Bei Convictive ist eigentlich schon der Name Programm: Die Band aus dem Ruhrgebiet rund um Sängerin Nova hat vor einigen Wochen mit "Rastlos" ein Album veröffentlicht, das so überzeugend ist, dass es überall gut angekommen ist und mancherorts sogar nachweislich Begeisterung ausgelöst hat. Auch live kann das Quintett überzeugen, denn allein im Oberhausener Szene-Zirkel Helvete, mitten in der eigenen Heimat, ist die Band ein Dauerbrenner und stand 2024 bereits drei Mal im Booking. Für uns Grund genug, der Band einige Fragen zu den Details zu stellen.
Die Band erzählte uns, dass sie stets im Team agiert, bereits an das nächste Album denkt, obwohl die aktuelle Veröffentlichung gerade erst erfolgt ist, und dass es ein Immortal-Cover war, mit dem sich die neue Sängerin Nova bei Convictive beworben hat. Außerdem erfuhren wir einen der Hauptgründe für die starke Präsenz der Band auf der Bühne im Oberhausener Helvete: Neben den Fans ist es offenbar auch der örtliche Live-Tontechniker und seine hervorragende Arbeit, die die Band immer wieder auf die Kellerbühne in Oberhausen zurückkehren lässt.
UG: Hi, Danke dass Ihr Zeit für ein paar Fragen habt. Stellt Euch mal kurz vor. Wer macht bei euch was?
Convictive: Hi Florian, zunächst einmal vielen Dank für die Gelegenheit, dass wir uns hier ein wenig vorstellen dürfen. Wir sind: Marius am Schlagzeug, Phil an der Gitarre, Sebastian ebenfalls an der Gitarre und live am Background Gesang, Nova am Gesang und ich, Ben, am Bass.
Grundsätzlich sind wir alle in sämtliche Prozesse innerhalb der Band eingebunden. Es ist uns wichtig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und Entscheidungen zusammen zu überdenken und zu treffen. Natürlich verteilen wir Aufgaben entsprechend unserer Fähigkeiten: während ich hauptsächlich für organisatorische Dinge verantwortlich bin, schaffen Phil und Sebastian vor allem die musikalischen Grundlagen unserer Werke, die wir dann gemeinsam, jeder an seinem Instrument, finalisieren. Die Texte schreibt Nova für sich selbst, wobei wir hier nur minimal eingreifen. Aus unserer Sicht macht es auch keinen Sinn, dies anders zu handhaben.
"Rastlos" bei der Produktion neuen Materials und Dauerbrenner auf der Kellerbühne im Helvete: die Musiker von Convictive geben für ihre Sache ordentlich Gas und konnten zuletzt voll überzeugen.
UG: Euer neues Album ist sehr vielseitig. Es gibt heftige, energiegeladene Passagen, aber auch atmosphärische Momente, melodiöse Parts und auch Einflüsse von Post-Black Metal sind zu hören. Mir gefällt das Album richtig gut. Erstmals habt ihr auch über Black Metal Promotion veröffentlicht und konntet dadurch wohl eine größere Reichweite erzielen. Welche Reaktionen habt ihr selbst auf das Album bekommen? Seid ihr zufrieden damit?
Convictive: Zunächst einmal sei gesagt, dass wir außerordentlich zufrieden sind, dieses Album endlich veröffentlicht zu haben! Der Weg dorthin war lang und beschwerlich, denn nach dem "Pandemieblues" war es tatsächlich gar nicht so einfach, wieder in Schwung zu kommen. Neben unserem Engagement in der Band sind wir alle auch beruflich stark eingebunden, was die verfügbare Zeit erheblich einschränkt. Zudem haben die Besetzungswechsel vor, während und nach Corona ihren Teil dazu beigetragen, so dass wir die Zeit einfach brauchten. Wir sind der Meinung, dass wir mit "Rastlos" ein stimmiges Ergebnis erzielt haben, und auch die Resonanzen sind durchweg positiv, auch wenn wir uns natürlich eine breitere Zuhörerschaft wünschen würden. Der Release über BMP war ein guter Start, um mehr Menschen zu erreichen, und wir sind dankbar für diese Möglichkeit. Vor dem Release des Albums haben wir uns auch nach möglichen Vertriebspartnern umgesehen und waren mit ein paar Labels in Gesprächen. Letztlich haben wir uns jedoch entschieden, dieses Album unabhängig zu veröffentlichen, da einfach noch nicht der "richtige Deal" dabei war.
Wir hoffen, mit den anstehenden Konzerten noch mehr Zuhörer gewinnen zu können, und blicken positiv in die Zukunft. Das nächste Album wird sicherlich nicht so lange auf sich warten lassen ;)
UG: Der Gesang von Nova ist so einnehmend und variantenreich, dass Eure Musik schon dadurch aus der Masse heraussticht. Ist das für euch ein Türöffner zu mehr Aufmerksamkeit?
