Undergrounded zu Gast bei Kreativ Tattoo by Ventor
Interview

Undergrounded zu Gast bei Kreativ Tattoo by Ventor

Nicht erst seit gestern ist das Ruhrgebiet bekannt für seine hochqualitative Metalszene, natürlich besonders durch die Exportschlager Sodom und Kreator. Doch auch seine blühende Undergroundszene zeichnet das Ruhrgebiet aus.Ein Musiker tut sich jedoch nicht nur seit Jahren doch knallharten Metal hervor, sonder lebt sich auch fernab des Metals kreativ aus.

  • von Ghostwriter
  • 19.11.2013

Die Rede ist von Jürgen Reil, vielen vermutlich besser bekannt als Ventor, Schlagzeuger der Essener Thrasher Kreator. Für uns von Undergrounded Grund genug, ihm einen Besuch abzustatten. Unweit der Gründungsstätte seiner Band im Essener Stadtteil Altenessen residiert er in seinem eigenen Studio, Kreativ Tattoo by Ventor, genauer in der Karnaper Straße in Essen Karnap.

Dabei war der Weg zum Tätowierer keineswegs vorbestimmt, sondern mehr ein Zufall. Schon immer zeichnerisch begabt, zeigte er sich verantwortlich für zahlreiche Tattoovorlage in seinem Freundeskreis. Irgendwann wurde es jedoch seinem späteren Lehrmeister, einem Brasilianer, welchen er auf einer Kreator-Tour durch Südamerika kennenlernte, zu bunt, er nötigte ihn dazu, doch selber die Kunst des Stechens zu erlernen. Ein eher ungewöhnlicher Weg, müssen die meisten angehenden Tätowierer doch erst mühsam das Zeichnen erlernen. Bislang selbst noch ohne Farbe unter der Haut, diente ihm zunächst sein eigenes Bein als Leinwand. Sein bisher einziges Tattoo: ein Drache.

Dass seine ursprüngliche Profession das Zeichnen war, merkt man deutlich, unterhält man sich mit ihm über das Tätowieren an sich. Denn nach wie vor steht die Kunst im Mittelpunkt. Sicherlich, auch einfache Motive und Vorlagen gehören zu seinem täglichen Brot, Highlights sind jedoch natürlich von ihm selbst entworfene Bilder, echte Kunstwerke. Das sind dann, wie er sagt, seine „richtigen Babies“. Besonders biomechanische Motive wecken sein Interesse, hier kann er seine Fantasie freien Lauf lassen, hier kann er sich ausleben.

Doch nicht nur das Erschaffen von Kunst reizt Ventor an seiner Arbeit, sondern auch besonders der Umgang mit den Menschen. In intimer Atmosphäre, im Zwiegespräch zwischen Tätowierer und Kunde, mit dem oft sehr persönlichen Motiv im Fokus, eröffnet manch einer Welten, die sonst verschlossen bleiben. “Ich bin oft Frisör, Therapeut und Tätowierer in einem”, so Ventor. Da wundert es nicht, dass auch Cover-Ups, also das Überdecken verpfuschter oder über die Zeit ungewollter Tattoos,  zu den Steckenpferden des Thrash-Urgesteins gehören. “Es ist schön, Menschen damit ein Stück Lebensfreude wiederzugeben”, wobei Männer offenbar mit Pfusch auf der Haut besser zurecht kommen, als Frauen. Dies zeige die Erfahrung.

Und auch vor Kreator-Motiven, so oft er sie auch schon gesehen hat, machen ihm nach wie vor Freude, er betrachtet sie als Ehrung. Metaller, die sich Kreator-Motive wünschen, sind allerdings erstaunlicherweise nicht die Mehrheit der Kundschaft. “Metaller sind einfach nicht impulsiv genug”, konstatiert Ventor, sie denken zu viel über ein potentielles Motiv nach, um einfach ins Geschäft zu stolpern. Die Kundschaft ist eher bunt gemischt, vom Hartz IV-er, der sich das Tattoo vom Mund absparen muss, bis hin zum Anwalt - Ventors Tattoos laufen in aller Welt herum! Genauso wie Ventor, der mit Kreator ja auch nicht gerade Tour-faul ist. Da muss die Frage berechtigt sein, wie ein eigenes Studio sich mit diesem umfänglichen Pensum vereinen lässt. Doch Ventor wirkt unbeeindruckt. “Wenn ich nicht mit Kreator unterwegs bin, wird tätowiert. Die Termine lassen sich ja frei legen.” Auch sei, so Ventor, das Tätowieren ein perfekter Ausgleich zur verhältnismäßig aggressiven Musik von Kreator.

Metal gehört jedoch zu jedem Tattoo dazu: Gestochen wird bei Musik von Maiden, Priest und Konsorten - und zwar so laut, dass man die Nadel nicht mehr hört! Abschließend hat Ventor natürlich auch Tipps für Neueinsteiger in die Welt der bemalten Haut: “Such dir Beratung! Mit einer guten Beratung fängt das Tattoo an!” Ein weiser Rat, den man wirklich beherzigen sollte.
 

Ghostwriter

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