Im Jahr 2024 ging das Black Hole Fest Germania in seine zweite Runde und mauserte sich aller Widrigkeiten zum Trotz zu einem weiteren Festivalhighlight zum Saion-Ausklang des Jahres. Nach der grandiosen Uraufführung im vergangenen Jahr startete man munter in die zweite Runde heizte der Balver Höhle wieder kräftig ein! Lest hier unseren Bericht zum Event.
Donnerstag
Für das UG-Team war der Donnerstag bereits der Tag der Anreise - was soll man sonst an einem Feiertag auch machen, außer sich vollbepackt auf den Weg zu einem Festival zu machen? Anreise schön unkompliziert und für Teile des Teams auch zeitlich absolut überschaubar, mussten wir immerhin diesmal nicht mit 3-6 Stunden Fahrtzeit kalkulieren. Vor Ort machte sich gleich die niedrigschwellige, entspannte Organisation des Festivals bemerkbar, sodass die Auswahl des Camp-Spots wunderbar leicht fiel. Kurzum: Camp aufgebaut, Bier eingeflößt, Abend gut verbracht. Trotz Kälte und teilweise 5°c.
Freitag
Der Freitagmorgen brachte für die Besucher des BHF dann gleich zwei Hiobsbotschaften mit sich: Zum Einen fielen Carpathian Forest krankheitsbedingt aus (gute Besserung von uns an dieser Stelle) und zum anderen waren die Norweger von Svarttjern aufgrund technischer Probleme am Flughafen in München gestrandet, sodass zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststand, ob sie es überhaupt zum BHF schaffen würden. Lobenswert ist hier definitiv die schnelle Reaktion der Orga der Black Hole Agency hervorzuheben, die alle Hebel in Bewegung setzte und versuchte, noch kurzfristig Ersatz zu beschaffen, auch wenn dies leider nicht von Erfolg gekrönt war. Dennoch schraubte man kurzfristig an der Running Order für den Freitag und konnte somit noch eine zufriedenstellende Lösung schaffen. Svarttjern spielten einfach wesentlich später, als anfangs geplant. Es gab auch Stimmen, welche den Ausfall von Nattefrost und seinem Ensemble gar nicht so schlimm fanden, scheint das Schicksal doch immer eine Münze zu werfen, ob es einen guten oder einen miserablen Auftritt der Norweger gibt.
Valosta Varjoon
Valosta Varjoon sorgten für den gelungenen Einstand am Freitag und lockten auch direkt eine ganze Heerschar von Besuchern vor die Bühne in der Höhle. Auch wenn die Bühnenpräsenz der Jungs aus der Oberpfalz noch ausbaufähig war, so fand das dargebotene Liedgut doch großen Anklang bei den Festivalbesuchern. Beste Musik, um sich ein bis zwölf Bier hinter die Binde zu schütten - und so verwundert es auch kaum, dass zwischendurch, wenn das Bier auf der Bühne zur Neige ging, erstmal aufgefüllt wurde, bevor es weiterging. Highlights des Sets waren definitiv der „Bierdimpfl“ und „In dieser Welt“ der 2023 erschienenen Scheibe „Boarisch Grattlig“.
Lunar Spells
Von griechischen Zaubersprüchen und norddeutscher Pestilenz
Da die Norweger von Svarttjern noch immer auf dem Weg in Richtung Balve waren, sprangen die Griechen von Lunar Spells ein und verlegten ihren Gig nach vorn. Das maskierte Trio spielte absolut stimmungsvollen up-tempo Black Metal und konnte bei den Anwesenden direkt aus dem vollen schöpfen, ein absoluter Qualitätsauftritt, wie man ihn sich kaum besser wünschen könnte. Besonders mit „Praying for Redemption“ von der 2021er Scheibe „Where Silence Whispers“ und „Malefic Incarnation“ von der 2023 erschienenen Split mit Order of Nosferat, die ihren ersten Deutschland-Gig am Tag darauf feiern würden, konnten vollends überzeugen. So legten Lunar Spells ihren Vorgängern nochmal eine Schippe drauf und machten schon deutlich, dass dieser erste Festivaltag ein wirklich starker werden würde.
