Interview mit GLORYFUL und Studio-Besuch bei den Aufnahmen zu "Ocean Blade"
Interview

Interview mit GLORYFUL und Studio-Besuch bei den Aufnahmen zu "Ocean Blade"

Ein Interview mit einer aufstrebenden und talentierten Band zu führen ist immer eine schöne Sache. Eine solche Band dann auch noch im Studio bei den Aufnahmen (inklusive Pre-Listening der neuen Stücke) besuchen zu dürfen...Woah..... Lest selbst...

  • von Ghostwriter
  • 18.04.2014


Mitte November letzten Jahres durfte ich GLORYFUL am finalen Tag ihrer Gesangsaufnahmen für das am 25.04.2014 erscheinende 2. Album "Ocean Blade" im Synesthesy-Studio in Wesel (NRW) besuchen. Die beiden Band-Köpfe  Jens "Shredmaster JB" Basten (git.) und Sänger Johnny La Bomba waren vor Ort und mit ihnen konnte ich dann zusammen mit Studio-Boss Darius Widera das neue Album schonmal im absoluten "Rough-Mix" komplett durchhören.
Als ich im Studio ankam waren die letzten normalen und noch fehlenden Gesangspart von Johnny glücklicherweise im Kasten, sodass ich nicht groß stören konnte, es fehlten lediglich noch einige Gang-Shouts und der weibliche Gesangspart für einen Song namens "Siren Song", die im weiteren Verlaufe des Nachmittags eingesungen bzw. eingeshoutet werden sollten. Bevor es nun an das "Pre-Listening" ging, wollte ich vorab einige Fragen loswerden.

UG: Mit "Ocean Blade" veröffentlicht ihr bald euer 2. Album. Was verbirgt sich hinter dem Titel "Ocean Blade"? 


Jens:  „Ocean Blade“ ist der Name des Schiffes, auf dem Kapitän Carl McGuerkin mit seiner Mannschaft unterwegs ins Polarmeer ist, um Jagd auf das sagenumwobene Sedna-Monster zu machen. Sedna ist bereits von unseren älteren Covermotiven bekannt, es ist eine Meeresgöttin der Inuit. Eine sehr coole Sage, müsst ihr mal googeln. Das ist der pure Metal und hat sogar noch eine hippe Öko-Komponente!

UG:  Euer sehr starkes Debüt kam im Mai 2013 raus und jetzt legt ihr so zügig das zweite Album nach. Wie kommt´s? Hattet ihr noch Material übrig?


Jens: Das Timing ist diesmal echt perfekt! Es sind aber keineswegs alte Nummern auf dem Album. Das alte Zeug ist komplett auf dem Debut gelandet, darum kamen wir da ja auch auf die 55 Min Spielzeit und mussten der Vinyl-Edition noch eine 7“ beilegen. Wir hatten nach den Aufnahmen zu „The Warrior´s Code“ keine Pause eingelegt sondern waren angestachelt von dem Schub, der durch den Massacre Deal und die VÖ des Albums kam einfach Bock gleich weiter zu komponieren. Die 10 Nummern auf „Ocean Blade“ sind also alle neu und in 2013 entstanden.

UG: Erzählt ihr den Lesern wie normalerweise ein typischer GLORYFUL-Song entsteht? 


Jens:  Klar, gerne:  Johnny (La Bomba voc. , früher auch Gitarrist) kommt meist mit schon sehr guten Riffs und Song-Rohbauten um die Ecke auf ein Bier zu mir und dann geht es ab, da gehts meist recht schnell bis ein Song fertig ist. Im Klartext heisst das; wir machen noch ein Bier auf, schmeißen Cubase an, malen die Drums und Hämmern die Gitarren ein. Auf den Mixdown des Songs in der Frühform überlegt sich Johnny dann meist im Auto passende Hooklines und Lyrics und probiert halt so was man auf dem Song machen kann. Im zweiten Schritt kommt er dann zum Einsingen der Demoversion wieder zu mir und wir schnibbeln dann auch gleich die finale Struktur zurecht. Wenn wir am Ende beide breit Grinsen ist der Song fertig.
 

Johnny: Ja, es gibt da diesen "magischen Moment"(lach). Bei "Ocean Blade" war uns manchmal erst im Studio klar, wie die finale Version der Songs klingt. Wir hatten unvorhergesehen eine kurze Aufnahmepause bei den Vocals welche ich dafür genutzt habe diverse Gesangslinien zu überdenken und im Nachgang nochmal zu bearbeiten. Das hat einigen Stellen des Albums auch wirklich gut getan und das hört man meiner Meinung nach auch. Aber generell gilt, ohne "Magic Moment", keine Freigabe fürs Album.

UG: Wie gestaltete sich der Aufnahme-/Produktionsprozessund und was ist noch zu tun bis zur Veröffentlichung?


