfen; aber dann bitte länger als 35 min !!
Darkened Nocturn Slaughtercult waren erneut der Beweis dafür, dass Black Metal ins Dunkel gehört und glücklicherweise vertrieb man die letzten Sonnenstrahlen gerade rechtzeitig, um der Band um Sängerin Onielar den Respekt der späten Stunde zu zollen. Die Fronterin gab sich in ihrem wallenden weißen Kleid, das jede Minute blutiger wurde, erneut unerbittlich und stimmlich präsent und wurde durch die alten Mitstreiter Horrn an den Drums, Velnias an der Gitarre und R.K. am Bass optimal eingerahmt.
Hier war die Erfahrung der Band, die in dieser Besetzung bis auf den Bass seit über 20 Jahren zusammenspielt, fast zu greifen. Die Crowd, die sich bis hinter den FOH quetschte, war teilweise entrückt, teilweise energetisch, was nicht zuletzt auch der guten Abmischung zu verdanken war. Mit Songs wie "A Beseechment Twofold" oder "Mardom - Echo Zmory" spielte man Songs des letzten Releases "Mardom", aber auch ältere Tracks wie "In the Hue of Night", "Das All-Eine" oder "The Eviscerator". Neueres bzw. unveröffentlichtes Material war leider nicht rauszuhören und wenn es eine Kritik an dem ansonsten bombastischen Auftritt gab, wäre es das! Neues Album wann?
Auch hier durfte unser Team den kompletten Gig filmen - diesen findet ihr in Kürze auf unseren Kanälen - seid gespannt.
Mit Schammasch war eine absolute Kultband für den Headliner auf der Tentstage am ersten Tag gesetzt. Entsprechend voll wurde es in freudiger Erwartung zu der fortgeschrittenen Stunde im Zelt. Klar war, dass Schammasch, ähnlich wie schon Mephorash zuvor, in der gegebenen Zeit nur 4 - 5 Songs spielen können; und auch, dass die Zeit wie im Flug vergehen würde. Die Playlist war dann auch eine Art Hitliste: "Ego Sum Omega", "Golden Light", "Consensus", "A paradigm of beauty" und das epochale "Metanoia" waren die Gewinner und wurden zum Besten gegeben. Und so dicht das Publikum stand, war auch die mystische Atmosphäre, die Schammasch mit ihren ausufernden und kunstvollen Kompositionen schaffen. Absolut sehenswert, absolut magisch, grandios. Und natürlich viel zu früh zu Ende.
Wir konnten sagen, dass wir schon am ersten Tag viele richtig gute Bands gesehen haben, die wir als Undergrounded gerne covern wollten und wegen derer wir gekommen waren. Wir verweisen hier schonmal auf unsere Galerien und unseren Youtube-Kanal, wo ihr weitere Eindrücke gewinnen könnt. Nach Schammasch ging es auf der Mainstage mit Terrorizer und der besonderen Immortal-Show von Abbath weiter. Auch wenn man sagen muss, dass es ebenso nostalgisch zuging, endlich einmal wieder alte Immortal-Pieces live zu hören und Abbath als Persona entgegen vieler skurriler Geschichten und schlechter Shows, die im Internet verrissen wurden, eine verdammt gute Figur gemacht hatte - unser Job im Underground war für den Donnerstag jedoch getan.
Bericht: Grave, Starduster, Haimaxia
Fotos: Anna Apostata, Aen Vessah, Arttv Karvonen