Totenwache
Die Nächsten im Bunde waren auch bei weitem keine unbekannten mehr. Totenwache aus Hamburg schickten sich an die Pestilenz in die Balver Höhle zu tragen. So wurde es noch einmal voller in der Höhle als das Trio die Bühne betritt. Routiniert und ohne große Umschweife spielte sich die Truppe durch ihre Setlist bestehend aus dem ersten Album „Der Schwarze Hort“ von 2019 und der 2020 erschienenen EP „Kriegswesen“. Highlights an diesem Festival-Freitag waren auf jeden Fall „Galgenvögel“, „Urteil: Niedergang“ und der zum krönenden Abschluss gecoverte Klassiker Jesus Tod von der bösen Band mit B. Totenwache überzeugten auch diesmal wieder vollends, dennoch wird es aber langsam vielleicht doch Zeit für neues Material.
Whiskey Ritual
Bereitmachen zur Eskalation
Es wurde Zeit für Whiskey Ritual. Noch bevor „You never walk alone“ durch die Balver Höhle erschallte versammelten sich wieder viele „Black Metal Ultras“ vor der Bühne und waren bereit sich von der Truppe aus Parma zur völligen Ekstase treiben zu lassen. Genau die ließ auch nicht lange auf sich warten und direkt mit dem ersten Banger „Jetlag“ rastete die Masse vor der Bühne komplett aus während Frontmann Dorian Bones von oben zur kompletten Eskalation animierte. Whiskey Ritual gaben wie gewohnt absolut vollgas und waren an Spielfreude und Motivation kaum zu übertreffen. Gleiches galt für das Publikum, das dankbar in jeden neuen Song mit einstieg und sich zum tanzen animieren ließ.
Wie immer trieb das Quintett die Anwesenden weiter an und gefühlt steigerte sich die Eskalation mit jedem weiteren Highlight der Setlist. Von „Black `n Roll“ über „Knockout“ bis zu „Blow with the Devil“ vom gleichnamigen Album kannten die Jungs einfach nur den Vorwärtsgang und mauserten sich zu einem der Höhepunkte des Freitags. Weiterer Höhepunkt: das immer sehr gut ankommende Cover von GG Allins „Bite it, you Scum“ zu dem dann auch das Publikum stets auf die Bühne geladen wird, diesmal ganz zum Missfallen der Security, die sich den Massen dann aber doch geschlagen geben musste. Absoluter Knallerauftritt vor atemberaubender Kulisse.
Endezzma
Endezzma konnten im Nachgang musikalisch nicht ganz an die Intensität und Publikumsinteraktion von Whiskey Ritual anknüpfen, standen ihnen qualitativ und atmosphärisch aber in Nichts nach. Die Truppe aus Hønefoss spielte ihren schnörkelosen Black Metal komplett überzeugend und mit absolut starker Bühnenpräsenz, von der sich so manche Band doch auch mal etwas abgucken dürfte. Ihre Darbietung zog sich einmal quer durch die fast 20-jährige Bandgeschichte und bot mit „Antilevetation“ und „Alone“ von der ersten EP mit gleichem Namen aus dem Jahr 2007 auch einen Tribut an den 2012 verstorbenen Urgehal-Fronter „Trondr Nefas“, der das gute Stück eingesungen hatte. Auch unter den restlichen Songs verbarg sich so manches Highlight wie „The Name of the Night Is a Strong Tower“ vom 2021 erschienenen Silberling „The Archer, Fjord and the Thunder“. Ein rundum gelungener Auftritt der definitiv Lust auf mehr gemacht hat.
Svarttjern
Trve Norwegian Black Metal trifft auf okkulte Überraschungen
Im Anschluss holten die Norweger von Svarttjern ihren ursprünglich für 16:30 Uhr anberaumten Auftritt nach, trotz der mehrstündigen Verspätung und dem dementsprechend langen und anstrengenden Tag für die Truppe, merkte man ihnen keine Spur der Müdigkeit an. Mit Knallgas stiegen sie in ihr Set ein und hinterließen nichts als Staub und Asche. Unbarmherziger „True Norwegian Black Metal“ schallte den Besuchern entgegen und ließ den Spirit der 90er lebendig werden. Mit Highlights wie „Ultimatum Necrophilia“ von der gleichnamigen Scheibe aus dem Jahr 2014 und „Ancient Shadows Revelation“ des 2009er Silberlings „Misanthropic Path to Madness“ hatte die Truppe um Frontmann „HansFyrste“ gleich mehrere Prachtstücke im Gepäck und konnte den neuen Slot in der Running Order gebührend nutzen um richtig Eindruck zu schinden.
