Freitag, 19. Mai 2023. Es sollte wohl ein beschaulicher Abend werden im Mergener Hof in der Rindertanzstraße 4 in Trier. Neben Bölzer und Concrete Winds sollten die sehr angepassten Watain aus Schweden für einen der letzten Gigs der erfolgreichen "Agony & Ecstasy Over Europe"-Tour aufspielen und für einen entspannten Abend in der sonst auch für klassische Musik bekannten Location sorgen...
Doch P. Rofi (Name von der Redaktion geändert), professioneller Fotograf des international gefeierten „OFF:Plifitz Magzin - für angepasste, therapeutische Musik“ (Name von der Redaktion geändert), der (angeblich) für professionelle Aufnahmen aller Bands angeheuert wurde, sollte sich beim letzten Auftritt des Konzerts innerhalb kürzester Zeit in einem echten Hexenkessel wiederfinden. Denn wer da die Bühne betrat, war niemand Geringeres als die für diesen Slot erwarteten Watain, was zu FAST keinerlei Verwirrung führte.
Wir versuchen für den Leser den zeitgenauen, schockierenden und monströsen Ablauf der Vorkommisse wiederzugeben:
22:34 Watain betreten die Bühne und passieren P. Rofi in geringster Distanz. Die von der Band mitgeführten brennenden Fackeln nimmt P. wegen der sich schnell entwickelnden Rauchschwaden und beißenden Gestanks zu spät wahr, um noch zu reagieren. Die aus dem Schatten herausfauchende Hitzewand einer 1300 Grad heißen, weißen Phosphorlanze - die P. wie die Frühjahrsoffensive 1918 trifft - lässt das Case seines sehr professionellen Handys fast vollständig (an)schmelzen und steckt infolge die extra für den Abend von H&M vorgefertigte Kutte (29,99€) lichterloh in Brand.
22:37 Der Schock sitzt tief und P. versucht die letzten Glutnester mit dem vom Venue vertraglich garantierten 500ml Marken-Mate zu löschen, der zur eigenen Verwunderung tatsächlich die Flammen erstickt und bei weißem Phosphor nicht hätte funktionieren dürfen! Gerade dem unrühmlichen Ende entronnen und am eigenen Glück zweifelnd, erinnert sich P. an den heiligen „Profi-Foto-Kodex“ den jeder professionelle Profi-Fotograf geschworen hat und nimmt seine Arbeit im sich inzwischen dynamisch entwickelnden Kriegsgebiet wieder auf.
Dramatisation: Die Fackel trifft P. Rofis Profifotohandy
22:39 Der vermeintlich sichere Fotograben entpuppt sich als Todesfalle. Während sich die Crew der Band erdreistet, den Sound von Watain durch Kabelprüfung und minimalem verrücken der Monitorboxen zu verbessern, kann P. den Überall herumfliegenden Splitter-Armen kaum ausweichen und wird mehrfach von verschiedenen stumpfen Ellenbogen im Gesicht getroffen. Schockiert durch die Dreistigkeit, wirft sich P. auf den Boden um weiteren Körperschrappnellen zu entgehen.
22:41 Ein kurzer Blick über den Grabenrand, (der bei näherer Betrachtung nicht mit den im Vorfeld garantierten Sandsäcke aufgeschichtet wurde) um die Situation des Schlachtfelds einzuschätzen, rächt sich „stante pede“. Sänger Erik entdeckt einen weiteren Brandherd auf der Kutte von P., der sich auf dem Patch der wohl von H&M erfundenen Black Metal Band „Myrkur“ weiter auszubreiten droht. Erik reagiert sofort und nutzt die wenigen Flüssigkeiten, die ihm aktuell zur Verfügung stehen für einen verzweifelten und potentiell lebensrettenden Löschversuch.
22:41 und 22 Sekunden P. fühlt eine nicht unerhebliche Menge Spucke von seiner Stirn zwischen die Augen laufen.
22:41 und 24 Sekunden Sänger Erik stellt fest, dass der Versuch der Brandlöschung ein glatter Fehlschlag war und schickt einen Schwall ?Kunst?blut hinterher, um die eskalierende Situation im direkten Umfeld des offensichtlich versierten aber verwirrt und überfordert wirkenden Profifotografen unter Kontrolle zu bringen.
22:41 und 27 Sekunden P. Rofis professionelles Fotohandy verliert Aufgrund Liquid-Damage mindestens 40% Akku und geht (wie vom Hersteller garantiert) automatisch in den Stromsparmodus. Die sonst genauso automatisch erfolgende Anwahl der hinterlegten Notrufnummer (Mutti) bleibt katastrophalerweise aus.
22:42 Ein präzise in die Menge abgegebenes Watain-Riff trifft P. mit voller Wucht aufs Trommelfell und zerstört für genau eine halbe Sekunde den Gleichgewichtssinn des verwirrten Opfers und versetzt die anwesenden Fans in nackte Ekstase. Beim orientierungslosen Umkippen trifft sich P. mit der eigenen Faust voll ins Gesicht und verliert dabei den Dens Caninus (oben links).
Dramatisation: Skalarwellenriff trifft P. Rofis Trommelfell
22:44 P. fühlt sich wenig wertgeschätzt, als sich wirklich niemand, niemand, garniemand der Suche nach seinem Zahn anschließt, obwohl er nun wirklich auffällig mit der Handytaschenlampe den Boden absucht. Der sanften aber bestimmten Bitte des Watain Sängers, doch bitte das SCHEISS NOKIA 5210 auszumachen, kommt P. nicht nach und fühlt sich durch einen erhobenen Zeigefinger existenziell bedroht.
22:45 P. Rofi verlässt wutentbrannt (wahrscheinlich ohne Zahn), physisch und emotional tödlich verletzt die Location und löscht nicht nur alle Bilder von Watain, sondern auch alle Bilder der anderen Bands von seinem Profihandy und schwört sich selbst: „Den verdammten §&%@*/!!! schreib ich ja mal garnix! Im Gegenteil, ich schreib wie böse, unprofessionell, wenig wertschätzend und gefährlich Watain sind und bestrafe auch alle Bands, die denen noch Vorschub leisten – das wird sie Lehren! Und hey, vielleicht bekomme ich dann auf einem 1000 Dulli-Fanblog endlich mal mehr als drei Likes für die ganzen anderen Artikel!
Dramatisation: Eckzahn eines gesunden Hodenkobolds "Testiculus Cobolorum"
Der restliche Abend musste, nach der vollen Spielzeit aller Bands, zufriedenen Gästen und einem für Black Metal Konzerte vollkommen normalen Ablauf - allerdings um einen Handystörer weniger - erfolgreich beendet werden. Man kann allen Beteiligten nur das Beste für den nächsten Termin wünschen und wir hoffen, dass P. Rofi seine Ausflug in den Black Metal gut verarbeiten wird!
Update: Der trotzig weinerliche Kommentar von P. Rofi wurde auf der FB-Präsenz des "OFF:Plifitz Magzin - für angepasste, therapeutische Musik“ inzwischen offline genommen. Wir bitten von weiteren gerechtfertigten Beileidsbekundungen und Genesungswünschen abzusehen.
ACHTUNG: Vorkommnisse des "Agony & Ecstasy over Europe tour" Stops in Trier können exakt so - oder aber vollkommen überspitzt und nicht zwingend realitätskonform passiert sein. (Wobei es eventuell schon ziemlich gut in etwa ca. hinkommt.)
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