Das diesjährige Wintermelodei in der Sputnikhalle Münster wurde als Clubkonzert durchgeführt und versprach insgesamt vier Bands, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Dabei stand das Event zunächst unter keinem guten Stern, was sich bereits einige Wochen vorher abzeichnete.
Man darf sich trefflich darüber streiten, ob die Kommunikation im Vorfeld vorsichtig, verhalten oder mit allen Waffen durch die Tore die Richtige ist. Einerseits gehört Einiges an Eiern dazu, ein paar Wochen vor Event die "Schrumpfung" des Konzerts auf nur noch vier Bands zu verkünden und somit potentiell weniger Tickets abzusetzen. Andererseits zeigt das Respekt gegenüber den zahlenden Kunden und genau diese Offenheit sollte sich für die Wintermelodei auszahlen. So gelang es doch eine nicht gerade geringe Anzahl an Fans in die Sputnikhalle zu locken, die Belore, The Flight Of Sleipnir, Ante-Inferno und Imha Tarikat genießen sollten. Pünktlich um 18:30 wurde die Halle geöffnet und der Saal füllte sich bereits zum Opener aus Frankreich. Konkreter aus Marseille stammend, begeisterte das Vierergespann Belore das Publikum mit ihrer neuesten Veröffentlichung „Eastern Tales“ und mit ihrem melodischen, fantasievollen, von Folk durchdrungenen Black Metal-Ansatz. Epische und mystische Klanglandschaften, gemischt mit bezaubernden Chören und den harschen Growls von Lead Aleevok, gaben den Takt für die kommenden Bands vor.
The Flight Of Sleipnir sind in ihren über 15 Jahren Bandbestehen mehr als Produktiv gewesen. Die US-Amerikaner aus Colorado haben insgesamt 8 Alben produziert und sich selbst mit „Nature’s Cadence“ einen weiteren doomig-paganen Meilenstein geschenkt. Neben ihrem Stop im Orwohaus Berlin und dem From Hell Club residierten TFOS in Deutschland nun auch auf der Wintermelodei und hatten Besagtes neues Album im Gepäck. Von diesem spielten sie „Vingthor“, „Wanderer“ und „Madness“, während auch ältere Songs, wie z.B. „Awaken“ dem Opener-Opus des 2017er Albums Skadi, die Ohren der Crowd überwältigten. Mal energetisch dynamisch, dann wieder ruhiger, mit Fokus auf das fantastisch-verträumt-stoner-doomige Gitarrenspiel von Fronter Clayton Cushman - unterstützt von perfekt getimten Drumplay von David Csicsely und dem Support an Bass und der zweiten Gitarre - hier konnten man sich selbst in sphärische Trance setzen, bevor es mit Ante-Inferno weiterging!
Ps: Zum Zeitpunkt des Reviews arbeiten wir aktuell noch am Zusammenschnitt für den Undergroundedtube und legen euch derweilst den Bandcampkanal und Eisenwald ans Herz. Stay tuned for more!
Ante-Inferno aus North Yorkshire präsentierte Songs aus ihrem kürzlich veröffentlichten dritten Album „Death's Soliloquy“, das von der Band als „Ein Werk des Todes und eine Studie der Verzweiflung und akustische und poetische Manifestation psychischer Erkrankungen“ beschrieben wird. Lieder wie "Cold. Tenebrous. Evil." und „The Cavernous Blackness of Night“ öffneten dem Publikum die Void und zogen es in den unheiligen und dunklen Abgrund, der nur durch die Energie und Präsenz der Mitglieder erleuchtet wurde.
Kai an den Vocals gab die Energie direkt an das Publikum zurück, das nur in verzauberter Ehrfurcht dastehen und die Lieder wie ein giftiges Geschenk und bittere Kommunion empfangen konnte.
Imha Tarikat, die wir schon auf dem Party.San 2024 erleben durften, ließen sich auch dieses Mal mit "Passion bursting over Münster" beschreiben! Die Band lieferte an diesem Abend absolut kompromisslosen emotionalen Black Metal und ließ alle Dämme brechen.
Immer wieder wurde sich auf der Bühne umarmt, "geheadbumpt" und gegenseitig Zuspruch erteilt, während sich mitten im Gig auch kurz die Besetzung am Bass veränderte. Mastermind Ruhsuz bedankte sich mehrfach artig bei den Anwesenden, die in einen Taumel aus Emotionen fielen. Gegen Ende des Gigs wurde es sogar Mosh-Pittig, der jetzt von besagtem Bassisten im Publikum angeführt wurde. Ein würdiger Abschluss der Wintermelodei 2024!