Mephorash
Den Abschluss des Tages machten die Schweden von Mephorash und sprengten ein wenig das Raster der bisherigen Bands auf dem Black Hole Fest Germania. Nicht nur der Bühnenaufbau unterschied sich stark von den bisher gesehenen und erinnerte mit seinen Bannern und Feuerschalen an antike Tempelbauten auch musikalisch beschritten Mephorash andere Pfade als die bisherigen Bands. Mit ihrem okkult-atmosphärischen Black Metal sorgten Sie in unserem Team für die Überraschung des Tages und mauserten sich zumindest für einen unserer Redakteure zum absoluten Tageshighlight. Denn hier war nicht nur der Sound (von Delman Sound) überragend, sondern die gesamte Atmosphäre die einhergehend mit den hypnotischen Black Metal-Riffs absolut mitreißend wirkte und ihn sprachlos zurückließ. So sorgten Mephorash für einen absolut gelungenen Ausklang dieses ersten Festivaltages.
Samstag:
Das Festival entpuppte sich für alle Parteien als echte Herausforderung, denn neben den Besuchern des Campgrounds, die mit den immernoch eisigen Temperaturen der Nacht zu kämpfen hatten, gab es für den Samstag Auch für die Organisatoren nochmals eine Absage. Denn nach Carpathian Forest konnten auch die Spanier Noctem aus gesundheitlichen Gründen nicht am Black Hole Fest Germania teilnehmen. Daher wurde auch die Running Order für Samstag leicht angepasst, mit leicht verspätetem Start und für die Bands, die vor Noctem an den Start gehen sollten, gabs nochmal fünf Minuten Spielzeit oben drauf gepackt.
Czort
Daher kam polnische Fünfer-Combo Czort dann auch erst um 15:20Uhr auf die Bühne. Wie fast schon üblich für Bands unseres östlichen Nachbarlands hatten auch Czort auffallend überragendes Drumspiel im Gepäck. Ansonsten wirkte es anfangs erst einmal eher generisch und schnörkellos Doch die Truppe animierte die schon zahlreich erschienene Menge doch Zusehens und vor allem die letzten beiden Songs “W sercu chaosu“ und “Manifest niepodległej woli“ vom aktuellen Langspieler “Apostoł“ überzeugten auf ganzer Linie und begeisterten durch variationsreichen aber doch klassischen Black Metal mit dem gewissen Etwas.
Dødsfall
Nachdem das Publikum also so langsam wieder aufgetaut war, ließen Dødsfall nachfolgend erst mal ordentlichen Oldschool Black Metal regieren. Das schwedische Quartett dass ursprünglich seine Bandgeschichte im norwegischen Bergen starte und neben Frontmann Ishtar lediglich aus Session Musikern besteht, hat vom ureigenen norwegischen Sound wenig verloren. Lediglich wurde er mit feinen Details der Gotland Szene ergänzt und dem Gesamtkunstwerk so ein feinerer Schliff verpasst. Besonders “Mørkrets Sirkel“ von der 2013er EP “Kronet i svart eld “ und das vom aktuellen Album stammende “Helveteselden“ brachten den alten Sound der frühen norwegischen Szene in die Balver Höhle zurück.
Autumn Nostalgie
Einen ebenfalls sehr starken Auftritt lieferten Autumn Nostalgie anschließend ab. Die slowakische Truppe um Mastermind Almásy Gergely konnte eindrucksvoll den besonderen Sound der Balver Höhle nutzen um mit ihrem melodiereichen und atmosphärisch anmutenden Post-Black-Metal die versammelten Festivalbesucher zu verzaubern. Was letztes Jahr schon bei Nocturnal Depression bestechend gut funktioniert hatte, scheint hier auch bei Autumn Nostalgie bestens aufzugehen und der unvergleichliche Hall verwandelt die sphärischen Riffs von Songs wie “Memento Vivere“ oder “Fallen Leaves“ in grandiose Traumsequenzen. Auch einen Song vom kommenden Album gab die Band zum Besten und man darf sich schon mit Vorfreude auf das neue Werk einstellen.
