Auf Konzerten ist er meist unscheinbar neben dem Mischer positioniert und hat dennoch neben eben jenem (und der Band) den wichtigsten Job: der Techniker am Lichtpult. Dabei ist das Gear für eine optimale Beleuchtung oft nicht weniger sophisticated und eine gute Veranstaltung steht und fällt nicht zuletzt auch mit der Lightshow und der künstlerischen Lichtuntermalung. Wir wollten deshalb die Chance nutzen, einmal hinter die Kulissen blicken. Darum steht uns heute Dani von WIRKLICHT als erfahrener „Lichtkünstler“ Rede und Antwort.
UG: Hi Dani!
Dani: Hi Grave!
UG: Beschreib doch dem profanen Konzertgänger in zwei bis drei kurzen Sätzen, was du tust!
Dani: Ich würde da gerne mit einem passenden Zitat in unser Interview starten: "In order for the light to shine so brightly, the darkness must be present." (Francis Bacon) Mein Aufgabenbereich umfasst die Beleuchtung von Livebands. Ich spiele mit Licht, um eine passende, authentische und atmosphärische Verstärkung für meine Kunden auf der Bühne zu erzeugen. Es ist ein Livespiel zwischen Licht und Schatten.
UG: Das ist sehr treffend formuliert! Auf Metalkonzerten geht es den meisten Besuchern ja eher um den Sound. Hier hört man sehr oft „Boah war der Sound scheiße/gut“. Bei der Beleuchtung hört man dagegen eigentlich nur von Fotografen und Filmern „Mach alles, aber kein Rot!“. Was macht für dich eine gute/schlechte Lichtshow aus?
Dani: In meinen Augen sollte ein Konzept hinter dem Ganzen stehen. Licht soll in meinen Augen nicht nur wild blinken und Hauptsache, dass sich die Moving Lights möglichst viel bewegen. Nein, es sollte zum Dargebotenen passen, den Künstler XY in seiner Performance unterstützen und für eine gewisse Dramatik "unter die Arme greifen". Es kommt natürlich klar drauf an, ob du jetzt in ein kleines Venue gehst, das spärlich im Bereich Lichttechnik ausgestattet ist oder ob man renommierte Clubs besucht, wie bspw. die Batschkapp in Frankfurt/Main. Beides kann einem unvergessliche Konzerterlebnisse bieten, aber ich versuche mit Wirklicht meine Licht-Designs und Konzepte so zu entwickeln, dass sie sowohl im "ranzigsten" Club, als auch im modernsten Konzert-Venue stimmig wirken.
UG: Das klingt für mich irgendwie fast schon nach Dirigenten-Arbeit. Man muss sein „Lichtpult“ beherrschen und genau auf die Situation auf der Bühne achten, um einzelne Musiker hervorheben und die zur Stimmung passenden Lichtakzente setzen zu können. Wie sehr unterstützt dich das Gear dabei? Kann man mit deiner Ausstattung komplette Gigs „vorprogrammieren“ bzw. wieviel „Handarbeit“ gehört dazu?
Dani: Das Material vor Ort ist immer essenziell, aber mit der Zeit und genügend Erfahrung in den unterschiedlichsten Clubs und Ländern hab ich für mich das Gefühl entwickelt, wie ich mit den jeweiligen Lampen arbeiten muss. Man kann aus dem schlechtesten Club immer noch was rausholen, wenn man weiß, was man tun will... und wenn man eben das oben angesprochene Konzept hat. Es ist auch immer eine reine Budgetfrage, ob ich nur als Operator für das Hauslicht gebucht werde, oder ob der Künstler/die Band die finanziellen Mittel hat, um umfangreiches Lichtmaterial zu mieten. Ich arbeite grundsätzlich mit Verleihern zusammen, um stetig auf dem neusten Stand zu sein, High-End Material für Produktionen verwenden zu können und bei Defekten immer sofort schnellen Ersatz zu bekommen.
UG: Apropos langjährige Erfahrung - Was war der bisher größte Einsatz und welcher Gig ist dir besonders im Gedächtnis (positiv und/oder negativ) geblieben?
Dani: Zu den bisher größten Shows (was die Bühnen auch angeht) zähle ich definitiv Wacken mit einer Show auf der Blackstage im Jahre 2015. Persönliche Highlights gibt es für mich extrem viele. Ich hab viele schöne Momente on tour erleben dürfen, aber sehr besonders war die Reise mit Paradise Lost nach Israel. Das war ein unvergessliches Erlebnis mit großartigen Eindrücken.
Eine weitere Lieblingsshow war definitiv mit Belphegor auf der Full Metal Cruise 2016 nachts am Pooldeck. Paar Stunden zuvor heftigster Seegang, 10m hohe Wellen, das Boot schwankte extrem und der Regen und Wind peitschte auf die Bühne. Das war intensiv und echt! Extrem intensiv war auch die Show auf dem Prophecy Fest 2017 mit den feinen Herren von GlerAkur aus Island. Das war die erste Show für mich mit den Herren und die Symbiose live war einfach nur perfekt. Dank Euch haben wir da auch schöne Bilder von dieser Show!
