Das 10-jährige Jubiläum der Black Metal Terrortruppe Halphas naht mit großen Schritten und man kann an der gesteigerten Bühnenpräsenz, kommenden Konzerten und Gerüchten zu einem neuen Werk erahnen, dass hier zum großen Sprung angesetzt wird. Zeit für uns, uns mit Tempestas (seines Zeichens Artillerist der Band) zurückzulehnen und über Pläne zu sprechen.
UG: 2023 - nächstes Jahr macht ihr die 10 Jahre voll - Zeit für ein kurzes Update. Wie würdest Du euren aktuellen Status beschreiben, wenn Du nur einen Satz und eine Waffe vor der Brust hättest?
Tempestas: In einem Satz: „Wir alle sind durch ein reinigendes Feuer gegangen und haben neu zu uns selbst und unserer Stärke gefunden.“
UG: Das muss der wohl dankbarste Opener für einen Interviewer sein, den ich jemals bekommen habe! Was war die Flamme und was musste gereinigt werden?
Tempestas: Zum Einen erschien unser letztes Album wenige Wochen vor Beginn der Pandemiesituation. Das nahm uns kräftig Wind aus den Segeln und sorgte für großen Frust, da wir gerade einen ziemlichen Durchmarsch erlebt hatten. Für uns ist die Kunst, die wir machen, nicht irgendeine billige Freizeitgestaltung. Wir brennen dafür. Somit war das für uns, wie für viele andere, eine harte Zeit. Zum Anderen mussten wir uns dann auch noch einen neuen Frontmann suchen. Eine Herausforderung an der schon zahlreiche Bands zerbrochen sind. Reinigend war in der Tat, dass wir stärker als je zuvor aus dieser Lage herausgekommen sind. Wir sind mehr denn je eine Einheit aus Brüdern, die denselben Pfad gewählt haben. Mit Berith als neuem Frontmann haben wir gemeinsam neue Kraft geschöpft und innerhalb kurzer Zeit dann das dritte Album fertig geschrieben und gehen jetzt in Kürze ins Studio. Ich denke man kann sagen, wir haben durch diese ganze Zeit noch mehr unseren eigenen Stil und uns selbst gefunden.
UG: Ich denke das ist in der Tat etwas, durch das praktisch alle Bands in den letzten drei Jahren durchmussten. Einige haben es komplett gesteckt, andere haben sich in kreative Prozesse geworfen, wieder andere haben Streamingformate genutzt oder illegale Konzerte abgehalten oder alles zusammen - umso besser dass es euch noch gibt, trotz der Widrigkeiten! Ich hatte tatsächlich auch noch keine Chance euch in der neuen Besetzung live zu erleben, bis auf die eine oder Szene vom Equinox Rite, die Lust auf mehr macht. Die Clips strahlen definitiv Energie aus und man merkt, dass ihr "Bock" habt. Wo bzw. wie habt ihr Berith aufgegabelt?
Tempestas: Ja, du sagst es. Wir haben mittendrin in der Pandemiezeit mal ein kleines Underground Konzert gespielt. Das war magisch und hat uns daran erinnert wieso wir das tun und uns wieder den Weg aufgezeigt. Letzten Endes kann nichts diese Flamme ersticken. Ein Freund schrieb mir eines Abends "Hey ein guter Freund von mir sucht eine neuen Band. Eine die es ernst meint und ehrlichen Black Metal spielt, nicht irgendeinen Mode-Scheiß" lacht. Daraufhin telefonierten Berith und ich einfach mal. Und auf einmal war über eine Stunde vergangen und es kam mir so vor als würde ich mit einem besten Freund telefonieren. Wir hatten, ohne groß darüber nachzudenken, direkt dieselben Ansichten zur Kunst, Philosophie und Bedeutung der Band. Nach ein paar Proben war die Sache klar und wir sind in erstaunlich kurzer Zeit sehr eng zusammengewachsen. Wir fassen uns nie mit Samthandschuhen an und sagen uns geradeaus die Meinung. Das ist für uns alle extrem wichtig und nur so funktioniert es. Wir sind keine Studio Band sondern wir haben immer die live Zeremonie im Fokus. Daher war uns das gemeinsame Gefühl auf der Bühne von Anfang an extrem wichtig. Und dass passt, mehr denn je!
UG: Das klingt wie das Optimum! Hat sich Berith schon in den Prozess des neuen Albums einklinken können oder stand schon etwas auf dem "Papier"? Bzw. anders gefragt, wie hat sich der Prozess um das neue Album ergeben?
Tempestas: Im Prinzip stand das Album schon zu 90%. Berith hat mehrere Probeaufnahmen gemacht und wir haben dadurch auch nochmals gezielt Parts anhand des Gesangsstils angepasst. Generell arbeiten wir beim Songwriting sehr eng miteinander zusammen. Es gibt ja Bands wo ein Mastermind alles allein komponiert und die anderen quasi nur mitspielen. Das ist bei uns komplett anders. Thurstan schreibt die meisten Songs. Dann steht sozusagen das Gerüst. Aber auch Forcas hat schon zahlreiche Songs und Riffs geschrieben, genauso wie Avnas. Gemeinsam arbeiten wir dann die Struktur durch und machen dann einen Song draus. Ich kann da wirklich mit Stolz sagen: Das ist unser gemeinsames Werk. Wir sind da sehr detailverliebt und lassen uns dafür sehr viel Zeit. Wir wollen keine Songs schreiben die sofort leicht runter gehen und die man nach drei mal hören satt hat. Bei uns steht der künstlerische Aspekt und die Philosophie dahinter schon weit oben. Ohne das ganze aber zu sehr zu verkopfen. Letzten Endes entsteht das alles recht intuitiv. Natürlich stark geprägt von den Bands, die wir selbst hören. Wir sind eigentlich permanent am Musik schreiben. Wenn das eine Album fertig ist, schreiben wir direkt weiter.