Order of Nosferat
Zwei Highlights des Tages brachten dann direkt nacheinander ihr Abrisskommando auf die Bühne um die Felsenwände zum Beben zu bringen. Zunächst hielten die blutsaugenden Fürsten von Order of Nosferat ihren düsteren Einzug in die Balver Höhle ab und damit den ersten Auftritt in deutschen Gefilden. Das deutsch-finnische Konglomerat, bestehend aus Frontmann Count Revenant (u.a. Sarkrista), Ari XIII und Anzillu (u.a. Curse upon a Prayer) an Bass und Drumset, hat sich noch etwas Verstärkung aus der dunklen Gruft mitgebracht. Das Keyboard besetzte kein geringerer als F., der mit Anzillu auch für Iku-Turso tätig ist und nebenbei auch für Ancient in die Tasten haut. Und an der Gitarre hätten wir schließlich noch Galgenvot, der auch in seiner Rolle als Frontmann von Wrang bekannt sein dürfte. So erhoben sich Order of Nosferat mit purer Erhabenheit aus ihren Särgen und präsentierten eine unglaublich intensive Show bei der neben “Devoured By Lurking Shadows“ vom aktuellen Album auch “Vampiric Wrath Unleashed“ und abschließend “My Final Breath“ und “The Cruel Awakening“ vom Nachtmusik Langspieler kredenzt wurden. Für uns mit Mephorash definitiv der unangefochtene Spitzenreiter des Festivals und ein echter Garant für eine phänomenale Live-Show.
Darkened Nocturn Slaughtercult
Danach fegten Darkened Nocturn Slaughtercult wie ein ausgewachsener Gewittersturm durch die Höhle und hämmerten neben aktuellem Material wie “A Beseechment Twofold“ auch Klassiker wie “Das All-Eine“ oder “Nocturnal March“ zum krönenden Abschluss durch die Gehörgänge der immer weiter wachsenden Menge. Die Spielfreude und Leidenschaft, mit der die Band schon seit über 25 Jahren über die Bühne wütet, animiert das ausgelassen abfeiernde Publikum zur absoluten Höchstform und man sieht durchweg nur begeisterte Gesichter.
Belphegor
Belphegor konnte hier leider nicht wirklich die Messlatte weiterhin hochhalten. Beim Sound musste man beim Auftritt der Österreicher deutliche Abstriche verzeichnen und die Band wirkte auch nicht besonders motiviert um leistungstechnisch mitzuhalten. Zwar hatten sie wie immer auch Showeinlagen mit Pyrotechnik, eine einigermaßen solide Setlist, die allerdings auch eher neuere Songs enthielt und der Sound wurde im Laufe der Show auch noch etwas besser. Einer der Höhepunkte des Sets dürfte wohl “Stigma Diabolicum“ und das nachfolgende “Pactum in Aeternum“ gewesen sein. Trotz allem war es keiner der besseren Auftritte der Truppe um Frontmann Helmuth.
Tsjuder
Der wohlverdiente Headliner des heutigen Tages konnte dann allerdings nochmal richtig Feuer in die Balver Höhle bringen. Tsjuder sind schon lange kein Geheimtipp mehr und haben auch mit ihrer letzten Veröffentlichung “Helvegr“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie immer noch eine der besten Vertreter des True norwegian Black Metal sind. Und auch live liefern die Mannen um Frontmann Nag absolut kompromisslosen Schwarzmetall mit gewaltigen Riffwänden und dem brachialen Sound der frühen norwegischen Tage ohne dabei altbacken oder generisch zu klingen. Im Gegenteil; Tsjuder schaffen es ein absolut zeitloses Gesamtkunstwerk zu schaffen und glänzen mit Klassikern wie “Kill for Satan“ oder “Mouth of Madness“ genauso wie mit aktuellen Perlen wie “Pestehammeren“ und das abschließende “Gods of Black Blood“. Leider musste wegen des Zeitverzugs, der durch die Umbaupause von Belphegor entstanden war, die Setliste eingekürzt und die beiden letzten Songs gestrichen werden. Dennoch war das ein richtiges Feuerwerk und ein mehr als würdiger Abschluss für das diesjährige Black Hole Germania!
Text: Phil & Sebi
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