UG: Danke für die Blumen, natürlich tun auch unsere Fotografen ihr Bestes *lach* Aber zum Thema Fotografen - bist du schon Mal mit jemandem aus der „anderen“ Zunft aneinandergeraten, z.B. weil er/sie „mehr Licht“ gefordert hat, um bessere Bilder einzufangen? Könnte mir durchaus vorstellen, dass es auch hier solche Artgenossen gibt?
Dani: Mit Fotografen hab ich einige sehr gute Erfahrungen gemacht. Extrem dankbar bin ich auch, wenn mir diese dann Bilder frei zur Verfügung stellen - so als Werbematerial für meine Lichtarbeit mit Wirklicht. Natürlich hab ich in Deutschland auch meine favorisierten Fotografen, bei denen ich immer sehr froh bin, wenn sie an den selben Events arbeiten und ich im Nachhinein grandiose Bilder bekomme.
UG: Ich hab mich bei unseren Konzerten oft dabei ertappt, dass ich erst zwei Wochen vor dem Gig (nachdem Bands, Mischer, Catering und Merch schon lange geklärt waren) gedacht habe, „ah verdammt, Beleuchtung brauch ich ja auch noch“. Bin ich da der Einzige, der so naiv an das Thema rangeht bzw. gibt es andere Veranstalter die den Aufwand unterschätzen?
Dani: Ich arbeite meist in Venues, die von Haus aus schon mit Technik ausgestattet sind und/oder auf Festivals, bei denen ich noch niemals Probleme in diesem Bereich hatte. Klar, es ist Arbeit und man sollte sich auch vorab Gedanken machen, was man für den eigenen Event bestellen möchte, aber dafür gibt’s ja Profis, die gerne helfend zur Seite stehen.*lacht*
UG: Gut gesprochen :-) Dein Portfolio an besuchten Events und Bands ist ziemlich high-profiled. Gibt es dich auch noch für kleinere Events zu buchen?
Dani: Na selbstverständlich! Jeder, der Interesse hat, kann immer gerne Booking-Anfragen stellen. Ich bin es auch gewohnt zu jeglichen Budgets schöne Konzepte zu erstellen. Wichtig ist nur, dass rechtzeitig im Voraus geplant wird, obwohl manchmal auch Last-Minute Gigs zu verwirklichen sind. Aber rechtzeitige Anfragen, ein paar Monate im voraus, sind natürlich immer besser, sodass ich meine Loyalität den Kunden gegenüber behalten und auch möglichst jede Anfrage erfüllen kann.
UG: Wunschkonzert - Was würde dich Stand heute besonders reizen bzw. was "fehlt" auf der Liste?
Dani: Ich hab total Lust neue, noch für mich unbekannte Länder zu bereisen und zu bespielen. Mit meinen jetzigen Bands freue ich mich auf viele interessante, bekannte sowie neue Festivals. Jetzt gerade bin ich in Dänemark und starte in das Jahr mit einer kleinen Mini-Tour für die großartige Band Attic aus Dortmund. Da erwarte ich auch viele, spannende Shows. Ansonsten bleib ich weiterhin offen für neue, interessante Shows mit atmosphärischen Bands, zu denen ich eine Verbindung aufbauen kann. Das ist Hauptkriterium für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
UG: Wenn du sagst "Meine Bands", was bedeutet das genau? Hast du mit den Bands auch Langzeitverträge?
Dani: Den Begriff „Meine Bands“ nutze ich hier in Bezug auf die Bands, die mich regelmäßig buchen und mir Ihr Vertrauen schenken. Loyalität ist das A und O für mich; diesen Anspruch hab ich an mich und erwarte es auch von den Bands, die ich fest betreue. Schließlich erreicht man auch nur ein gutes Arbeitsklima, wenn alles stimmig läuft und man sich gegenseitig aufeinander verlassen kann. Aber Langzeitverträge habe ich nicht mit Bands. Ich erhoffe mir nur, dass durch die Professionalität und das hohe Engagement an der Produktion, der Kunde wieder auf Wirklicht zurück kommt.
UG: Zum Abschluss noch unser Klassiker: Stell dir vor, du würdest dich mit dem Wissen von heute 2008 treffen können. Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?
Dani: Schöne Frage! Ich denke „Verfolge das, wonach Dir ist & sei energisch und zielstrebig!“ Ich handhabe es heute so und gehe auf Bands und Künstler bzw. Menschen zu, mit denen ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen kann. Das ist ein wichtiger Punkt der Akquise im Hause Wirklicht. Direkte Anfragen an interessante Künstler, die in mir etwas wecken und mich erreichen. Schüchternheit ist fehl am Platz.
UG: Dann wünsche ich dir in diesem Sinne viel Erfolg und unseren Fotografen und mir gute Erleuchtung - ich denke man wird sich auf dem einen oder anderen Gig bestimmt mal über den Weg laufen!
Dani: Ich bedanke mich bei euch für das Interesse an meinem Beruf. Es war mir ein inneres Blumenpflücken! Selbstverständlich - bis bald auf einer der nächsten Shows. Shine on!
Das Interview führten Grave von Undergrounded und Dani von „Wirklicht“.