Jens: Es lief mit einer zu verkraftenden Verzögerung von rund 8 Wochen alles rund. Wir haben diesmal mit den Vocals und den Drums simultan in 2 Studios angefangen und dann später die Gitarre und den Bass eingespielt. Dan Swanö hat wie schon bei unserem Debut-Album  „The Warrior´s Code“ gemischt. Für das Mastering war diesmal Charles Greywolf (Gitarrist von Powerwolf) verantwortlich. Er hatte Bock drauf und uns angesprochen. Da uns sein Sound gefiel ging alles sehr spontan und flott über die Bühne und das Ergebnis ist tatsächlich sehr fett und hart geworden. Die Platte hat einen sehr originellen Klang, man hört sofort dass es eine Gloryful Scheibe ist, und so muss das. Ich kann es nicht ertragen, wenn man klingt wie alles mögliche andere, weil alle die gleichen Samples nutzen. Schlimm sowas. Das Cover hat am Ende wieder etwas länger gedauert, aber einen Künstler wie Kris Verwimp kann man schließlich nicht wie einen Handwerker behandeln und wenn das Gemälde gut werden soll, darf es nicht unter zu viel Zeitdruck entstehen. „Gut Ding will Weile haben“ lassen wir in dem Punkt dann doch mal gelten, haha. Das Layout des Booklet hat wieder Björn Goossens, also Killustrations umgesetzt und es auch voll fett geworden.

UG: Der Release ist für den 25.04.2014 angekündigt. Was ist neben dem Albumrelease im Hause GLORYFUL in 2014 sonst noch geplant, bzw. schon fix? 


Jens: Korrekt. Das Album kommt am 25.4 in die Shops und kann natürlich jetzt schon vorbestellt werden. Und das sollten auch alle mal bitte gleich tun. Das Album wird auch wieder als limitiertes Sammlervinyl über Metalizer Records erscheinen. Voraussichtlich wird es eine 300er Split-Auflage in 2 Vinylfarben, wovon eine einen exklusiven Patch enthalten wird. Ansonsten machen wir vielleicht einen Videoclip, hier ist aber noch nichts genaues geplant. Ebenso suchen wir noch nach einer geeigneten Tour, da kommen gerade viele Angebote rein. Mal sehen ob was passendes bzw. bezahlbares dabei ist. 
 

Johnny: Die Tourangebote hören sich teilweise richtig gut an, aber noch ist nichts. Wir sind da in ständigen Kontakt mit unserem Booker und legen auch nicht zu knapp selber Hand an. Darüber hinaus sind wir auch im Kontakt mit Christian Krumm bzgl. seines Metal Romans "At dawn they sleep". Es gibt da aktuell Ideen und Pläne in der Pipeline in denen Bands, darunter auch wir, eine Rolle spielen werden. In welchen Rahmen können wir hier noch nicht sagen.(Anm. d. Red.: Die beiden letzten Fragen wurden Mitte März nachträglich gestellt und bieten so den aktuellsten Stand der Dinge)


Nun wurde es Zeit, die neuen Stücke zu hören. Trotz rohestem Rohmix konnte mich das Material schon ziemlich begeistern. Die Plattenkritik bekommt ihr (hier) zu Lesen. Zu einer klassischen Pre-Listening-Session gehört ja eigentlich, dass der "Reporter" dann Track-By-Track seinen Senf zur einmal gehörten Musik gibt.
Bei undergrounded machen wir das etwas anders und lassen lieber die Band zu Wort kommen. Also bat ich die Jungs, zu jedem Song etwas aus ihrer Sicht zu erzählen.

Hier also "In Their Own Words" - Track by Track
Danke an den Wunder-Drummer Hartmut Stoof, dessen Worte ihr hier lest.

1. Hiring The Dead

Dieses Mal haben wir uns dazu entschieden, nicht mit einem klassischen Intro anzufangen. Der Song beginnt mit Meeresrauschen, so dass eine bestimmte Atmosphäre aufgebaut wird, die den Hörer durch das gesamte Album leitet. Textlich wird das kommende Abenteuer eingeleitet und beschrieben. Der Text wird musikalisch durch einen Mid-Tempo Groove und den Refrain begleitet, der zum Mitsingen animiert. Für viele Fans wird das sicherlich ein ziemlich harter und thrashiger Opener sein, denke ich.


2. E Mare, E Libertad

In diesem Song wird Sedna, die Meeresgöttin der Inuit, vorgestellt, gegen die die angeheuerte Crew kämpfen wird. Die Musik ist besonders durch Power Metal Riffs und melodiöse Gitarrenleads gekennzeichnet, die von Doublebass Passagen, die sich im Up-Tempo Bereich bewegen, begleitet werden. Das Gitarrensolo am Anfang stammt von Gastmusiker Adrian Weiss. Der Wendepunkt, der Spannung aufbaut und das Solo einleitet, ist groovy und für uns eher untypisch.  


