Heute im Quickcheck ein weiteres Urgestein der Metalszene in Stuttgart Michael „MIG“ Gritzan, Mitbegründer des Circle of Undead und (Be-)Treiber der Circle Group.
UG: Servus MIG! Circle of Undead, Circle Group, Taste of Death Party, Taste of Death-Fest? Da soll noch einer Durchsteigen! Bereits seit gut 10 Jahren hast du in Stuttgart aktiv schon einige Fässer aufgemacht und ich erinnere mich an einige geile Events im ehemaligen Jugendhaus Anna in Bad Cannstatt, vor allem der Maultaschen meets Metal-Event. Was ist denn gerade aktuell bei dir?
MIG: Hallo Grave, Servus! Das mit dem Durchsteigen ist gar nicht so schwierig. Alle genannten Namen sind im Laufe unserer Metalclubzeit in Benutzung gewesen und sind es teilweise noch. Immerhin bin ich 1994 aus dem Ruhrpott ins Schwabenlädle gekommen und habe recht bald die ersten kleinen DJ-Partys im Freundeskreis geschmissen. Seit 2001 gab es dann auch die ersten öffentlichen, kleinen Partys in Jugendhäusern und so. Seit 1986 bin ich nun schon dem Heavy Metal verfallen und habe meine Leidenschaft immer schon mit Gleichgesinnten geteilt, auch in meiner alten Heimat.
Seit den ersten Partys habe ich mich dann, mal mit mehr, mal mit weniger (und wechselnden) Mitstreitern natürlich weiterentwickelt und auch immer wieder neue Namen und Konzeptveränderungen ausprobiert. Von DJ-Partys, über reine Konzertveranstaltungen bis hin zu Metal-Events, z.B. mit DJ und Maultaschenbuffet. Aktuell bin ich an der Planung weiterer Metal-Events. Es wird wohl erst einmal keine reinen Konzertveranstaltungen mehr geben. Auftretende Bands werden im Gesamtkonzept eines Eventabends auftreten. Aber meine spruchreifen Ideen werden hier noch nicht verraten und sind auch noch ein wenig Locationbetreiber abhängig. Doch es wird weitergehen.
UG: Wie schätzt du momentan die Nachfrage nach Eventlocations im Großraum Stuttgart ein? Seit der Schließung des Jugendhaus Anna ist ja einmal mehr „Veranstaltungsraum“ weggebrochen. Habt ihr für euch schon eine neue Lösung gefunden?
MIG: Das Jugendhaus ANNA in Stuttgart Bad Cannstatt war uns über viele Jahre ein treuer und guter Partner und hat uns perfekt unterstützt. Leider ändern sich die Zeiten und im Neubau ist für den guten Heavy Metal kein wirklicher Platz mehr. Somit ist die Zusammenarbeit mit dem Abriss des alten Gebäudes leider zusammengebrochen. Eine neue, dauerhafte Lösung haben wir bisher noch nicht gefunden. Ich möchte gerne mit einem Partner zusammenarbeiten, der sich eine längerfristige Kooperation vorstellen kann und mit dem man gemeinsam seinen und unseren neuen Namen, Circle Group, voranbringen kann. Ich bin aber immer wieder in Gesprächen und schaue mir Locations an.
Grundsätzlich ist es in Stuttgart eng geworden, Locations zu finden, die nicht schon durch hauseigene oder gebuchte „Gitarrenveranstaltungen“ belegt sind- mittlerweile will wohl kein Jungendhaus mehr ohne unsere Musikrichtung sein. Oder die Häuser distanzieren sich vom Metal und suchen sich andere Musiksparten, denen sie treu bleiben.
UG: Wie bist du/ihr damals auf die Idee gekommen den Circle of Undead zu gründen?
MIG: Der Circle of Undead entstand aus einem, in den Anfangstagen entstandenen Zusammenschluss von Metalfans aller Sparten, die sich damals noch mit mir in der RoFa Ludwigsburg zum Abfeiern und für Organisatorisches (der Lautstärke wegen) im Vorfeld auf dem RoFa Parkdeck getroffen haben.
