Interview mit Chris von Waldhalla
Interview

Interview mit Chris von Waldhalla

Die Metal-Szene ist nicht nur schwarz und blutrot, sondern ziemlich bunt. In NRW ist sie in letzter Zeit sogar grün, denn dort hat das junge Webzine "Waldhalla - Das grüne Metal Mag" seinen Ursprung. Neben Musik wird dort über gutes Essen und Bier geschrieben. Eine Kombination, die überzeugt. Deswegen haben wir Gründer und "Chefredakteur" Chris auf unseren heißen Stuhl gebeten, um uns Rede und Antwort zu stehen.

  • von Ghostwriter
  • 17.08.2016


UG: Hallo Chris, stell dich doch bitte erstmal kurz vor.


Chris: Ich gebe zu, dass wenn ich etwas hasse es Vorstellungsrunden sind. Ich war nie besonders gut darin meine Person und was mich ausmacht jemand anderem zu vermitteln. Ich denke auch, dass man sich erst ein Bild von Jemandem machen kann, wenn man ihn mal getroffen hat... aber um ein paar Anhaltspunkte zu geben: ich bin ein Mensch der alte Werte schätzt, seine Umwelt - also die Natur die ihn umgibt - liebt und respektiert. Ich verabscheue daher ausbeuterische und habgierige Menschen. 
Ich bin was das angeht zwar nicht der typische Misanthrop - den man ja häufig unter BM Fans antrifft - allerdings sehe ich solche Leute nicht mehr als Menschen an. Das sind für mich irgendwelche sonderbaren Abarten menschlichen Daseins... Beruflich bin ich Mediendesigner, habe Spaß am Werkeln, ähnlich wie du selbst ein Faible für gemütliche selbstgebaute Pubs und bin (wie unschwer zu erkennen ist) ein absoluter Bier- und Musikfan.

UG: Hahaha, die Pubs nehmen wir bei gesonderten Terminen mal in Augenschein. Du bist Chefredakteur/Gründer Mastermind bei "Waldhalla" dem grünen MetalMag. Was macht ein „grünes" Metalmagazin aus?


Chris: Initiatoren dieses Projektes bin nicht ich allein. Adam ist da gleichermaßen als „Gründer" anzusehen, zumal die Idee des Namens auf seinem Mist gewachsen ist, hehe.
In der Tat kam die Frage, warum das Wörtchen „grün" im Titel verwendet wird, schon häufiger auf. Wir haben uns dann kürzlich dazu entschlossen einen kleinen Text mit Hintergrundinfos über das Projekt zu verfassen und haben die Frage dort beantwortet: Grundlegend soll das Wörtchen „grün" in der Namensgebung (ähnlich wie auch das Wort „Waldhalla") eine Brücke zur Natur schlagen. Desweiteren soll es ein Erkennungsmerkmal für naturinspirierte Musik im Bereich des Metals und angrenzenden Genres darstellen. Grün stellt außerdem die positive Kraft des Lebens und des Wachstums dar – eine unumstößliche Tatsache sowie ein Gedanke, der uns gefällt!

UG: Ok, das nimmt fast schon meine nächste Frage vorweg, aber ich stelle sie trotzdem: Wer steckt außer/neben dir noch dahinter?


Chris: Wie ich ja bereits andeutete: Adam – wir haben uns damals auf dem Black Troll Festival 2006 kennengelernt.Der Dritte im Bunde ist Olli. Er ist genau wie ich Gestalter und wir haben uns damals beim Fachabitur kennengelernt.Als Vierter im Bunde ist seit kurzem Volker mit von der Partie, wiederum ein guter Freund von Adam.

UG: Wie entstand die Idee dazu und wie reifte die Idee zur heutigen Form?


Chris: Ich greife an dieser Stelle nochmals einen Part aus den Hintergrundinfos auf, die auch bei uns auf der Webseite zu finden sind: Die Namensgebung begann erstmals im Herbst 2015 mit dem Namen „...am Waldesrand". Dies war – bildlich gesprochen – quasi als Schwelle zu deuten, die man überschreitet, um neue Erfahrungen zu sammeln und einfach mal über die „Hecke" zu schauen. Dann war die Idee erst einmal auf Eis gelegt, bis dann im Januar/Februar 2016 der Funke erneut (Zitat Olli, der sich glücklicherweise auch entschieden hat mitzuwirken) „in unseren Herzen explodierte". Nach spontanem Biergenuss kam Adam irgendwann auf den Trichter das Ganze „Waldhalla" zu nennen. Das Wort soll zum einen die Verbundenheit zur Natur und auch zum Heidentum (Naturglaube) widerspiegeln. Keinesfalls ist das Wortspiel blasphemisch zu deuten. Wir haben mit der „Verherrlichung von Saufgelagen" wenig gemein... Es geht viel mehr um den Genuss von guter Musik, leckerem Bier und Rezepten aus der Naturküche.