UG: Natürlich geil wenn jeder die Möglichkeit hat sich auch einzubringen, oftmals kommen Differenzen ja genau dadurch, dass es an einer oder zwei Personen hängt. Das "degradiert" die anderen zu bloßen Ausführern, die dann aber fast wieder auswechselbar sind. Genug Potential für Egotripps die wohl mehr Schaden als nützen. Habt ihr ein paar Infos aus dem Nähkästchen wie das neue Album aussehen/anhören/anfühlen wird?
Tempestas: Das ist immer eine schwierige Frage. Aber so viel kann ich sagen: Für uns persönlich ist es das definitiv mächtigste Album bisher. Wir waren noch nie eine Band, die rabiaten, schnellen, Blast-Beat-Metal ala Marduk macht. Wir haben uns eher noch mehr in die "epische" Richtung entwickelt. Das heißt nicht das wir an "Härte" verloren haben. Härte bzw. die größte Kraft in der Musik entsteht für mich nicht nur durch Geschwindigkeit, sondern durch das Gesamtkonzept und die Authentizität einer Band. Ich würde sagen die neue Platte ist nochmal wesentlich abwechslungsreicher geworden. Von schnell bis Doom ist da teils alles dabei. Außerdem lieben wir Heavy Metal und Rock Musik. Wir sind keine dieser Typen die nur Black Metal im stillen Kämmerlein hören. Ich denke das spiegelt sich auch in unserer Musik wieder und dafür schätzen uns die Leute. Auch der Gesang ist mit Berith auf einem ganz neuen Level. Mehr spoilern will ich dann aber auch nicht haha.
UG: Dann wird man sich wohl noch etwas gedulden müssen, klingt jedenfalls schon ordentlich vielversprechend! Wie lange wird das Aufnehmen denn dauern und habt ihr euch schon Partner dazu gesucht?
Tempestas: Ende April starten wir die Aufnahmen, beginnend mit den Drums. Thurstan hat ein eigenes Studio, in dem wir auch die letzten beiden Alben aufgenommen haben. Wir werden uns daher nicht eine Woche im Studio verschanzen und alle einprügeln, sondern verteilen das auf mehrere Sessions. Schätzungsweise sollte aber im Juni alles stehen. Das größte zeitliche Problem wird aber wohl eher das Presswerk sein. Teils wartet man da ja ein halbes Jahr oder länger. Ein Release vor Jahresende wird daher vermutlich schwer. Wir hoffen das beste. Auch die Planung für eine Tour ist bereit gestartet. Details dazu folgen dann, sobald die Platte draußen ist.
UG: Natürlich grandios wenn man auf eigene Ressourcen zurückgreifen kann, so behält man auch die komplette Kontrolle und kann sich Zeit lassen bis es für alle stimmt! Mal Abseits von den Tourplänen, wo kann man euch denn in naher Zukunft live sehen und wird man da auch das eine oder andere Neue hören?
Tempestas: Für dieses Jahr stehen noch zwei große Konzerte an. Einmal dass Hole in the Svn Festival, auf das wir uns ganz besonders freuen! Zum einen, weil der Organisator ein guter Freund von uns ist und wir wissen, dass alles was er anfasst, am Ende richtig gut wird. Und zum anderen weil wir dort auch mit vielen befreundeten Bands wie Horn, Krater oder Theotoxin spielen. Der zweite Gig wird dann das Under the black Sun Festival sein. Das letzte Mal, als wir dort gespielt haben, waren wir noch ganz am Anfang unserer Reise. Daher wird auch das für uns persönlich etwas ganz Besonderes. Alles in allem zwei großartige Festivals, die extrem wichtig für die Szene sind und natürlich auch für uns. Wir sind froh, dass es solche Veranstaltungen und Veranstalter noch gibt, das sollte man mit allem Supporten, was man hat. Weitere Gigs stehen dieses Jahr nicht an und wir konzentrieren uns dann voll auf die Fertigstellung des Albums. Eine komplett neue live Setlist wird es nach Release geben. Wir sind nicht allzu sehr Freund davon unbekannte Songs live zu spielen.
UG: Dann sehen wir uns spätestens auf dem Hole In The Svn auf die eine oder andere Hopfenkaltschale - Danke für Eure Worte und Zeit!
Tempestas: Perfekt, bis dann! Danke Dir für das Interview!
Das Gespräch führten Tempestas (Drummer von Halphas) und Grave für Undergrounded. Mehr Informationen findet ihr hier:
https://www.facebook.com/halphasofficial
https://halphas.bandcamp.com/album/gatefold-bundle
https://folter666shop.de/de/
https://hole-in-the-svn.jimdosite.com/