Nach zweijähriger Zwangspause konnte endlich wieder am Bäckerberg im beschaulichen Scharnstein in Oberösterreich ordentlich gefeiert werden! Leider stand das eintägige Festival eine Woche vor Beginn unter keinem guten Stern: Bemühte man sich, dem Publikum nach der Zwangspause ein ansehnliches Billing zu bieten, so führten diverse Gründe zu der kurzfristige Absage von Enthroned, The Great Old Ones und Parental Advisory. Bitter für das Team und die Besucher. Dennoch konnte die Crew kurzfristig für alle drei ausgefallenen Bands einen Ersatz finden.
Pünktlich um 14:00 wurden die Pforten des Sick Midsummer geöffnet. Bevor Voidstalker, welche für Parental Advisory eingesprungen sind, den Startschuss um 15:00 abfeuerten, konnte man sich noch auf dem Festivalgelände umsehen. Die malerische Landschaft und die Atmosphäre, die dieses Festival verströmt, dürfte in Österreich einzigartig sein.
Pünktlich wie die Maurer ging es um 15:00 Uhr mit Voidstalker los, die sich in Österreich schon einen Ruf erspielt haben. Trotz Sonnenschein und sommerlicher Temperaturen schafften es die Herren mit ihrer rotzigen Black Metal/-Rock'n'Roll-Attitüde gehörig für Stimmung zu sorgen. Auch wenn Corpsepaint einfach bei Sonnenlicht nicht 100% zündet und man als Eröffnungs-Act oft eine sehr undankbare Aufgabe hat. Doch diese meisterten die Herren mir Bravour.
Kurz darauf ging es mit dem Abrisskommando Void Creation aus Wien weiter. Immer noch in gleißendem Sonnenlicht und angenehmen Temperaturen lieferte die fünfköpfige Meute ein derbes Death Metal-Brett ab, das sich gewaschen hatte. Die Wiener rund um den hünenhaften Sänger Oliver lieferten eine beeindruckende Show ab und somit den perfekten Einstieg in den Festivaltag. Songs wie „Devoided“ und „Just A Hermit“ waren einfach nur Weltklasse. Das Publikum dankte es ihnen mit zahlreichem Erscheinen und jeder Menge rotierender Haare. Man merkte, dass Void Creation sichtlich in Spiellaune waren, und Sänger Oliver ließ es sich nicht nehmen ein paar lockere Sprüche in die Menge zu werfen. Ein grandioser Gig einer Band, die sicherlich mehr Beachtung verdient hätte und mit diesem Auftritt sicherlich auch wieder einige Fans dazugewonnen hat.
Nach einer kurzen Verschnaufpause folgten die geheimen Headliner dieses Tages: Horn aus Deutschland hatten an diesem Tage ihre Premiere in Oberösterreich und richtig Bock zu spielen. Dabei wurde ein Querschnitt aus dem musikalischen Schaffen der Band präsentiert, welcher dem Publikum sichtlich gefiel. Neben den Opener „Die Würfel Rollen Wieder“ vom Album "Feldpost" wurden auch Stücke wie „Satt scheint der Sud der Tat“ von der "Mohngang"-Platte zum Besten gegeben. Frontmann Niklas interagierte viel mit dem Publikum und man merkte, dass die Band vor Energie strotzte. Der perfekte Sound, der lediglich beim Intro ein paar schmerzende Töne hervorrief, machte diesen Auftritt zu etwas ganz Besonderem. Einziger Wermutstropfen war die verkürzte Setlist.
Weiter ging es mit den Niederländern von Bodyfarm. Die Herren, die allesamt nicht mehr die jüngsten sind, lieferten eine dermaßen schweißtreibende und hitzige Show ab, an der sich so manch junge Kapelle eine Scheibe abschneiden könnte. Was dort auf der Bühne und im Publikum abging, ließ sich kaum noch toppen. Das Publikum kam richtig in Fahrt und es wurde gebangt, auf Teufel komm raus. Unserem Schreiberling war diese Band bis dato unbekannt, doch nach diesem Auftritt hat die Niederländer Kombo einen Fan mehr! Ganz großes Kino.