Convictive: Interessante Frage, aber die solltest du doch eher den Lesern hier stellen. Für uns war die Wahl einzelner Bandmitglieder nie eine strategische Entscheidung, sondern basierte vielmehr auf persönlichen und charakterlichen Grundlagen. Neben der Tatsache, dass es musikalisch passen muss, ist uns eine harmonische zwischenmenschliche Atmosphäre in der Band wichtig. Diese haben wir mit unserer aktuellen Besetzung erreicht. Natürlich könnte Novas Gesang ein Türöffner sein - aber ist es nicht immer so, dass der Fokus auf dem Gesang und der Frontperson liegt? Für uns steht das nicht im Vordergrund. Wir wollen alle gemeinsam Spaß auf der Bühne haben, und den haben wir definitiv.
UG: Welche Story steckt denn eigentlich hinter dem Austausch Eurer Sängerin?
Convictive: Wir danken all unseren ehemaligen Bandmitgliedern für ihr Engagement und blicken auf nun 12 Jahre Bandgeschichte zurück, in denen natürlich viel Entwicklung stattgefunden hat. Jay, die Sängerin vor Nova, hat sich vor und nach Convictive in vollkommen anderen musikalischen Gefilden bewegt. Wir danken ihr für die gemeinsame Zeit und wünschen ihr mit ihrem neuen Projekt alles Gute.
Nova haben wir tatsächlich per Zufall gefunden, es steckte kein Plan dahinter. Wir entdeckten sie auf Instagram, wo sie damals privat ein wenig musikalisch unterwegs war. Nachdem wir ein Immortal-Cover von ihr gesehen hatten, war uns schnell klar, dass wir mit ihr ins Gespräch gehen mussten. Es dauerte nicht lange, bis die erste gemeinsame Probe stattfand, und wir waren uns alle einig, dass wir hier das fehlende Puzzleteil für unser Gesamtbild gefunden haben.
UG: Worum geht es eigentlich in Euren Texten aus Eurer Sicht? Mir scheint, dass die Stücke inhaltlich aufeinander aufbauen - wie bei einem Konzeptalbum. Stimmt das?
Convictive: Das ist richtig. Das Album beschäftigt sich mit dem nie endenden Wandel, dem alles seit Beginn der Zeit unterliegt. Die Geschichte beginnt thematisch mit dem Chaos des Urknalls (Genesis), führt uns über die Erdgeschichte (Epos), und auch Nachtwandel widmet sich dem ständig wechselnden Gesicht des Mondes. Rastlose Jagd erzählt vom Selektionsdruck, Gezeiten vom Wasser, in dem sich das Leben überhaupt erst entwickeln konnte. Auch die Sterne um uns herum sterben und entstehen neu (Reinheit des Verfalls und Lichtlos), und auch unser Stern wird eines Tages sterben (Exodus).
Überzeugend: Das letzte Album ist ein Konzeptalbum und beschäftigt sich mit dem nie endenden Wandel seit Anbeginn aller Zeit.
UG: Heute Abend steht ein Gig in Oberhausen im Helvete an. Dahin kehrt Ihr immer wieder zurück. Freut Ihr Euch auf die Fans und die anderen Bands? Und was verbindet Ihr mit dem Helvete?
Convictive: Mit der Helvete verbindet uns eine lange Tradition. Wir haben dort viele Konzerte unserer (etwas eingeschlafenen) Reihe "One Night in Hell" gespielt und durften mehrfach als Support für namhafte Acts auf die Bühne. Carpathian Forest, Eis, Harakiri for the Sky, Agrypnie, Psychonaut 4 sind nur einige der Namen. Außerdem haben wir im Helvete den besten Live-Toningenieur, den wir je erlebt haben. Tobi leistet großartige Arbeit und ist zudem ein fantastischer Mensch. Auch mit Predi, dem Clubbetreiber, haben wir einen sehr guten Kontakt - wir kommen immer gerne in die Helvete. Da wir ursprünglich in Duisburg beheimatet sind, liegt es natürlich nahe, in einem der renommiertesten Clubs für Metal präsent zu sein. Wir freuen uns enorm auf den Weekender im November, besonders auf den Gig in Oberhausen, nicht zuletzt, weil wir hier einige gute Bekannte und enge Freunde auf der Bühne (wieder)treffen werden. Das wird ein großartiger Abend!
Das letzte Album der Band erschien vor einigen Wochen und wurde in voller Länge bei Black Metal Promotion veröffentlicht.
Die Fragen beantwortete Bassist Benjamin für Convictive. Skog stellte die Fragen für Undergrounded.
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