3. Ocean Blade

Ocean Blade ist nicht nur der Titel des Albums, sondern auch der Name des Schiffs, auf dem die Abenteurer dem Tod entgegen segeln. Der Beat und die Gitarren in den Strophen erinnern mich etwas an Punk - sie geben dem Song Energie und eine gewisse Rohheit, was nach vorne treibt. Zum Refrain hin baut sich die Energie stetig auf und gipfelt in einem Gangshout. Nach dem zweiten Refrain geht es etwas ruhiger zu, um Atmosphäre zu schaffen und ein strukturiertes Solo aufzubauen, das mit einer zweistimmigen Gitarrenmelodie endet und den letzten Durchgang von Strophe und Refrain einleitet.


4. The Master’s Hands

Ein weiterer sehr kraftvoller Song mit vielen Up-Tempo-Doublebass Passagen. Im Song geht es um die Einstellung und den Willen der Crew, aber natürlich liegt deren Schicksal letztendlich in den Händen des Kapitäns. Der Refrain erinnert auch an den Warlock Klassiker "All We Are"; ein einheizender Singalong-Part, den man schnell verinnerlicht hat. Bei unserem Songwriting ist es fast schon typisch, dass nach dem zweiten Refrain ruhigere Töne angestimmt werden. Der Spannungsbogen wächst und führt zum finalen Refrain. 

 
5. Cradle Of Heroes

Der einzige Song auf dem Album, der ein instrumentales Intro hat. Das daraus folgende musikalische Thema ist nach meiner Auffassung ein absoluter Neckbreaker. Als ich den Part zum ersten Mal hörte, bekam ich Gänsehaut und fühlte seine freigesetzte Energie. Es ist ein klassischer Heavy Metal Song mit typisch galoppierendem Takt, kombiniert mit Gitarren Fill-Ins. In der Mitte des Songs wird die Geschwindigkeit angezogen und es geht schnurstracks gen Gitarrensolo, das in den letzten Refrain mündet.


6. Black Legacy 

Black Legacy ist mehr oder weniger die Ballade des Albums. Es gibt viele Folk-Einflüsse zu hören und auch einige Instrumente, die dazu passen. Musikalisch und textlich ist dieser Song die Ruhe vor dem Sturm.


7. All Men To The Arms

Ein sehr starker und kraftvoller Song, der vor Energie nur so strotzt. Wie der Titel es suggeriert, geht es hier um die Kampfvorbereitung und den Kampfeinsatz. Metaphorisch eine Aufforderung für euch die Mähne zu schütteln! Wie ihr bemerken werdet, ist dieser Song zweigeteilt. Zu Beginn reißen die Gitarren und die Drums kompromisslos nach vorne. Stopps im Refrain bilden zusammen mit dem Gesang eine prägnante Hookline. Der zweite Teil des Stückes wird mit einem Gitarrensolo eingeleitet, gefolgt von einem in altbekannter Manowar-Manier gesungenen Strophe und dem Refrain, in dem der Titel wiederholt – geradezu auffordernd – gesungen wird. Abgerundet wird der Song durch ein, wie ich finde, exorbitant geiles Gitarrensolo von Adrian Weiss.


8. McGuerkin On The Bridge

Captain Karl McGuerkin ist ein fiktionaler Charakter. Jede Crew braucht einen kühnen und angsteinflößenden, knallharten Typen - besonders auf dieser Reise. Musikalisch bilden die rohen Lyrics und die melodiöse Komposition einen starken Kontrast. Der Song geht ordentlich nach vorn und klingt sehr kompakt. Mit einer Gesamtlänge von 3 Minuten ist er der kürzeste Song auf dem Album, aber ihr werden definitiv nichts vermissen! Dieser Song ist purer Power Metal!


9. Siren Song 

Die Gitarren sind offensichtlich ein Tribut an Running Wild! Im Text geht es um Sirenen, basierend auf dem Mythos des Odysseus, aber in Bezug auf die Abenteuer eines Seemanns. Die Strophen haben Groove und in der Bridge wechselt das Tempo um den Weg zum Refrain zu ebnen. Der Gesang von Ramona Kunze im Mittelteil des Songs passt perfekt zur Atmosphäre und entspricht genau dem, was man von einer verführerischen Sirene erwartet, die einem das Bewusstsein raubt.


10. Ocean Legacy 

Ocean Legacy ist das instrumentale Outro. Hier kehrt das Black Legacy Thema auf dem Cello, das von Jens’ Cousin Gunnar Vosgröne gespielt wird, zurück. Ebenso ist wieder das Meeresrauschen zu hören, das man schon vom Intro kennt.


Den Mix des Albums übernahm Dan Swanö und das Mastering stammt von Powerwolf Gitarrist Charles Greywolf. Kris Verwimp ist für die Gestaltung des Coverartworks zuständig.


GLORYFULs neues Album "Ocean Blade" erscheint am 25. April 2014 Massacre Records!

 

Ghostwriter

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