Die folgende Umbauphase wurde genutzt, um sich etwas zu Essen einzuverleiben. Neben Leberkäs, Wurst und Käsesemmeln wurden den Besuchern eine großzügige Auswahl an Kuchen, auch vegan, zu fairen Preisen angeboten. Ein Highlight ist jedes Jahr das indische Dal, welches über dem offenen Feuer in einem Kessel vor sich hin köchelt. Eine absolute Empfehlung.
Mit vollem Magen ging es mit Sun of the Sleepless rund um das Empyrium-Mastermind Markus Stock weiter. Die Deutschen legten einen soliden Auftritt hin, der einen magisch in den Bann ziehen konnte, wenn man etwas mit tiefgründigem und melodischem Black Metal anfangen kann. Auch hier gab es einen Querschnitt durch sämtliche Veröffentlichungen der Band. Stock gab sich gegenüber dem Publikum wortkarg, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Sun of the Sleepless ließen ihre Musik für sich sprechen. Alles wirkte wie aus einem Guss und nicht nur wir gaben uns bei geschlossenen Augen voll und ganz der Musik hin. Beachtenswert war die Leistung des Bassisten, der trotz gerissenen Gurtes die Show souverän durchzog! Ein magischer Auftritt.
Nach so viel Poesie war wieder Death Metal angesagt: Disbelief müssen wohl im deutschsprachigen Raum niemandem mehr vorgestellt werden. Den deutschen Urgesteinen merkte man ihr Alter nicht an, denn auf der Bühne zelebrierten sie ein wahres Massaker und zeigten damit, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Neben neuen Stücken vom aktuellen Album „The Ground Collapses“ wurden auch Klassiker wie „Sick“ zum Besten gegeben. Da schwelgte so mancher Metalfan in Nostalgie!
Nach einer etwas längeren Umbauphase ging es mit den Österreichern von Dornenreich weiter. Die Vorfreude war riesig - und so herrschte vor der Bühne ein reges Gedränge. Und ja… es wurde niemand enttäuscht. Dornenreich sind immer wieder ein Erlebnis, wenn auch nicht für die Masse konzipiert. Sie erfinden sich von Album zu Album neu und bleiben sich dennoch treu. Es wurde ein wunderschönes Best of aus allen Alben gespielt, was für reichlich Abwechslung im Set sorgte. Ein besonderes Highlight dürfte sicherlich der Song „Jagd“ vom Album „In Luft geritzt“ gewesen sein, der in der Metal-Version vorgetragen wurde und wunderbar zum Mitsingen animierte. „Erst deine Träne löscht den Brand“ sorgte für Gänsehautfeeling, bevor es mit „Wer hat Angst vor Einsamkeit“ wieder heftiger wurde. Bemerkenswert war die Textsicherheit der Fans, welche fast jeden Song der charismatischen Tiroler mitsingen konnten. Zum Abschluss durfte das obligatorische und vom Publikum vehement geforderte Stück „Trauerbrandung“ nicht fehlen. Ein großartiges Stück, das über die Jahre nichts an seiner Intensität verloren hat. Für unser Team, in dem Dornenreich größtenteils einen besonderen Kult genießen, und insbesondere für den Autor dieses Textes, der sich hier als absoluter Fanboy der Band outet, war dies das absolute Highlight dieser gelungenen Veranstaltung!
Lustige Anekdote am Rande: Ein sichtlich betrunkener Herr konnte es auch nach mehrmaliger Bitte Inves nicht unterlassen, in dessen Geigenbogen zu greifen, was zur Folge hatte, dass er besagten Herren mit einem Tritt auf die Schulter aus der vordersten Reihe vertrieb. Recht so!
Aufgrund gesundheitlicher Probleme und einer damit verfrühten Abreise vom Festival konnten wir den Auftritt von Kanonenfieber nicht mehr verfolgen.
Fotos & Bericht: Wolle Kroni