Durch berufliche Veränderungen mit Montagetätigkeit und sich in der Zeit auch verändernden Metalströmungen in der Gruppe, weg von meinem geliebten Deathmetal, beschloss ich mit ein paar Mitstreitern, denen der Deathmetal auch zu kurz kam, eigene Sache zu machen. - Die Geburtsstunde des Circle of Undead. - Da wir alle ebenfalls tattoobegeistert und horrorfimverrückt sind, nahmen wir diese Einzelheiten mit in unser neues Logo auf und starteten weitere Events, wo z.B. nach einen Deathmetalkonzert mit mehreren Bands (Taste of Death Fest) noch ein Horrorfilm gezeigt wurde, um den Abend gemütlich abzurunden und nicht nach dem Konzert gleich wieder alle Gäste nach Hause rennen zu lassen.
UG: Ich hab das Gefühl du konzentrierst dich momentan auch ein wenig mehr auf die Circle Group?
MIG: Ja, dein Gefühl täuscht dich nicht. Der Circle of Undead ist in der Circle Group aufgegangen und wird unter diesem Namen unsere T.O.D.-Reihe (Taste of Death) und weitere Metalevents durchführen.
Die Circle Group an sich hat ein erweitertes Spektrum an Leistungen und Möglichkeiten im Angebot. Da das Ganze recht vielschichtig ist, nimmt die Circle Group eben mehr Raum ein und auch Werbung und die Weiterentwicklung der einzelnen Sparten brauchen meine Zeit.
UG: Die Mischung Metal-Dienstleistung wie Catering, Security Service, sowie Konzerte bzw. eigene Events gemischt mit Bastelservice bzw. Nageldesign ist ja ein ziemlich breites Spektrum, hat da etwa „Weibsvolk“ die Finger mit im Spiel?
MIG: *lacht* ja, richtig vermutet. Meine Frau betreut den „Weiberkram“ in der Circle Group - Dazu gehört der Bastelservice mit eigenem DaWanda-Onlineshop und der Homeservice mit zertifiziertem Nageldesign. Mein Part gemeinsam mit meiner Gruppe an freiwilligen Mitstreitern, allen Voran meinem besten Freund Peter samt seiner Freundin Nadine betreuen den Bereich des Circle of Undead mit Catering und Safekeeping. Der Begriff Security ist mir zu negativ besetzt und ruft oft falsche „Gorilla-Assoziationen“ hervor, wir greifen zwar auch durch, wenn es nötig ist, können aber auch lächeln, wenn alles sicher zugeht, weisst du was ich meine? Des Weiteren bietet die Circle Group noch den Bereich der Fotografie an, mit dem ich meinen Lehrberuf und meine Leidenschaft verwirklichen kann.
UG: Man sieht in Stuttgart allgemein im Veranstaltungsbereich immer wieder die gleichen Leute hinter den Kassen und im Orga-Bereich. Wo ist deiner Meinung nach der Metal-Nachwuchs „versteckt“?
MIG: Das ist eine gute Frage, die ich mir auch schon häufiger gestellt habe. Gedankensplitter: bei der Metaldisco-Doubletime, am eigenen PC daheim beim mp3 hören, auf großen Festivals mit bekannten Showgrößen? Leider habe ich festgestellt, dass Undergroundkonzerte oder kleinere Konzertveranstaltungen mit nicht so bekannten Bandnamen in den letzten Jahren wirklich schlechter frequentiert wurden. Da gibt die Jugend lieber ein paar Zehner für ein dreitägiges Metalfestival irgendwo in Deutschland aus, an statt mal über den Tellerrand zu schauen und in der Location um die Ecke drei bis vier gute Bands für nen Fünfer zu hören und kennen zu lernen. Ich will nicht sagen, dass es falsch ist, die Konzerte der Szenegrössen oder langjährig bestehende Festivals zu besuchen. Aber auch vor der eigenen Haustür laufen immer wieder tolle Veranstaltungen, die es zu unterstützen lohnt.