UG: Spontaner Biergenuss führt ja zu vielen guten Ideen... Wo beginnt für Waldhalla "Metal" und wo hört er auf?


Chris: Eine berechtigte und gute Frage. Natürlich ist Metal einerseits die Klassifizierung eines Musikstils, aber andererseits stellt er für mich auch immer noch eine Lebenseinstellung dar. Ich liebe bspw. immer noch Maiden und Slayer usw., aber dies zu rezensieren würde nicht ganz in das Konzept passen. Naturverbundene Musik und auch angrenzende Genres sind bei uns willkommen, das kann Neofolk, instrumentale Musik oder eben Black Metal sein, nur so als Beispiel. Wichtig ist uns, dass weniger bekannte Bands ihr Material bei uns vorstellen können, eben in Form einer Rezension durch uns oder in Form eines Interviews, sprich Underground wenn du so willst. Würde es mir oder uns nicht gefallen, würde es auch nicht veröffentlicht werden. Wir führen somit also die ehrliche und konsequente Linie des Hammerheart Magazins weiter, für das wir auch tätig waren. Empfehlen, was überzeugt - das Konzept hat uns allen gefallen! Die einzige Einschränkung ist, dass es bei uns keine Punktevergabe gibt. Jeder hat auch eine subjektive Wahrnehmung die eine solche beeinflussen kann. Wir fanden es daher besser, die Rezensionen als eine Art „Musiktipp" zu deuten.

UG: Also sind Verrisse bei euch eher nicht zu finden. Was sind denn eure No-Gos, bzw. welchen Artikel werden wir niemals auf "Waldhalla" finden?


Chris: Pop-Scheiss, Nazi Dreck und Politisches, Rezepte für Snickers-Kuchen und Dinge solcher Art.

UG: Das ist ja wie bei uns *lach*. Neben Tonträger- und Veranstaltungsreviews findet der Leser bei euch auch Bier-Reviews und Brauereibeschreibungen, sowie Kochrezepte. Erzähl mal was zu diesem Konzept.


Chris: Im Grunde sind es Dinge die uns (die Rezepte bisher eher meine Frau und mich) auszeichnen und für die wir uns begeistern können. Bier ist sowieso stets in aller Munde und es gibt dort tolle Sorten und Geschmäcker zu entdecken – nicht immer nur das öde Pils der Brauerei um die Ecke! Das möchten wir niemandem vorenthalten. Grad durch die kleinen Erweiterungen der Themengebiete hebt sich das Projekt meiner Meinung nach etwas von der Masse ab. Ich kann nicht leugnen, dass ich persönlich bei all den Zines da draußen mittlerweile den Überblick verloren habe... wir machen daher einfach unser Ding und solange wir nur eine kleine Anzahl an Lesern erreichen, ist es die Arbeit und den Spaß daran wert.

UG: Bei mir rennst du damit offene Türen ein. Sind denn noch weitere Kategorien für die Zukunft geplant?


Chris: Ja, eventuell (Heil)kräutervorstellungen und Reiseempfehlungen von heidnischen Stätten oder einfach nur schönen Naturplätzen. Außerdem hat meine geliebte Frau mir kürzlich verkündet, dass sie uns noch intensiver mit Rezepten versorgen will (ohne ihre Unterstützung wären wir vermutlich noch gar nicht soweit, da sie mir oft den Rücken frei hält zwischen all der Arbeit...)

UG: Ohne die Unterstützung unserer Lieben könnten wir alle sowas nicht rei8ßen. Was ist dein persönlicher Traum für Waldhalla?


Chris: Bodenständig bleiben. Auch wenn es zukünftig mehr Leser geben sollte, habe ich kein Bock darauf, dass sich das Projekt in eine mainstreamartige Richtung entwickelt. Waldhalla ist von Fans für Fans und soll außerdem werbefrei bleiben. Es geht nicht nicht um „Höher, schneller, weiter" (das haben wir im Alltag und im Berufsleben schon genug), sondern um Beständigkeit!

UG: Genau so ist es! Leider kommen wir nun schon zum Ende unseres Gesprächs.  Daher zum Schluss zu unserem Klassiker: wenn du dich 10 Jahre in der Zeit zurückversetzen könntest: was würdest du deinem jüngeren Selbst raten?


Chris: Ich würde mich nicht ansprechen. Wir alle haben „Zurück in die Zukunft" gesehen und wissen, dass wir unserem jüngeren Ich niemals begegnen sollten. Der natürliche Lauf der Dinge sollte nicht verändert werden! Das heutige Hier und Jetzt könnte durch eine winzige Veränderung zu Nichte gemacht werden. Das möchte ich ehrlich gesagt nicht auf's Spiel setzen!

UG: Chris, vielen Dank für deine Zeit und die spannenden Antworten. Viel Erfolg für euer Projekt.


Chris: Ich danke dir ebenfalls für das Interesse an Waldhalla und die Möglichkeit ein wenig zu plaudern!

Das Interview führte Lawbringer für Undergrounded.de mit Chris von Waldhalla
 

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