Doch nicht nur im Nachwuchsbereich ist es schwierig, die Circle Group ist auch auf der Suche nach weiteren Mitstreitern. Doch viele Leute scheinen sich nicht organisieren zu wollen oder bekommen ihren Hintern nicht wirklich hoch um sich für die gute Sache Heavy Metal einzubringen.
UG: Auf einigen kleinen Events hast du ja auch das Catering geschmissen, wie siehst du momentan den Metal-Underground besonders in Stuttgart?
MIG: Hm…ich würde schon sagen, dass der Stuttgarter Underground schon lebendig ist. Ein Problem ist sicherlich, dass es viele kleine Veranstaltungen gibt und dass Absprachen unter den Veranstaltern und Locations nicht funktionieren oder gar nicht praktiziert werden. Ich als gelernter Kaufmann formuliere das so: „Man nimmt sich gegenseitig die Kundschaft weg“. Oder große Veranstalter und kleine Events kommen sich in die Quere, so dass für die Kleinen entsprechende Konzertabende in die Hose gehen. Das ist für die zahlenden Besucher und für die auftretenden Bands schlecht, weil wir dann über Stimmung und Atmosphäre nicht mehr sprechen müssen. Viel hilft also nicht immer viel.
Aber ich weiss nicht, wie man diesen Zustand ändern könnte. Vielleicht braucht man zu jedem Jahresende einen „Veranstalterstammtisch“, um gemeinsam das neue Jahr zu planen. Ich denke aber, dass die Realisierung eines solchen runden Tisches unmöglich umzusetzen sein wird, Versuche gab es ja bereits mehrfach in Form von Internetforen. Aber vielleicht wäre ein persönlicher Kontakt ausserhalb der digitalen Welt bei Absprachen doch verbindlicher? Daher versuche ich mit der Circle Group ja schon seit längerem, Metal-Events zu organisieren. Gut, das Wort Event ist ziemlich ausgelutscht, dann nennen wir das Ganze eben Erlebnis-Metal-Konzert, bei dem es natürlich um die Musik geht, aber eben auch andere Highlights zum Tragen kommen, wie eben besonderes Catering oder weitere Schwerpunkte aus Nicht-Musik-Künstlern, DJs, Contests oder besonderen Aktionen. Mehr wird aber an dieser Stelle noch nicht verraten. Informier dich einfach auf unseren Homepages.
UG: Wenn du die Chance hättest MIG ca. 2003 mit deinem heutigen Wissen kennenzulernen, was würdest du ihm als Tipp mitgeben?
MIG: Puh, da stellst du mir aber eine gute Frage. Ich glaube, ich würde ihm sagen: „MIG, mein Junge, du machst das schon ganz gut so. Aber sei nicht dumm und glaube, die Metalszene bleibt immer so bestehen, wie du sie Anfang der 80 Jahre kennengelernt hast. Auch unsere Szene ist einem Wandel unterworfen und wenn du Veranstaltungen organisieren willst, bleibe wachsam und offen für Strömungen innerhalb deiner Lieblingsmusikrichtung. Und lerne E-Bass spielen.
UG: Vielen Dank für das Statement aus dem erweiterten Underground! Vielleicht sehen wir uns auf dem nächsten Maultaschen-Film-Konzertevent im Ländle!
MIG: Ich danke dir für deine wirklich herausfordernden Fragen und hoffe, niemanden beim Lesen gelangweilt zu haben. Würde mich freuen, dich und vielleicht auch einige andere Leser bei uns begrüßen zu dürfen. Auch neugierige, neue Mitstreiter sind herzlich willkommen. Nette Helfer werden immer gesucht.
Das Interview führten Grave von Undergrounded und Michael Gritzan, Betreiber der Circle Group und Veranstalter der Taste of Death Fests. Mehr Infos:
www.circle-of-undead.de
www.design-aichtal.de
www.facebook.com/circlegroup